16.12.2024

Dr. Spot: Fragen an das BSM-Experten-Team

Nach dem Motto „Sie fragen – wir antworten“ veröffentlicht das BSM regelmäßig hilfreiche Tipps rund ums Bogenschießen. Wenn Sie ebenfalls mal Rat & Hilfe unseres Experten-Teams benötigen, lassen Sie es uns gerne wissen: dr.spot@bogensport.de. Im Folgenden lesen Sie Fragen und Antworten aus den Ausgaben 5/2024 und 06/2024.

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Frage an das Experten-Team:

„Nach einem Blankschafttest war eine leichte Korrektur des Nockpunktes nach unten erforderlich. Nun meinte ein Trainingsfreund, ich könnte bei so einer minimalen Korrektur auch die Höhe des Fingers der Pfeilauflage einfach nach oben korrigieren und hätte den gleichen Effekt. Bisher stellte ich den Finger der Pfeilauflage immer so ein, dass der Pfeil mittig des Buttonstifts liegt. Mich würde einfach mal interessieren, ob man tatsächlich die Korrektur über den Finger der Pfeilauflage vornehmen kann, ohne negative Auswirkungen in Kauf zu nehmen? “

Antwort von Felix Wieser:

Ein Nachstellen der Pfeilauflage ist in sehr geringem Maß möglich, ich würde aber dennoch die Nockpunkte verstellen. Wenn der Pfeil anders auf den Button drückt, kann es sein, dass sich dessen Einfluss ebenfalls verändert.

Bei sehr kleinen Änderungen helfen „Schraubnockpunkte“ sehr gut. Man nimmt einen Wickelgarn, zieht ihn über einen Heißkleber, so dass etwas davon am Faden bleibt, macht mit Hilfe von ca. 10 Knoten (immer gegenüberliegend) einen Nockpunkt und wenn dieser fertig ist, erwärmt man ihn vorsichtig mit einem Feuerzeug, bis der Heißkleber schmilzt. Wenn eine Korrektur nötig ist, erwärmt man die Nockpunkte wieder und dreht diese anschließend in die gewünschte Richtung. Man nutzt quasi die Mittelwicklung als Gewinde.

Ich hoffe ich konnte Dir weiterhelfen, und wenn Du oder Deine Freunde weitere Fragen habt, könnt Ihr Euch gerne jederzeit an Dr. Spot wenden. Andere haben sicherlich die gleichen Fragen.

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Frage an das Experten-Team:

„Ich habe im Livestream das Finale des Mixed-Teams bei den Olympischen Spielen gesehen und bin immer ganz begeistert, wenn Spitzensportler in diesen außergewöhnlichen Situationen ihre Leistung abrufen und sich von den Zuschauern und den Kameras nicht ablenken lassen. Da Michelle Kroppen im Expertenteam ist, würde mich interessieren, wo ihre Gedanken in dieser Situation waren oder ob die Gedanken ausgeschaltet werden beim Schießen?“

Antwort von Michelle Kroppen:

Mir persönlich hat es in Paris sehr geholfen, mir vorzustellen, dass ich an einem Ort schieße, an dem ich gerne bin und den ich gut kenne. Ich habe mir Personen vorgestellt, die mich stärken. Wenn etwas Negatives in meinen Kopf kam, oder ich nervös wurde, habe ich mir selbst gesagt, dass ich gut bin und dass ich alles schaffen kann. Desweiteren arbeite ich sehr strikt mit einigen Knotenpunkten meines Schussablaufes, die ich mir immer wieder stur durch den Kopf gehen lasse, um meinen Kopf mit Dingen zu beschäftigen, die für den Moment wichtig sind. Wenn du sehr fokussiert an die selben Dinge denkst wie immer, dann ist es am wahrscheinlichsten, dass du Unwichtiges ausblenden kannst.

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Frage an das Experten-Team:

„Wie oft sollte ich die Sehne meines Recurvebogens wachsen und wann sollte sie ausgetauscht werden?“

Antwort von Michelle Kroppen:

Eine Sehne kann immer dann ein wenig Wachs vertragen, wenn sie anfängt, nicht mehr rund zu wirken und dünne Fäden abwirft. Jedoch nach dem Wachsen immer mit einem Stück Faden die Sehne abziehen, um überschüssiges Wachs zu entfernen, damit die Sehne nicht langsamer wird. Wann die Sehne genau gewechselt werden sollte, hängt sehr davon ab, wie viel der Athlet schießt. Ich persönlich wechsle meine Sehnen ca. alle 2-3 Monate. Ich würde aber behaupten, wenn jedes halbe Jahr eine neue Sehne aufgespannt wird, macht man auf jeden Fall keinen Fehler.

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Frage an das Experten-Team:

„Wie wichtig ist das präzise Tuning meines Bogens für das Schießergebnis?“

Antwort von Maximilian Weckmüller:

Das ist eine sehr gute Frage. Das lässt sich leider so nicht eindeutig beantworten. Als erstes kommt es auf die Schießtechnik an. Sobald die gut ist, wird Tuning immer effektiver. Wenn die Technik aber noch sehr schwach ist, wird Tuning kaum etwas bringen. Da gewinnt man mit Technik-Training deutlich mehr Ringe. Wenn man gewisse Ergebnisse konstant schießen kann, ist Tuning wiederum teilweise extrem effektiv um Ringe zu gewinnen. Außerdem kommt es auch auf den jeweiligen Bogen an.

Ich kenne viele verschiedene Fälle, alleine bei meinen Setups über die Jahre. Ich hatte es schon, dass ich wirklich sehr lange gebraucht habe, ein Setup zu finden, das gute Ergebnisse bringt. Und da ging es gar nicht um die letzten paar Ringe, sondern 90% der Einstellungen waren bezüglich des Ergebnisses echt schlecht. Andere Male war es so, dass eine ganz simple Grundeinstellung direkt sehr gut war und mit viel Arbeit nur noch minimale Verbesserungen kamen.

Woran das liegt, kann ich nur vermuten. Ich denke, dass es „aggressivere“ Materialkombinationen gibt, die viel Potenzial haben, aber da bedarf es schon sehr präzisem Tuning. Andere Kombinationen sind sehr „verzeihlich“ und damit leichter auf gute Ergebnisse zu bringen. Aus meiner Erfahrung ist ein leicht zu steifer Pfeil aggressiver, was sowohl sehr gut aber auch schlecht sein. Ein leicht zu weicher Pfeil ist zumindest bei mir recht handzahm, ich schieße damit meistens zumindest gute Ergebnisse, wenn das Setup noch nicht perfekt ist. Viel hängt auch vom Gefühl und vom Vertrauen ab. Wenn ich selbst das Gefühl habe, das Setup passt nicht so gut, dann wird es allein deshalb schon schlechter performen.

Mit der Zeit weiß man dann, wie man ein gutes Grundsetup baut, womit dann das sehr präzise Tuning weniger „wichtig“ ist, da ein gutes, zuverlässiges Niveau schnell erreicht ist. Somit schießt man im Training schnell gute Ergebnisse. Im Wettkampf muss das aber nicht im gleichen Maße gelten, da dort viel mehr Fehler passieren. Letztendlich kommt es auf die Person und den einzelnen Bogen an. Ich persönlich würde mir ab einem gewissen Können immer mal wieder Zeit (und/oder Hilfe) nehmen und versuchen, das Tuning zu verbessern. Man lernt auch viel über das eigene Schießen und meistens ist „Ausprobieren“ immer von Vorteil.

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Frage an das Experten-Team:

„Beim Wechsel der Distanzen im Feldbogensport variiert meine Auszuglänge, so dass ich immer wieder Probleme mit dem Klicker habe. Manchmal bin ich viel zu früh durch den Klicker und manchmal quäle ich mich förmlich, bis der Klicker auslöst. Ein Zusammenhang ist der Bogenarm, der beim Distanzwechsel in unterschiedlichen Winkeln steht. Was wäre hier die optimale Lösung, um dieses Problem zu beheben?“

Antwort von Lisa Unruh:

Die optimale Lösung wäre, nur mit der Hüfte abzuknicken und damit die T-Position bei jedem Winkel perfekt zu halten. Damit wäre die Auszugslänge immer gleich. Dies ist in der Praxis, vor allem bei größeren Winkeln sehr schwer umzusetzen und auch ich kam dabei schwerer durch den Klicker. Aber der Fokus sollte darauf liegen die T-Position zu halten um dieses Problem zumindest zu minimieren. Damit der Klicker nicht zu früh klickt, kann man den Klicker z.B. auf 30m für sich einstellen.

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Frage an das Experten-Team:

„Asymmetrische Nocken ziehen sich immer etwas schief in die Nockaufnahme des Befiederungsgerätes. Gibt es einen Tipp und dieses Herausziehen aus der Mitte zu vermeiden?“

Antwort von Andreas Lorenz:

Da gibt es eine einfache Lösung. Für die asymmetischen Nocken der Firma Beiter gibt es einen sogenannten „Nockadapter“, den man beim Befiedern auf die Nocke aufsetzt. Dieser gleicht die Asymmetrie aus.

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Frage an das Experten-Team:

„Aus dem Vereinssport kenne ich nur Einsteck- oder Pin-Nocken. Wenn ich richtig sah, verwendeten mehrer Schützen bei Olympia Overnocks. Mir stellt sich seitdem die Frage: wo liegen die Vor- und Nachteile der verschiedenen Nocktypen?“

Antwort von Andreas Lorenz:

Für den X-10 Schaft (aber auch für den ACE) gibt es unterschiedliche Optionen wenn es zur Wahl der Nocke kommt. Grundsätzlich sind Insert-Nocken oder InOut-Nocken sehr verbreitet. Die Pin-Nocken sind ein Kompromiss, denn der Pin ist eine zusätzliche Variable (Toleranz) – diese haben direkt aufgesetzte oder gesteckte Nocken nicht. Die Out-Nocken sind speziell im asiatischen Raum beliebt.
Alle Modelle unterscheiden sich grundsätzlich dadurch, dass sie leicht das Tuning verändern. Idealerweise hat man mehrere Optionen und wählt die passende für das eigene Setup.

Brady Ellison z.B. wechselt von InOut zu Out Nocken in Abhängigkeit von seinem Setup. Die Koreaner hingegen – Im Dong Hyung z.B. – finden die Out-Nocke am stabilsten.

Einen Nachteil haben Out Nocken: sie sind wegen der Größe und dem Hohlraum gerne Opfer eines „Robin-Hood Schusses“ …. Auf Vereinsebene eine kostspieliege Angelegenheit. Beiter hat die Out Nocke 4,5/1 X entwickelt, um – eventuell – auch einen Pin darunter schießen zu können. Man kann diese ohne oder mit Pin schießen, ändert leicht den Spine aber vor allem hat man mit Pin eine zusätzliche Sicherheit.

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Frage an das Experten-Team:

„Ich selber habe das Bogenschießen mit dem Easton X7 Aluminumpfeil gelernt. Für mich auf kurze Distanz immer noch DER Pfeil. Jetzt habe ich gehört, es gäbe eine getaperte Version, den RX7. Bringt dieser neue Pfeil signifikante Vorteile?“

Antwort von Maximilian Weckmüller:

Von Easton gibt es seit ein paar Jahren den getaperten RX7 als Recurve-Variante für die Halle. Er bringt Vorteile, weil er weicher reagiert. Damit kommen mehr Leute in den Genuss, einen 23er-Schaft zu schießen. Vor dem RX 7 war das nur mit einer sehr schweren Spitze möglich, oder aber unter Verwendung eines nicht passenden Schaftes. Bei meiner Auszugslänge reicht zum Beispiel schon ein Zuggewicht von etwa 44 Lbs aus, um eine 23er Dicke (an der Auflage, wo es wichtig ist) zu erreichen, anstelle von 48 Lbs. Alternativ ist bei gleichem Zuggewicht die Verwendung einer Spitze mit 120 Grain anstelle von 200 Grain möglich. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass eine zu schwere Spitze (schwerer als 200 Grain), die erforderlich wäre, wenn man unbedingt einen dicken Pfeil schießen möchte, sehr anfällig bei Fehlern ist. Ich denke, der RX7 verzeiht damit mehr. Außerdem ist der Pfeil gut zu tunen, wie mir aus Erfahrungsberichten bekannt wurde. Ich selbst habe den Pfeil noch nicht geschossen. Deshalb fehlen mir eigene Erfahrungen. Meine Vermutung ist auch, dass er weniger schnell an der Auflage oder dem Mittelstück anschlägt, da er im hinteren Bereich dünner ist.

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Frage an das Experten-Team:

„Ich schieße einen Feldköcher, bei dem ich die Pfeile nicht wirklich im Blick habe. Mir ist es nun wiederholt passiert, dass ich im Wettkampf einen Pfeil zu wenig geschossen habe. Bisher halte ich den Kopf frei von Gedanken während des Schießens und zähle die Pfeile nicht mit. Bevor ich nun den Köcher wechsle, würde mich interessieren, ob Spitzenschützen die geschossenen Pfeile während des Schießens zählen oder wie sie verhindern, dass sie einen Pfeil zu viel oder zu wenig schießen.“

Antwort von Maximilian Weckmüller:

Das ist natürlich sehr ärgerlich, ich muss zugeben, dass mir das auch schon passiert ist. Wenn sich das allerdings wiederholt, sollte man sich eine Stratgie zurechtlegen. Die meisten Spitzenschützen schießen entweder mit Spektiv oder Fernglas, was ich jedem empfehlen kann. Dazu versuche ich immer, eindeutig erkennbare Nockenfarben einzusetzen und ich kontrolliere nach dem letzten Schuss, wie viele Treffer ich habe. Wenn mich jemand darauf anspricht, dass ich nach dem letzten Pfeil noch durchs Spektiv schaue, würde ich natürlich sagen, dass ich dachte, das sei mein vorletzter Pfeil gewesen.

Wenn man weder Spektiv noch Fernglas nutzen möchte und keinen Trainer hinter sich hat, der das kontrollieren kann, würde ich im Feldköcher alle „geplanten“ Pfeile in die vorderste Röhre machen und dann mindestens eine Röhre leer lassen und danach erst die Ersatzpfeile platzieren. So sollte mit einem „blinden Griff“ zum Köcher eigentlich immer auffallen, wenn da noch ein Pfeil steckt. Des Weiteren würde ich in dem Fall direkt an der Linie vor dem ersten Pfeil schauen, ob die 3 oder 6 Pfeile in der richtigen Röhre sind. So verhindere ich, dass ein Pfeil aus versehen fallengelassen wurde oder wo anders steckt etc.

Einige Schützen teilen sich die Passe bspw. auch ein, zum Beispiel in zweimal 3 Pfeile. Oder, sie rechnen während der Passe mit, hier muss aber jeder seine eigene Strategie finden. Ich selbst denke selten über die Anzahl nach, ich rechne das Ergebnis mit. Man bekommt nach einer Weile auch ein Gefühl für die Anzahl, ohne darüber nachzudenken, vor allem wenn man ein sehr gleichmäßiges Timing hat und nicht absetzt.

Falls das alles mal nicht hinhaut, im Zweifel lieber einen zu viel schießen als einen zu wenig. Bei einem zu wenig ist es definitiv ein M, bei einem zu viel verliert man meistens 0-3 Ringe, je nachdem wo der letzte Pfeil dann hingeht. Das wäre dann das kleinere Übel und meine Empfehlung, wenn man die Anzahl absolut aus den Augen verloren hat.

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Frage an das Experten-Team:

„Beim Auszug der Pfeile erzeugt der Klicker ein nerviges Quietschen. Da ich mit dem Klicker eigentlich zufrieden bin, suche ich nach einer einfachen Lösung, die das Geräusch verhindert?“

Antwort von Lisa Unruh:

In der Tat können sogar zwei unterschiedliche Quellen Auslöser für dieses Quietschen sein. Einmal, richtig erkannt, der Klicker, genauergesagt der Klickerschuh oder aber der Kopf vom Buttonstift. Das Quietschen wird in beiden Fällen beim Pfeil-Ausziehen erzeugt. Sollte der Klicker betroffen sein, so kann man den Klickerschuh durch einen neuen austauschen und beim Button, kann man den Stift eine halbe Runde rum drehen. Dann sollte der lästige Ton beseitigt sein.


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