03.08.2017

Motivation Bogenschießen – So begeistert man Jugendliche für unseren Sport!

Was genau bringt junge Menschen eigentlich dazu, den Bogensport zu betreiben? Und was kann man unternehmen, damit junge Schützinnen und Schützen unseren Sport langfristig ausüben? Mit diesen Fragen haben wir uns auseinandergesetzt. Wir, das sind Jessica Bartl, aktuelle Jugendwartin beim BSC Oberhausen 1957 e.V. und Andreas Tinnefeld, langjähriger Jugendwart beim TuS Grün-Weiss Holten 1900 e.V., aktuell Schütze beim BSC Oberhausen 1957 e.V. und aus zeitlichen Gründen ohne aktuellen Vorstandsposten.

Die erste Frage ist relativ leicht zu beatworten. Das Interesse am Bogensport kann beispielsweise durch Freunde geweckt werden, die diesen Sport bereits betreiben. Oder durch einen Cluburlaub, in dem das Bogenschießen angeboten wird. Teilweise bieten Vereine aber auch selbst Schnupperkurse an. Oftmals werden Jugendliche aber auch durch Film und Fernsehen auf Pfeil und Bogen aufmerksam. Die Palette der Nutzung jeglicher Bogenarten in der Filmindustrie ist breit gefächert. Sie reicht von der Nutzung eines Blankbogens in „Der Herr der Ringe“ bis hin zur Nutzung eines Compoundbogens in „Rambo“. Dies sind oft Auslöser für Jugendliche, sich näher mit dem Bogenschießen zu befassen und einen Verein aufzusuchen, in dem man sich mit der noch fremden Materie vertraut machen kann.

Schwieriger zu beantworten ist jedoch die Frage, wie ein Jugendlicher motiviert werden kann, den Sport langfristig zu betreiben, wenn er sich einmal für diesen entschieden hat. Durch sämtliche Höhe und Tiefen hindurch. Hierzu haben wir  ein Interview mit Johann Granieczny, einem Urgestein im Bogensport und dem Mitgründer des BSC Oberhausen 1957 e.V., sowie Carlo Schmitz, einem unserer jungen Deutschen Spitzenschützen, geführt.

Im Gespräch mit Johann Granieczny merken wir schnell, dass wir hier von jahrzehntelanger Erfahrung im Bogensport profitieren können. „Ich habe von 1978 bis 2013 die Jugendlichen in unserem Verein trainiert.“ Wir sprechen hier also als von 35 Jahren Erfahrung im Umgang Kindern und Jugendlichen! „Als Unterstützung hatte ich meine Frau Anita zum Training angelernt. Sie war die eigentliche Trainerin für die Schüler und Jugendlichen im Anfängerbereich. Ich habe die Fortgeschrittenen trainiert. Das gemeinsame Training begann bei uns mit dem Aufwärmen. Da meine Frau schon früher im Turnverein tätig war, hatte sie verschiedene Übungen für das Aufwärmtraining im Griff. Nach dem Aufwärmtraining konnten sich die Schüler und Jugendlichen 15 Minuten mit dem Bogen einschießen. Danach wurde eine Leistungskontrolle auf Wettkampfentfernung geschossen. Nach der Leistungskontrolle wurde mit den Schülern und Jugendlichen ein Krafttraining durchgeführt, danach gab es erst einmal eine Pause. Nach der Pause wurden dann Schießspiele gemacht. Danach konnten die Schützen frei wählen auf was sie schießen wollten.“ Der Trainingsablauf war hier also durch Kombination aus Pflicht- / Leistungsanteil und Spaß gekennzeichnet. „Für Schüler und Jugendliche muss man als Trainer ein besonderes Händchen haben. Man muss bei den Anfängern sofort ein Vertrauensverhältnis aufbauen können und den Anfängern die Angst vor dem Versagen nehmen. Es ist die Kunst des Trainers bei den Anfängern die Lust auf das Bogenschießen zu fördern.“

Im Interview mit Carlo Schmitz wird schnell deutlich, welch hohen Stellenwert das Thema Motivation im Bogensport hat. Insbesondere wenn man auf einem solche hohen Niveau wie Carlo Schmitz schiesst. „Jeder Pfeil im Turnier ist doppelt so schwer zu schießen wie ein Pfeil beim Training. 72 Pfeile beim Training schießt Du so weg, aber 72 Pfeile im Turnier sind was ganz anderes“. Carlo Schmitz ist einer der großen Deutschen Talente. Ein Vorzeigeschütze. Auf die Frage ob er auch schon einmal Probleme mit der Motivation hatte antwortet er: „Ja klar, das haben wir alle…“. Woher nehmen Schützen wie Carlo also ihre Motivation? Schützen, die auf Knopfdruck Leistung abrufen müssen. Schützen die unter permanentem Leistungsdruck stehen. Die Antwort von Carlo kam wie aus der Pistole geschossen. „Es ist das Team. Es sind die Menschen um Dich herum. Ich weiß nicht ob Du das verstehen kannst. Beim Bogenschießen kämpfst Du ja erst einmal für Dich alleine. Aber Du kämpfst auch im Team bei Mannschaftswettbewerben. Und es sind die Menschen um Dich herum die Du nicht enttäuschen willst. Dein Coach, Menschen die Dich dahin gebracht haben wo Du bist. Natürlich brauchst Du auch eine eigene Motivation von innen. Ohne die geht gar nichts. Aber was auch wichtig ist, ist das Drumherum. Du brauchst den richtigen Verein. Du brauchst die richtigen Umstände. Jemand der Dir zeigt was geht, was möglich ist. Jemand der Dich fördert, Dich z. B. zu Turnieren mitnimmt. Dort triffst Du dann andere, bessere Schützen. Und wenn es der richtige Sport für Dich ist, dann kommt die innere Motivation von alleine.“

Fassen wir also zusammen: Eine innere Motivation ist unerlässlich. Ohne diese funktioniert nichts. Aber auch eine Motivation von außen ist nicht zu unterschätzen. Insbesondere junge Schützen brauchen jemanden der sie fördert – aber auch fordert. Und wenn man dann noch im richtigen Verein ist, der optimalerweise auch Abwechslung und zusätzlich Spaß bietet, dann bleiben auch neue Schützen lange bei unserem Sport. Einer der ganz wichtigen Punkte ist der Spaß an der Sache. Hat man Spaß an dem was man tut, ist man automatisch auch motiviert. Wir finden, dass es im Bogensport eigentlich relativ leicht ist für Abwechslung zu sorgen. Der Bogensport hat viele Facetten. Bringt man einem Fita-Schützen beispielsweise das 3D-Schiessen nahe, eröffnet sich für diesen Schützen nahezu eine andere Welt. Dies führt vielleicht auch zu einer neuen oder anderen Motivation.

Wie schön eine Kombination der Teilbereiche im Bogensport sein kann, hat am letzten Wochenende erst noch der TV-Schiefbahn 1899 e.V. bei einem Turnier bewiesen. In diesem neuen, kreativen, Turnier wurde auf Entfernungen zwischen 20 und 40 Metern auf Fita- und Tierauflagen geschossen. Der Clou an der Sache: Nicht immer stand man dabei auf ebenem Terrain an der Schießlinie. Dies hat augenscheinlich nicht nur den Kinder- und Jugendlichen wahnsinnigen Spaß bereitet.

Aber auch innerhalb eines Bereiches (z. B. Fita) ist es möglich, Kindern und Jugendlichen – natürlich auch den Erwachsenen – eine große Abwechslung zu bieten. Über Nacht-, Halloween- und Nikolausschiessen ist der Abwechslung im Bogenschießen nahezu keine Grenze gesetzt. Wichtig ist, dass die Trainer und die zuständigen Ansprechpartner im Verein auch bereit sind, die Möglichkeiten zu nutzen. Wir finden, dass es dann auch mit der Motivation klappen sollte…