29.05.2017

Im Center der Bogensportwelt

20-jähriges Jubiläum der Bogensporthalle der Firma Werner Beiter in Dauchingen – Olympiasieger und Weltmeister zu Gast, sowie die Weltbogensportlerin des Jahres 2016 – Feier im Zeichen von regionaler Bindung und internationaler Präsenz

Am vergangenen Wochenende konnte die Firma Werner Beiter aus Dauchingen, bekannt als Hersteller für Bogensportartikel, das 20-jährige Jubiläum des „Werner & Iris Centers“ feiern. Dieses Center wurde vor 20 Jahren, von Werner Beiter, dem Firmengründer, als Testhalle für den Bogensport eingeweiht. Damals wie heute wurde dies zusammen mit Schützen aus der ganzen Welt gefeiert. Dieses Mal waren Geschäftspartner, Lieferanten und Mitarbeiter zu Gast, um gemeinsam mit den Schützen eine informative Zeit zu verbringen.

Die Firma Werner Beiter produziert ausschließlich in Dauchingen und legt größten Wert auf Qualität „Made in Germany“ und den Standort Deutschland. Aus diesem Grund findet die Wertschöpfung auch in vollem Umfang in Deutschland, möglichst sogar in Baden-Württemberg statt. Das bedeutet, dass Zulieferteile z.B. aus Metall aus der nächsten Umgebung stammen, ob es sich um Halbzeuge aus Dauchingen, Federn aus Schwenningen oder Drehteile vom Heuberg handelt. Optische Linsen werden exklusiv aus Aalen bezogen, Werkzeuge aus dem Schwarzwald.

Im „Werner & Iris Center“ treffen sich unter dem Jahr Schützen aus der ganzen Welt, – Olympiasieger, Weltmeister oder passionierter Hobbybogenschütze, internationale Verbände, Vereine oder einzelne Schützen – um zu trainieren, zu tunen, zu testen, Erfahrungen auszutauschen oder einfach, um eine gute Zeit zu haben.

Nach 20 Jahren war das „Werner & Iris Center“ extra für dieses Event in monatelanger Feinarbeit auf den neuesten Stand gebracht worden: direkte und indirekte Beleuchtung an der Schießlinie, um jede Schattenbildung zu vermeiden mit Leuchten einer weltweit bekannten Firma aus Schwenningen, eigens von der Firma Beiter gebaute LED-Beleuchtung an den Schießscheiben, Kameras und TV’s über den Schützen, Aufnahmetechnik, um zeitversetzt aus verschiedenen Positionen den letzten Schuss zu analysieren und vieles mehr.

Das Jubiläum wurde über drei Tage gefeiert. Eingeladen waren vier Topschützen, einer aus jeder der vier Kategorien Recurve Damen und Herren, Compound Damen und Herren. Zusätzlich schrieb man in den sozialen Medien eine weltweite Verlosung von vier „Wildcards“ aus, um nochmals vier Schützen aus jeweils einer der Klassen die Chance zu geben, an dem Jubiläum teilzunehmen und mit den Topschützen auf der Schießlinie zu stehen.

Die Topschützen waren:

Lisa Unruh aus Deutschland, Silbermedaillengewinnerin 2016 von Rio, amtierende Weltmeisterin Halle und Feld, Weltcupsiegerin und Weltbogensportlerin 2016 in der Klasse Recurve Damen.

Florian Kahllund aus Deutschland, Weltmeister Halle im Team 2016, 2. im Weltcup in Wroclaw 2015, Weltcupsieger in Antalya und Europameister Halle 2014 in der Klasse Recurve Herren

Marcella Tonioli aus Italien, 3. der Weltrangliste, Siegerin des Weltcupfinales 2016, Weltcupsiegerin Shanghai 2012, Weltmeisterin 2011 in der Klasse Compound Damen

David Drahoninsky aus Tschechien, unter anderem Silber bei den Paralympics in Rio 2016 und in London 2012, Gold in Peking 2008 und Weltmeister in Donaueschingen 2015 in der Klasse Compound Herren.

Die „Lucky Dogs“, welche aus den Einsendungen, die aus der ganzen Welt eingegangen waren, ausgelost wurden, waren Karin Larsson aus Schweden in der Klasse Recurve Damen, Salman Nahid Oli aus Bangladesch in der Klasse Recurve Herren, Julia Oleksejenko aus Lettland in der Klasse Compound Damen und Jürgen Seibold aus Deutschland in der Klasse Compound Herren.

Für alle „Lucky Dogs“ war es sicherlich eine tolle Erfahrung ausgelost zu werden. Eine ganz besondere Erfahrung war es jedoch für den 20 Jahre alten Salman Nahid Oli aus Bangladesch.

Er lag mit gebrochenem Bein im Krankenhaus, als er auf der Facebook-Seite der Firma Beiter den Aufruf für dieses Jubiläum sah und sich spontan entschloss, sich dafür zu bewerben. Wie er später sagte, ohne die geringste Hoffnung, dass er gezogen würde. Was er bis dato nicht wusste, er war tatsächlich der erste, der sich für die Auslosung beworben hatte. Entsprechend groß war seine Begeisterung. Für ihn und die Firma Beiter begann dann allerdings die ungeahnt schwierige Aufgabe für ihn ein Reisevisum zu erhalten. Es wurde eine offizielle Einladung geschrieben, die erste Fahrt, 9 Stunden mit dem Bus in die Hauptstadt Dhaka zum Konsulat, verlief ernüchternd. Salman hatte keinen Besuchstermin vereinbart und musste trotz sofortiger telefonischen Kontaktaufnahmen der Firma Beiter mit dem Konsulat vor Ort, wieder unverrichteter Dinge nach Hause fahren. Unzählige Anrufe, fast täglich mit ihm, Telefonate aus Deutschland mit dem Auswärtigen Amt in Berlin, der Botschaft in Dhaka, dem Sportschützenverband in Bangladesch, zwei weitere 9-stündige Fahrten und Warterei vor der Botschaft waren nötig, bis Salman dann endlich sein Visum stolz und glücklich in den Händen halten konnte. Zuvor war die einzige Auslandsreise, die er gemacht hatte, ins benachbarte Indien gegangen. Und jetzt sollte es nach Deutschland gehen! In seinem Heimatland ist er durch diese Reise zu einer kleinen Berühmtheit geworden. Unzählige Berichte in Zeitungen und Interviews waren die Folge, vom Nationaltrainer wurde er sogar in die Nationalmannschaft berufen. Als erstem Bangladescher war es ihm gelungen, aus sportlichen Gründen ein Einzelausreisevisum zu erlangen. Für Salman sollte in Dauchingen ein Traum in Erfüllung gehen: sein Idol Lisa Unruh zu treffen und mit ihr auf der Schießlinie zu stehen, dort wo schon viele Topschützen geschossen hatten. Inzwischen ist Salman zurück in Bangladesch, im Gepäck Unmengen deutscher Süßigkeiten für die Familie.

Im Bogensport wird nicht nur von Inklusion gesprochen, sondern auch gelebt. In wohl keiner anderen Sportart ist es möglich, dass Sportler mit und ohne Handicap zusammen auf der Schießlinie stehen und zusammen den gleichen Sport ausüben. Dies war durch David Drahoninsky aus Tschechien eindeutig zu sehen. Schon als Teilnehmer der Para-WM in Donaueschingen 2015 konnte er und andere Bogenschützen mit Handicap den interessierten Zuschauern zeigen, dass es trotz Behinderung möglich ist, diesen Sport auszuüben. Egal, ob Querschnitt, Amputation oder Blindheit: beim Bogenschießen gibt es eigentlich keine Ausrede.

Ein besonderer Gast an diesem Wochenende war auch Mix Haxholm, begeisterte Bogenschützin aus Schweden und ehemalige Miss Thailand. Seit vielen Jahren verbindet die Familie eine Freundschaft mit ihr. Auch als Werbegesicht für die Firma Beiter war sie auf Postern und Bannern in der Halle sichtbar.

Geboten waren einer Showeinlage aus dem Musical „Tarzan“ der liebenswerten und tollen Tanzgruppe „Dance for Fun“ aus Dauchingen, Schießeinlagen der Schützen auf 70 Meter, Besichtigung des „Werner & Iris Centers“, einem spannenden Hit-Miss-Turnier der acht Teilnehmer, sowie einem Schnupperschießen für Jedermann.

Bei regionalem Essen aus dem Längental und der eigenen Küche hatten alle, auch die Veranstalter, eine sehr gute Zeit.