07.02.2023

Editorial zur Ausgabe 1/2023

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

was haben unsere Top-Athletinnen Lisa Unruh, Elena Richter und Karina Winter gemeinsam – außer, dass sie sowohl auf nationalem als auch auf internationalem Parkett den Bogensport eindrucksvoll (re-)präsentieren? Ich darf diese Frage – wie meistens an dieser Stelle – selbst beantworten: Sie sind durch dieselbe Kaderschmiede gegangen, wurden jeweils am „SLZB“ ausgebildet. „SLZB“ steht für „Schul- und Leistungssportzentrum Berlin“ und dieses ist nicht mehr, aber auch nicht weniger, als eine Eliteschule des Sports. Ganz nach dem Motto „früh übt sich“ werden die jungen Sportler*innen systematisch an den Bogensport herangeführt, Talente eruiert und für den Leistungssport vorbereitet. Dass es hier hochprofessionell zugeht, mag nicht weiter verwundern, wie systematisch sich die einzelnen Mosaikteile allerdings zu einem Gesamtkonzept fügen, ist nicht nur interessant sondern auch beeindruckend. Grund genug also, das Programm des Zentrums etwas ausführlicher vorzustellen. Günter Kuhr war für das BSM vor Ort.

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Sport im Allgemeinen (und Bogensport im Speziellen) ist immer auch Kopfsache, und zwar zu einem nicht unerheblichen Teil. Soweit nichts Neues. Der Placebo-Effekt beschreibt ebenfalls eine Kopfsache, nämlich das Eintreten einer Wirkung, ohne dass tatsächlich ein Wirkstoff verabreicht wurde. Demnach kann allein der Glaube an eine Wirkung diese auch auslösen. Wem es nun zu psychologisch wird, kann gerne aussteigen, ich würde aber empfehlen, das folgende Gedankenspiel (zumindest spaßeshalber) mitzuspielen: Würde man den Placebo-Effekt auf den Sport übertragen, ließen sich Leistungssteigerungen allein durch die Überzeugung erzielen, ein wirksames Mittel zur Ergebnisverbesserung gefunden zu haben. Dieses Mittel muss keineswegs ein Medikament sein, sondern kann ebenso gut ein neues Material oder eine neue Trainingsmethode darstellen. So bestätigt auch die anerkannte Sozialpsychologin Ellen Langer, dass der Placebo-Effekt im sportlichen Bereich eine wichtige Rolle bei der Verbesserung individueller Leistungen spielen kann. Und weiter: Dass es wichtig ist, die Möglichkeiten des Placebo-Effekts in der Sportpsychologie und -medizin zu erkunden und zu nutzen. Glücklicherweise kann das BSM bei solchen Themen auf einen besonders versierten Autor zugreifen. In diesem Sinne, lieber Markus Wagner: Vielen Dank, dass Sie die nicht ganz einfache Materie für uns aufbereitet haben.

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Am Ende bestimmen Angebot und Nachfrage über einen Preis. Diese Logik führt vor allem im Sport oft zu ungläubigem Kopfschütteln. Sei es, weil wir über wahnwitzige Beträge reden, wie zum Beispiel die Spielerablösen im Profifußball – oder sei es, weil die kommunizierten Beträge unser Gerechtigkeitsempfinden gehörig auf die Probe stellen. Genau so erging es unserer Autorin Anna Lena Gangluff, als sie sich für diese Ausgabe mit dem Thema „Preisgelder“ beschäftigt hat. Dass im Bogensport überwiegend deutlich geringere Preisgelder gezahlt werden, als in medienwirksameren Sportarten, mag sofort einleuchten. Aber dass beim selben Turnier Compound-Sieger mehr als Recurve-Sieger, Männer mehr als Frauen und Nichtbehinderte mehr als Parasportler erhalten, scheint erklärungsbedürftig. Wir sind dieser Frage auf den Grund gegangen und ich kann vorwegnehmen, dass es auch hierfür eine logische Erklärung gibt. Ob diese auch als fair oder gerecht empfunden wird, hängt wiederum sehr vom Blickwinkel des Betrachters ab. Marktwirtschaft eben …

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Liebe Leserinnen und Leser, soweit der kurze Überblick über die Themen unserer ersten Ausgabe des Jahres 2023. Selbstredend ist dies nur ein kleiner Auszug, unsere Redaktion hat sich wieder einiges darüber hinaus einfallen lassen. Lassen Sie sich einfach überraschen.

Herzlichst,

Ihr BSM-Team

 

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