Goldpanik und andere Mentalprobleme
Bogensport Magazin
Bevor ihr euch meinen Bericht über so ein komplexes Thema durchlest, möchte ich vorausschicken, dass ich kein Psychologe oder Neurologe bin. Ich möchte euch lediglich eine kurze Hilfestellung mit meinen einfachen Worten zu einem Problem geben, das viele von euch beschäftigt aber die meisten sich nicht eingestehen. Von Axel Roth.
Ich habe in meinem Leben viel erlebt und habe viele gute und weniger gute Erfahrungen gemacht, und glaube einigen von euch vielleicht weiterhelfen zu können.
Schon in der Bibel stand: „nur wer die Sünde kennt, kann darüber predigen…….“
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Targetpanik, Goldpanik, Scheibenpanik, Löseprobleme usw. ,das alles sind Begriffe für dasselbe Problem.
Ist es wirklich ein Problem oder ist es nur eine Reaktion unseres Inneren auf viele kleine Besonderheiten die wir auf unserer „Festplatte“ in unserem Leben im Kopf gesammelt und angehäuft haben.
Die meisten Schützen haben früher oder später bereits mit diesem Thema zu tun gehabt, und jeder von uns kennt sie, die Goldangst.
Für viele Schützen ist es wie eine Krankheit die man nie wieder los wird, für die man sich schämt und wovon man am besten niemandem erzählt.
Einige zerbrechen daran und hören auf zu schießen, andere gestehen es sich nie ein und suchen die Schuld für ihr Versagen in anderen Dingen, aber die meisten lernen mittlerweile durch professionelle Hilfe, mit der Zeit damit umzugehen.
Was ich hier schreibe mag für einige von euch sehr dramatisch klingen, aber diejenigen die darunter gelitten haben werden mir zustimmen. Es ist das Schlimmste was einem Schützen passieren kann. Wer nicht zielen und ruhig ins Ziel halten kann, der wird auch nicht treffen, höchstens vielleicht aus Zufall…..
Das schwierige daran ist, dass niemand der so etwas nicht bereits selbst gespürt hat, euch wird weiterhelfen können. Jeder von euch kennt die Sprüche der Trainer und Betreuer,
„stell dich doch nicht so an, und halt doch einfach in die Mitte“.
Alle die schon mit Goldpanik zu tun hatten, ich selbst habe über Monate darunter gelitten und wollte den Schießsport beenden, weiß dass das in so einem Moment nicht mehr möglich ist.
Die Gedanken schweifen ab, es wird einem heiß und kalt und man möchte dass das Turnier so schnell als möglich, ohne größere „Verletzungen“ zu Ende geht. Da macht das Hobby keinen Spaß mehr, das ist reiner Stress.
Um davon wegzukommen, müsst ihr am besten einen Trainer finden ,der selbst damit zu tun hatte und es überwunden hat.
Nur wenn jemand weiß und fühlt was in euch vor geht, kann er euch da raushelfen. Es ist wie bei einer Sucht, die besten Suchthelfer sind oft die ehemals Süchtigen. Und genau so würde ich es beschreiben.
Man behält die Goldpanik ein Leben lang , aber man lernt damit umzugehen.
Wie äußert sich die Targetpanik?
Jeder von euch kennt die Schützen die an der Schiesslinie stehen und plötzlich wie vom Blitz getroffen, zusammenzucken.
Wie entsteht so eine Situation? Wie funktioniert unsere innere Steuerung?
Ich möchte es einmal beschreiben:
Das Auge des Schützen sieht den Pin in der Mitte des Ziels stehen, und gibt diese Information über das Gehirn an den Daumen weiter, der das Release öffnen soll.
Bis diese Bewegung ausgeführt wird, bewegt sich in der Zwischenzeit der Pin aus der Mitte und das Auge schreit laut, stoppt den Daumen.
Der Daumen der die Bewegung aber bereits gestartet hat, hört den Befehl noch im letzten Moment und bricht die bereits angefangene Bewegung ab. Das Auslösen des Release konnte so noch gestoppt werden, aber durch die Daumenbewegung , egal ob das Release ausgelöst wurde oder nicht, wird nun ein neuer Befehl gegeben:
„ Spannung im Bogenarm nachlassen, der Pfeil ist ja draußen „
Dadurch kommt es dann zu diesem oft verhängnisvollen Zucken des Schützen, das wir alle kennen.
Der Hauptgrund warum ein “ bewusstes, kontrolliertes “ Abdrücken des Release nicht funktioniert ist ganz einfach und einleuchtend.
Das Zielen und das Abdrücken wird in unserem Gehirn mit 2 unterschiedlichen Teilen “ bearbeitet“, die nicht so einfach zusammenarbeiten.
Das heißt wir müssen uns entscheiden ob wir uns aufs Zielen oder auf die Releasehand konzentrieren.
Beides zusammen funktioniert nur bedingt. Auch bei weiblichen Schützen, die sich für „Multitasking“ halten.
Das heißt wir müssen einen Teil des Schusses, das Zielen, bewusst machen und den anderen Teil , das Auslösen des Release , unbewusst.
Um das zu bewerkstelligen müssen wir wissen wie unser Kopf funktioniert. Alles was wir tun, machen wir zu 1/8 bewusst und zu 7/8 unbewusst. Das eine Achtel wird geprägt durch in diesem Moment passierende äußere Umstände, die sieben Achtel durch Erlebnisse in unserem Leben die auf unserer Festplatte gespeichert sind. Dazu gehören auch abgespeichert Bewegungsabläufe und erlebte Situationen, lasst sie uns als Filme bezeichnen.
Jeder von euch kennt die Situation, dass man einem Fremden in einer fremden Stadt begegnet , der vielleicht humpelt und einen Schnurbart trägt. Und obwohl dieser Jemand nett zu uns ist, erscheint er uns unangenehm und wir wollen lieber nichts mit ihm zu tun haben. Woher kommt so eine Reaktion, obwohl wir mit diesem Menschen noch nie etwas zu tun hatten?
Nehmen wir einmal an, dass ihr mit 3 Jahren bei eurem Nachbarn im Garten Erdbeeren genascht habt und er euch erwischt und an den Ohren gezogen hat. Dieser Nachbar hat gehumpelt und er trug einen Schnurbart. Euer Bewusstsein erinnert sich nicht mehr an diesen Vorfall, aber euer Unterbewusstsein schon. Daher läuten bei jedem dem ihr begegnet, der humpelt und einen Schnurbart trägt sofort die Alarmglocken.
Das ist der Grund warum z.B. Eltern die als Kinder geschlagen wurden, ihre Kinder wieder schlagen, obwohl sie doch wissen sollten wie falsch so etwas ist. Erst wenn einem solche Geschehnisse wieder einfallen, die jedes Mal zu solchen Reaktionen geführt haben, ist der Bann gebrochen und man wird in Zukunft anders reagieren.
So arbeiten z.B. viele Psychotherapeuten. Wir machen täglich nur ca. 5 % neue Dinge, alles andere was wir tun und sagen ist bereits im Unterbewusstsein abgelegt. Wenn wir z.B. morgens nach dem Aufstehen ins Bad laufen, müssen wir uns keine Gedanken machen welche Bewegungen unsere Gelenke machen müssen. Wenn wir jemanden treffen geht automatisch die Hand nach vorne um ihn zu begrüßen. Das sind bereits abgelegte Bewegungsabläufe, Filme in unserem Regal. Wenn etwas mehr als 21 mal gleich gemacht wurde, also auch der Bewegungsablauf des Lösens, wird es bereits abgelegt. Daraus erkennt Ihr nun wie wichtig bei einem Anfänger das richtige Training ist. Viele Schützen kaufen sich im Internet einen Bogen und fangen an zu schießen, ohne richtige Anleitung. Diese meist falschen Bewegungsabläufe werden dann abgelegt. Diese Filme kann man nachgewiesenermaßen nicht mehr löschen. Das einzige was man tun kann, ist, neue Filme aufzunehmen und in Zukunft diese Filme zu benutzen.
Je mehr falsche Filme in einem Regal stehen, desto größer ist natürlich die Gefahr, dass man sie versehentlich unter Wettkampfdruck aus dem Regal nimmt und sie abspielt. Darum macht euch Gedanken welche Bewegungsabläufe Ihr in Zukunft abspeichert, und ob sie wirklich richtig sind.
Wie werden wir nun die Targetpanik wieder los?
Ganz wichtig dabei ist es einen neuen Schussablauf und eine neue Lösetechnik auf unserer Festplatte abzulegen. Am besten beginnen wir mit der Lösetechnik. Da wir vorhin gelernt haben , dass ein Abdrücken des Release auf Dauer nicht funktioniert, müssen wir in Zukunft dem Lösevorgang einen Weg vorgeben. Das heißt wir werden in Zukunft das Release nur noch mit einer Zugbewegung nach hinten auslösen. Dazu benutzen wir am besten ein Release das entweder nur durch Zugspannung öffnet oder ein Release bei dem man die Länge des Weges und die Härte des Weges am Trigger einstellen kann. Wenn diese beiden Sachen lang und hart eingestellt sind, öffnet das Release bei einem Öffnen durch Zug „ unbewusst“ und man kann nicht planen wann der Schuss kommt. Mit solch einer unbewussten Lösetechnik seid ihr gezwungen in die Mitte zu halten, und ihr werdet sehen, das funktioniert plötzlich wieder vom ersten Schuss an.
Es gibt zwei wichtige Körperteile die dafür verantwortlich sind ob der Pfeil in der Mitte steckt oder nicht die entscheiden ob es eine Zehn ist oder eine neun; die Bogenhand und der Zugellenbogen. Ganz wichtig dabei ist , dass die Bogenhand keine Spannung in der Mittelhand hat, also locker ist.
Die Zughand und der Unterarm der Zughand dienen lediglich als Verbindung zwischen Release und Ellenbogen. Bei einem Bogen mit einer sehr festen Wand ist das sehr einfach zu machen. Statisch, lockere Hand am Bogengriff, und dann den Zug am Ellenbogen und warten bis der Schuss bricht. Die Betonung liegt auf dem „ Warten“. Wenn ihr diese Lösetechnik , mit vielen Hundert Schuss, bei denen man sich auf kurze Entfernung ohne Zielauflage nur auf die Releasebewegung konzentriert, im Kopf abgespeichert habt, könnt ihr euch im Wettkampf nur noch auf das Zielen konzentrieren.
Um meinen eigenen Schussablauf im Kopf abzulegen habe ich auch die Sporthypnose in Anspruch genommen, und einen professionellen Hypnotiseur in Baden Baden gefunden der mir sehr weitergeholfen hat. Seitdem sind nicht mehr die guten Ringzahlen mein Ziel , sondern einen perfekten Schuss zu machen. Der Vorteil dabei ist, die guten Ringzahlen kommen von alleine und der Wettkampfstress ist völlig weg.
Wenn jemand mehr über dieses Thema erfahren möchte meldet euch einfach direkt bei mir unter:
„Der optimale Schuss ist dann wenn man den Pin im Ziel hält und wartet bis das Release aufgeht“
Was ist Zielen ? Wann wird gezielt?
Die meisten Schützen vergessen in ihrem kompletten Schuss das „ Zielen“. Auch in Lehrbüchern kommt das Zielen innerhalb des kompletten Schusses nicht vor. Obwohl es doch so wichtig ist. Die meisten ziehen den Bogen auf, stellen denPin ins Ziel und Lösen das Release aus. Dabei wurde das Zielen vergessen. Wenn der Pin das erste Mal ruhig im Ziel steht, ist lediglich der Aufbau fertig. Danach beginnt erst das Zielen. Wenn ihr diesen kompletten Schuss sauber auf eurer Festplatte abgelegt habt, werdet ihr merken, dass das Release wie von Geisterhand bewegt ,öffnet, nachdem der Pin ein paar Sekunden im Ziel steht.
So schießen die besten der Welt und damit können auch Compoundschützen in Zukunft von sich behaupten, „ich schieße instinktiv „