Bogensport ist ein toller Sport. Egal, ob er als Wettkampf- oder „nur“ als Freizeitsport ausgeübt wird, ob er draußen oder in der Halle ausgeübt wird: Er hält fit, verbrennt Kalorien und stärkt den Geist. Kurzum: Er ist gesund.
Die folgenden Ausführungen beruhen letztlich auf einem Artikel der World Archery, den Andrea Vasquez verfasst hat. Hier also die acht Punkte, die unseren Sport zu einem ganz besonders gesunden Sport machen.
1. Bogenschießen verbraucht Kalorien
Bogensport ist für alle geeignet. Egal, welcher Altersklasse oder welchen Geschlechts. Sie alle müssen den Bogen spannen. Das verbraucht genauso Energie, wie das Ziehen der Pfeile am Ende. Bogensportler gehen während eines Wettkampfes jeden Tag rund acht Kilometer und können so zwischen 100 und 150 Kalorien in 30 Minuten verbrennen.
2. Bogenschießen stärkt den Körper
Das Spannen des Bogens beansprucht die Hauptmuskelpartien zwar nur kurz, dafür aber stark: Hände, Arme, Gelenke und untere Rückenmuskulatur werden gefordert, ebenso die anderen Körperteile rund um die Schulter. Die korrekte und andauernde Wiederholung der Bewegungen stärkt den Körper.
3. Bogenschießen fördert die Konzentration
Bogensportler lernen den Fokus auf den Schießablauf und die Routine zu legen. Sie versuchen Ablenkungen durch Wind, Distanz, Lärm oder durch ihre Konkurrenten auszuschalten, um einen perfekten Schuss zu absolvieren. Diese Kontrolle und Konzentrationsfähigkeit ist in anderen Lebensbereichen ebenso von Vorteil.
4. Bogenschießen fördert die Koordination
Die erforderlichen Schritte, um einen guten Ablauf des Schusses zu erreichen, müssen sich im Gedächtnis und Unterbewusstsein festsetzen. Während des Schusses geschieht so vieles gleichzeitig. Die Bewegungen müssen instinktiv erfolgen, da sie fast zur selben Zeit passieren und man sich keine Fehler leisten kann.
5. Bogensport fördert Geduld und Konstanz
Bogensport ist leicht zu erlernen, aber schwer zu perfektionieren. Er macht Spaß, kann aber auch frustrierend sein. Geduld und Konstanz im Training sind wichtig.
Der Entschluss, eine Technik genau zu wiederholen, macht einen Schützen nicht nur zu einem besseren Bogensportler, sondern wirkt sich auch positiv auf den gesamten Menschen aus.
6. Bogenschießen fördert das innere Gleichgewicht
Bogensportler bleiben unter Druck ruhig. Sie haben eine hohe Konzentrationsfähigkeit, atmen ruhig und haben ihre Nervosität im Griff. Wenn man gut schießt, verstreichen die Stunden blitzschnell und der Sport geschieht nur zwischen Mensch und Bogen. Nichts steht dazwischen. Es ist der perfekte Sport, um sein inneres Gleichgewicht zu suchen und zu finden.
7. Bogenschießen fördert das Selbstbewusstsein
Im Wettkampf ist der größte Konkurrent eines Bogensportler er selbst. Es ist einfach, sich klare Ziele zu stecken und den Weg dahin festzulegen. Schlussendlich stehen am Ende aber die geschossenen Ringe und die erbrachte Leistung. Positive Entwicklungen führen zu Vertrauen. Es gibt keinen besseren Sport, als den Bogensport, um das zu erfahren.
8. Bogensport fördert viele soziale Aspekte
Es gibt wenig Sportarten, bei denen Sportler verschiedener Niveaus sich untereinander messen können.
Bogensportturniere ermöglichen Freundschaften zwischen allen und jedem. Man weiß nie, gegen wen man als nächstes antreten muss. Nicht nur das: Ein wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass Bogensport der einzige Sport ist, bei dem Inklusion Realität ist.
Kein anderere Sportart erlaubt es behinderten und nicht behinderten Menschen so miteinander Sport zu treiben, wie das Bogenschießen. Bogensport ist darüber hinaus der ideale Familiensport, da mehrere Generationen ihn zusammen ausüben können.
Du brauchst ein starkes Mentalprogramm
Das Schießen vereint viele mentale Aspekte in sich, aber wenn ein Bogensportler davon spricht, dass „ein mentales Programm abläuft“ oder er einem „inneren Plan“ folgt, meint er normalerweise, dass er sich mit etwas beschäftigt, während er die Pfeile fliegen lässt.
Wir schieben jetzt alle Gedanken über die mentale Seite des Bogenschießens wie im Training, beim Rekorde holen, der Planung usw. zur Seite und befassen uns damit, wie solch ein Mentalprogramm aufgebaut und kreiert wird.
Ich sage, dass Mentalprogramme „kreiert“ werden, weil es sich dabei um ganz individuelle Strukturen handelt. Die meisten versierten Mentaltrainer (oder auch „Gurus“ wie Lanny Bassham) vermeiden es, Beispiele von Mentalprogrammen zu geben, weil das die Leute ablenkt. So glaubt der jeweilige Leser „das Programm eines Champions muss ja gut sein, also übernehme ich es so“, was das eigene Nachdenken über und das Entwickeln eines solchen Plans einschränkt, da der Leser einfach nur ein Mentalprogramm kopiert. Damit das nicht passiert, werde ich die Vorgehensweise und Planung in drei Phasen einteilen: Es geht darum, was vor, während und nach dem Schuss zu tun ist.
Bevor jemand völlig durcheinander kommt: Es ist zu beachten, dass alle Mentalprogramme beim Bogenschießen auf der Schussabfolge des jeweiligen Schützen basieren. Falls du oder dein Schüler keinen Schussablauf haben sollten, muss zu allererst hier mit der Arbeit begonnen werden.
Eine Schussabfolge ist einfach eine Liste, wie ein Schuss ausgeführt wird. Die einzelnen Aktionen werden in der Reihenfolge ausgeführt, wie sie gelistet sind und diese Liste ist keine – ich wiederhole – keine Checkliste, die man abarbeitet, während man schießt! Sie liefert den Rahmen für Diskussionen, ist Grundlage für die Planung des Trainings und unterstützt die geistige Arbeit beim Entwickeln eines Mentalprogramms. Aber: Kein Schütze darf sich gedanklich durch diese Abfolge Stufe für Stufe hindurcharbeiten, während er schießt. Okay, ja, ich hatte einige Trainierende, die genau das taten und war völlig baff, als sie mir erzählten, dass sie es so machen würden. Ich hatte nicht im Geringsten vermutet, dass sie das tun könnten. „Schießen nach Checkliste” ist nämlich etwas, was ganz im Unterbewussten ablaufen muss. Glaubt mir: Wenn es bewusst abläuft, kann da nichts Gutes dabei herauskommen.
Die Schussabfolge beschreibt einen reproduzierbaren Schuss, ist etwas, was nahezu automatisiert ablaufen soll. Daher ist sie auch so individuell. Vielleicht ist deine Abfolge mit denen anderer vergleichbar, vielleicht aber auch nicht. Niemand sollte sich damit beschäftigen, ein Mentalprogramm für sich zu generieren, bevor er nicht in der Lage ist, stabile, reproduzierbare Schüsse auszuführen. Es ist gut, sich damit früh zu befassen, aber zu früh ist keine gute Idee.
Wer bestrebt ist, ein Mentalprogramm zu kreieren und hofft, so das Schießen zu lernen, ist auf dem Holzweg. Die mentalen Aspekte eines solchen Programmes müssen an eine Zeitachse angepasst sein und die wird durch die Schussabfolge vorgegeben. Gedankliche Strukturen, die nicht in die Zeitlinie passen, driften ab und stören nur. Zunächst gilt es also ein Schütze mit einer annehmbar gleichmäßigen Schießleistung zu werden und dann so schnell wie möglich ein Mentalprogramm zu entwickeln.
Was vor, während und nach dem Schuss zu tun ist. In der neuen Ausgabe 4/2017.
Mit drei Top-Schützen zu den World Games
Es ist wieder so weit: Vom 20. bis 30. Juli finden im polnischen Breslau die World Games statt. Sie sind das weltgrößte Sportfest von Sportarten, die nicht bei den Olympischen Spielen dabei sind. In den Kampf um die Medaillen greift auch ein starkes Team deutscher Bogenschützen ein.
„Bogenschießen – aber das ist doch olympisch“ werden da viele sagen. Klar, aber eben nicht mit den Disziplinen, die bei den World Games geschossen werden: Feldschießen und Compoundschießen. Dass die Deutschen mit dem Compound zurzeit etwas der internationalen Konkurrenz hinterherhinken, zeigt sich auch in Breslau. Die Deutschen haben die Qualifikation für die Compoundwettbewerbe nicht geschafft.
Dafür ist man im Feldschießen mit einer ganz starken Mannschaft dabei, fährt mit dem Besten nach Polen, was man im Moment aufzubieten hat. Für Breslau hat sich ein deutsches Trio qualifiziert: Lisa Unruh (Berlin) und Sebastian Rohrberg (Langwedel) mit dem Recurve-, Manja Conrad (Nürtingen) mit dem Blank-Feldbogen. Berühmte Namen also, die wirklich alle die Chance auf Edelmetall haben.
Die Olympiazweite mit dem Recurvebogen, Lisa Unruh, ist auch im Feldschießen eine richtig große Nummer. Sie hat im Feldbogenschießen schon vier WM-Bronzemedaillen gewonnen.
Dann Sebastian Rohrberg: Er ist einer der Größten in dieser Sportart. Weltmeister in den Jahren 2004, 2006 und 2008. Bei der letzten WM in Dublin 2016 holte er Silber. Schließlich Manja Conrad. Sie gewann mit dem Blankbogen WM-Bronze 2008 und war noch bei vier weiteren hochkarätigen Wettbewerben unter den Top-Ten platziert. Von den Dreien kann man also durchaus was erwarten.
Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die World Games, die in der Sportwelt dann doch einen sehr großen Stellenwert genießen. Sie werden alle vier Jahre unter der Schirmherrschaft des Internationalen Olympischen Komitees an wechselnden Orten ausgetragen, jeweils im Jahr nach den Olympischen Sommerspielen. Ausrichter ist der Internationale Verband für Weltspiele (IWGA).
Die letzten Spiele fanden 2013 in Kolumbien in der Stadt Cali statt. Damals nahmen rund 3.500 Athleten aus über 100 Nationen teil. Auch Deutschland war mit Karlsruhe (1989) und Duisburg (2005) schon Gastgeber des Multi-Sport-Events. In Breslau geht man davon aus, dass die Teilnehmerzahlen von 2013 noch übertroffen werden können.
Die deutsche Mannschaft will in Breslau an ihre Erfolge in Cali anknüpfen, als es insgesamt 30 Medaillen gab (15 goldene, 7 silberne und 8 bronzene), was den sensationellen vierten Platz in der Nationenwertung hinter Italien (49 Medaillen), Russland (53) und Frankreich (40) bedeutete. Medaillen im Bogenschießen gab es damals allerdings nicht. Doch dies könnte sich jetzt in Breslau ändern.
Das neue BOGENSPORT MAGAZIN
Bogensport Magazin exklusiv
Muskelkraft: sieben Übungen für Bogenschützen
WETTKAMPF
Mit drei Top-Schützen zu den World Games
Mythen und Fakten des Feldbogenschießens
Bogenlaufen: der European-Cup in Berlin
Der Mixed-Wettbewerb ist ab sofort olympisch
DSB: erste „Deutsche“ für 3-D-Schützen
Warum das Bogenschießen so gesund ist
THEMEN
Das Kreuz mit der Goldangst
Das Personalisieren von Recurve-Wurfarmen
Das richtige Ausbalancieren des Compoundbogens
Die Atmung ist der Schlüssel zur Entspannung
Bogenvorstellung: der Twister und sein kleiner Bruder
Tunen wie die Profis!
Mit Pfeil und Bogen gegen Brustkrebs
Was vor, während und nach dem Schuss zu tun ist
Beiter: Jubiläum der Bogenhalle
Umfrage: Warum Kinder und Jugendliche Bogen schießen
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Motivation Bogenschießen – So begeistert man Jugendliche für unseren Sport!
Was genau bringt junge Menschen eigentlich dazu, den Bogensport zu betreiben? Und was kann man unternehmen, damit junge Schützinnen und Schützen unseren Sport langfristig ausüben? Mit diesen Fragen haben wir uns auseinandergesetzt. Wir, das sind Jessica Bartl, aktuelle Jugendwartin beim BSC Oberhausen 1957 e.V. und Andreas Tinnefeld, langjähriger Jugendwart beim TuS Grün-Weiss Holten 1900 e.V., aktuell Schütze beim BSC Oberhausen 1957 e.V. und aus zeitlichen Gründen ohne aktuellen Vorstandsposten.
Die erste Frage ist relativ leicht zu beatworten. Das Interesse am Bogensport kann beispielsweise durch Freunde geweckt werden, die diesen Sport bereits betreiben. Oder durch einen Cluburlaub, in dem das Bogenschießen angeboten wird. Teilweise bieten Vereine aber auch selbst Schnupperkurse an. Oftmals werden Jugendliche aber auch durch Film und Fernsehen auf Pfeil und Bogen aufmerksam. Die Palette der Nutzung jeglicher Bogenarten in der Filmindustrie ist breit gefächert. Sie reicht von der Nutzung eines Blankbogens in „Der Herr der Ringe“ bis hin zur Nutzung eines Compoundbogens in „Rambo“. Dies sind oft Auslöser für Jugendliche, sich näher mit dem Bogenschießen zu befassen und einen Verein aufzusuchen, in dem man sich mit der noch fremden Materie vertraut machen kann.
Schwieriger zu beantworten ist jedoch die Frage, wie ein Jugendlicher motiviert werden kann, den Sport langfristig zu betreiben, wenn er sich einmal für diesen entschieden hat. Durch sämtliche Höhe und Tiefen hindurch. Hierzu haben wir ein Interview mit Johann Granieczny, einem Urgestein im Bogensport und dem Mitgründer des BSC Oberhausen 1957 e.V., sowie Carlo Schmitz, einem unserer jungen Deutschen Spitzenschützen, geführt.
Im Gespräch mit Johann Granieczny merken wir schnell, dass wir hier von jahrzehntelanger Erfahrung im Bogensport profitieren können. „Ich habe von 1978 bis 2013 die Jugendlichen in unserem Verein trainiert.“ Wir sprechen hier also als von 35 Jahren Erfahrung im Umgang Kindern und Jugendlichen! „Als Unterstützung hatte ich meine Frau Anita zum Training angelernt. Sie war die eigentliche Trainerin für die Schüler und Jugendlichen im Anfängerbereich. Ich habe die Fortgeschrittenen trainiert. Das gemeinsame Training begann bei uns mit dem Aufwärmen. Da meine Frau schon früher im Turnverein tätig war, hatte sie verschiedene Übungen für das Aufwärmtraining im Griff. Nach dem Aufwärmtraining konnten sich die Schüler und Jugendlichen 15 Minuten mit dem Bogen einschießen. Danach wurde eine Leistungskontrolle auf Wettkampfentfernung geschossen. Nach der Leistungskontrolle wurde mit den Schülern und Jugendlichen ein Krafttraining durchgeführt, danach gab es erst einmal eine Pause. Nach der Pause wurden dann Schießspiele gemacht. Danach konnten die Schützen frei wählen auf was sie schießen wollten.“ Der Trainingsablauf war hier also durch Kombination aus Pflicht- / Leistungsanteil und Spaß gekennzeichnet. „Für Schüler und Jugendliche muss man als Trainer ein besonderes Händchen haben. Man muss bei den Anfängern sofort ein Vertrauensverhältnis aufbauen können und den Anfängern die Angst vor dem Versagen nehmen. Es ist die Kunst des Trainers bei den Anfängern die Lust auf das Bogenschießen zu fördern.“
Im Interview mit Carlo Schmitz wird schnell deutlich, welch hohen Stellenwert das Thema Motivation im Bogensport hat. Insbesondere wenn man auf einem solche hohen Niveau wie Carlo Schmitz schiesst. „Jeder Pfeil im Turnier ist doppelt so schwer zu schießen wie ein Pfeil beim Training. 72 Pfeile beim Training schießt Du so weg, aber 72 Pfeile im Turnier sind was ganz anderes“. Carlo Schmitz ist einer der großen Deutschen Talente. Ein Vorzeigeschütze. Auf die Frage ob er auch schon einmal Probleme mit der Motivation hatte antwortet er: „Ja klar, das haben wir alle…“. Woher nehmen Schützen wie Carlo also ihre Motivation? Schützen, die auf Knopfdruck Leistung abrufen müssen. Schützen die unter permanentem Leistungsdruck stehen. Die Antwort von Carlo kam wie aus der Pistole geschossen. „Es ist das Team. Es sind die Menschen um Dich herum. Ich weiß nicht ob Du das verstehen kannst. Beim Bogenschießen kämpfst Du ja erst einmal für Dich alleine. Aber Du kämpfst auch im Team bei Mannschaftswettbewerben. Und es sind die Menschen um Dich herum die Du nicht enttäuschen willst. Dein Coach, Menschen die Dich dahin gebracht haben wo Du bist. Natürlich brauchst Du auch eine eigene Motivation von innen. Ohne die geht gar nichts. Aber was auch wichtig ist, ist das Drumherum. Du brauchst den richtigen Verein. Du brauchst die richtigen Umstände. Jemand der Dir zeigt was geht, was möglich ist. Jemand der Dich fördert, Dich z. B. zu Turnieren mitnimmt. Dort triffst Du dann andere, bessere Schützen. Und wenn es der richtige Sport für Dich ist, dann kommt die innere Motivation von alleine.“
Fassen wir also zusammen: Eine innere Motivation ist unerlässlich. Ohne diese funktioniert nichts. Aber auch eine Motivation von außen ist nicht zu unterschätzen. Insbesondere junge Schützen brauchen jemanden der sie fördert – aber auch fordert. Und wenn man dann noch im richtigen Verein ist, der optimalerweise auch Abwechslung und zusätzlich Spaß bietet, dann bleiben auch neue Schützen lange bei unserem Sport. Einer der ganz wichtigen Punkte ist der Spaß an der Sache. Hat man Spaß an dem was man tut, ist man automatisch auch motiviert. Wir finden, dass es im Bogensport eigentlich relativ leicht ist für Abwechslung zu sorgen. Der Bogensport hat viele Facetten. Bringt man einem Fita-Schützen beispielsweise das 3D-Schiessen nahe, eröffnet sich für diesen Schützen nahezu eine andere Welt. Dies führt vielleicht auch zu einer neuen oder anderen Motivation.
Wie schön eine Kombination der Teilbereiche im Bogensport sein kann, hat am letzten Wochenende erst noch der TV-Schiefbahn 1899 e.V. bei einem Turnier bewiesen. In diesem neuen, kreativen, Turnier wurde auf Entfernungen zwischen 20 und 40 Metern auf Fita- und Tierauflagen geschossen. Der Clou an der Sache: Nicht immer stand man dabei auf ebenem Terrain an der Schießlinie. Dies hat augenscheinlich nicht nur den Kinder- und Jugendlichen wahnsinnigen Spaß bereitet.
Aber auch innerhalb eines Bereiches (z. B. Fita) ist es möglich, Kindern und Jugendlichen – natürlich auch den Erwachsenen – eine große Abwechslung zu bieten. Über Nacht-, Halloween- und Nikolausschiessen ist der Abwechslung im Bogenschießen nahezu keine Grenze gesetzt. Wichtig ist, dass die Trainer und die zuständigen Ansprechpartner im Verein auch bereit sind, die Möglichkeiten zu nutzen. Wir finden, dass es dann auch mit der Motivation klappen sollte…
Mixed-Wettbewerb ist ab sofort olympisch
Der 9. Juni 2017 war ein großartiger Tag für den olympischen Bogensport. Es war der Tag, an dem das IOC beschloss, mit dem Mixed-Team eine weitere Bogensport-Disziplin ins olympische Programm aufzunehmen. Die Regelung tritt bereits bei den nächsten Spielen 2020 in Tokio in Kraft.
Damit sind dort mit den Einzelwettbewerben bei den Frauen und Männern, den beiden Teamwettbewerben und dem Mixed-Wettbewerb erstmals fünf Bogensportdisziplinen im olympischen Programm.
Klar, dass man sich in der Bogensportwelt riesig über die Ausweitung der olympischen Präsenz freut. Die Verantwortlichen haben auch lange dafür gekämpft. Andreas Lorenz, seit neun Jahren Mitglied des Target Archery Committee des Weltverbandes (WA), blickt zurück: „Seit über acht Jahren – seit den Olympischen Spielen in Peking – hat die WA alles daran gesetzt, dass der Mixed-Wettbewerb ins olympischen Programm aufgenommen wird.“
Das Target Archery Committee (TAC) hatte von der WA damals die Aufgabe erhalten durch diverse Regeländerungen die Bogensportwettbewerbe attraktiver zu gestalten. Lorenz: „Der erste Schritt war die Einführung des Satzsystems im Einzel. Bereits in Peking wurden alle Ergebnisse parallel im Satzsystem simuliert und es war klar, dass mein Komitee in diese Richtung gehen musste.“ Bei den Spielen in London wurde dann der Einzelwettkampf im Satzsystem geschossen. Lorenz weist darauf hin, dass das Bogenschießen in London bei Zuschauerumfragen auf Platz fünf in der Rangliste der beliebtesten Sportart lag. Die Konsequenz: Weltweit wollten die TV-Sender mehr Bogensport haben und der musste deshalb auch im Teamwettbewerb verständlicher und interessanter gezeigt werden. Konsequenterweise gab es dann in Rio den nächsten Schritt, als auch die Teams im Satzsystem schossen.
Dass jetzt auch der Mixed-Wettbewerb olympisch wurde, ist für den Bogensport natürlich ein Riesenerfolg. Die neue Disziplin war zuerst im Weltcup und dann bei Europa-und Weltmeisterschaften erfolgreich eingeführt worden und sie wird auch bei den Olympischen Spielen – da sind sich die Experten sicher – erfolgreich sein. Konkret bedeutet dies, dass das Bogenschießen noch mehr TV-Zeiten erhalten, und damit seinen Bekanntheitsgrads noch weiter steigern wird, was nach Auffassung von Lorenz auch gesteigertes Interesse von Sponsoren und neue Mitglieder für die Bogensportvereine zur Folge haben dürfte. Durch die neue Disziplin würden vor allem auch die Chancen von kleineren Bogensportnationen verbessert, bei den Spielen eine Medaille zu gewinnen.
Das Bogenschießen ist nicht die einzige Sportart, die künftig durch zusätzliche Mixed-Wettbewerbe eine stärkere Präsenz erhält. So gibt es ab 2020 einen gemischten Triathlon und BMX-Freestyle. Dazu kommen noch weitere Mixed-Wettbewerbe im Schwimmen und Judo. Die Zahl der gemischten Veranstaltungen verdoppelt sich von neun in Rio auf 18 in Tokio.
Ganz neu ins olympische Programm aufgenommen wurden die Sportarten Baseball/Softball, Karate, Sportklettern, Skateboard und Surfen. Etwas reduziert wurde dagegen das Angebot im Gewichtheben. Wohl eine Folge der riesigen Dopingprobleme, mit denen diese Sportart zu kämpfen hat. Insgesamt werden bei den Spielen in Tokio in 321 Disziplinen Medaillen vergeben. In Rio waren es noch 306.
Deutsche Hochschulmeisterschaft Bogenschießen 2017 in TübingenBei durchgehend strahlendem Sonnenschein gingen bei der DHM Bogenschießen 2017 an der Universität Tübingen insgesamt 48 Studierende von 28 Hochschulen in den Disziplinen Recurve-, Compound- und Blankbogen an den Start. Die Eröffnungsfeier wurde begleitet von der Cheerleadergruppe Dancing Shoes Reutlingen.
Bei der gemeinsamen Wertung von Männern und Frauen in der Disziplin Blankbogen setzte sich Natalie Bleile von der Uni Göttingen mit 496 Ringen deutlich gegen den Zweitplatzierten Thomas Steiner von der Uni Bochum durch (398 Ringen). Dritter wurde Martin Liebetrau (Uni Göttingen). Insgesamt gingen in dieser Disziplin nur acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Start. Davon konnte nur die WG Göttingen (Natalie Bleile, Gregor Kowalski, Diana Zarandiya) in der Mannschaft gewertet werden.
Die Disziplin Compound, bei der es nur männliche DHM-Teilnehmer gab, entschied Leon Hollas von der TU Dresden für sich, nachdem er nach der Qualifikation noch einen Ring hinter Martin Endrizzi von der Uni Erlangen-Nürnberg lag. Endrizzi, der Neunter bei der Studierenden-WM 2014 wurde, sicherte sich hinter Patrick Barthelmäs (Uni Bayreuth) den dritten Platz.
Laura Göttges von der Hochschule für Gesundheit Bochum siegte in der Disziplin Recurve Frauen und entschied das Finale mit 6:2 Ringen gegen Annemarie Schäfer von der TU Mittelhessen für sich. Dritte wurde die amtierende deutsche Hallenmeisterin in dieser Disziplin, Lea Spieker von der Uni Duisburg-Essen.
Bei den Männern Recurve siegte mit Eric Skoeries (Foto – links) von der Humboldt-Universität zu Berlin einer der Favoriten. Sein größter Konkurrent Johannes Maier von der Hochschule Augsburg wurde nur Vierter. Den zweiten Platz sicherte sich Tilmann Bremer (Foto – rechts) von der RWTH Aachen, Dritter wurde Lars-Derek Hoffmann von der Fernuni Hagen.
Im Anschluss an die Siegerehrungen ließen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie das Organisationsteam die DHM bei einem Grillfest mit Live-Musik ausklingen. Aus organisatorischer Sicht war die DHM Bogenschießen 2017 in Tübingen ein voller Erfolg.
Der Disziplinchef Bogenschießen des adh, Martin Cornils, lobte das Tübinger Organisationsteam und betonte, dass die Messlatte für den nächsten DHM-Ausrichter hoch liegen würde, da die Wettkämpfe in Tübingen zu seiner vollsten Zufriedenheit organisiert und durchgeführt wurden.
Tuning wie die Profis!Heute geht es um das Tuning eines Recurvebogens, besser gesagt um den Bogen von Lisa Unruh. Immer wieder schauen die Leute recht erstaunt wie Recurvetuning wirklich funktioniert. Viele Mythem und Mysterien ranken sich um den olympischen Bogen. Hier kommen nun alle speziellen Geheimnisse, die eigentlich keine sind und manche aber doch… Ich erkläre in welcher Reihenfolge man seinen Bogen einstellt und dadurch vielen Schwierigkeiten aus dem Weg geht. Ich versuche die ambitionierten Sportler beim Lesen mit langweiligen Basics aufzuhalten, deswegen entschuldigt bitte wenn nicht jedem alle Fachbegriffe sofort klar sind.
Punkt 1: DEN BOGEN GERADE MACHEN Das allererste vor dem ersten Pfeil was ich kontrolliere ist die Ausrichtung der Wurfarme. Standhöhe und der Tiller sind die ersten beiden Punkte. Fast alle Bogenschützen wissen nicht wie man die optimale Standhöhe herausfindet. Die beste Methode ist sich vor einen Geschwindigkeitsmesser zu stellen und zu schießen. Dabei verändert man die Standhöhe des Bogens und schaut bei welcher Einstellung der Bogen am schnellsten ist. Bei der höchsten Geschwindigkeit ist auch die Energieabgabe des Bogens an den Pfeil am höchsten. Das ist unser Startpunkt. Das heißt aber nicht, dass der Bogen da am leisesten ist unbedingt, das liegt ja an der Schwingungsfrequenz. Wie finde ich den optimalen Tiller heraus? Probieren und schießen. Leider gibt es hier so viele Unwahrheiten, dass ich nicht auf alle eingehen kann. Die Standardaussage vieler Trainer lautet 3 bis 4 Millimeter und das stellen viele Schützen auch ein, leider. Der richtige Tiller ergibt sich aus genau drei Faktoren: Griffschale, Fingerposition auf der Sehne und der Gewichtsverteilung der Stabilisation. Eine hohe Griffschale braucht mehr Tiller als eine flache, das hängt also davon ab wie groß meine Hände sind und wie hoch ich in den Bogen drücke. Der zweite Punkt ist die Zughand. Liegen alle drei Finger gleichmäßig auf der Sehne oder hat man einen starken Ober- oder Unterzug, alles ändert den Tiller. Hoyt gibt zum Beispiel einen Tiller von 0-9 Millimetern an, nun ist auch klar warum. Die entscheidenste Komponente ist das Stabisystem. Je nach dem wohin das Gewicht verteilt ist muss auch der Tiller gestellt werden. Die Regel lautet wie folgt: Umso kopflastiger der Bogen, desto kleiner der Tiller. Viele Schützen mögen es wenn der Bogen vorne viel Gewicht hat, da er dann sehr ruhig zielt. Was passiert aber dabei? Der obere Wurfarm wird übermäßig beansprucht und dadurch reagiert er weicher als sonst. Die Folge davon ist, dass der untere Wurfarm immer schneller beschleunigt als der obere. Die negative Konsequenz ist dadurch auch logisch. Der Nockpunkt wird beim Abschuss immer nach unten gezogen und kann dadurch sehr leicht Kontaktprobleme mit der Pfeilauflage produzieren. Wie viel Gewicht braucht der Bogen? Der Bogen soll möglichst wenig Zielbewegung hoch und runter haben. Nimmt man einen Bogen und zieht ihn ohne Stabis aus, wird man schnell merken, dass der Bogen immer nach oben zieht. Nun hängt man so lange Gewicht an den Bogen via Stabilisation und anderer Dämpfer bis der Bogen von alleine schwebt. Das ist auch schon das ganze Geheimnis. Schaut man sich die Bögen der meisten Koreaner an, sieht man sehr schnell das Prinzip. Es sind bei fast allen Schützen nur so viel Gewichte am Bogen wie nötig. Das schont auch die Schulter natürlich. Wenn ich nun vielleicht etwas mehr zittere beim Zielen, hänge ich vorne mehr Gewicht an den Stabilisator. Das heißt aber auch, dass ich sofort meinen Tiller dem veränderten Gewicht nachstelle. Die Ausrichtung der Wurfarme wird in vielen Artikeln beschrieben. Das einzige was ich da noch hinzufügen möchte, ist das der Monostabi Priorität hat. Viele versuchen alle Wurfarmlehren überein zu bringen und nehmen in Kauf, dass der Monostabi nicht perfekt geradeaus schaut, das ist ein fataler Fehler! Der Bogen beschleunigt nicht mehr geradeaus und kann so Seitenstreuung und Kontaktprobleme verursachen. Es haben nicht alle Mittelteile eine 3D Verstellung und somit sollte dann versucht werden das Mittelteil möglichst gerade zu haben.
Punkt 2: CENTERSTELLUNG, NOCKPUNKT UND BUTTONDRUCK Meine Empfehlung folgt den meisten Lehrbüchern. Bei Rechtshandschützen und Carbonpfeilen sollte die Spitze ein viertel bis halbe Stärke „Angriff“ haben, also etwas links der Sehne. Das ist wieder der Startpunkt. Ob man hinterher etwas mehr oder weniger Centerstellung hat, hängt auch von der Steifigkeit des Pfeils ab. Möchte der Schütze einen tendenziell weicheren Pfeil haben, wird beim Walkbacktuning etwas mehr Center herauskommen. Das nur mal kurz vorab angemerkt. Beim Nockpunkt ist es ebenfalls alles ganz klassisch. Dünne Carbonpfeile bekommen zum Start 11 Millimeter Überhöhung und Aluminiumpfeile 12,5mm. Der Buttondruck ist vielleicht das Mysterium des Bogensports, fünf Leute, fünf Meinungen. Über die vielen Jahre hinweg und ein großer Dank an Werner Beiter, fand die Bogensportwelt folgendes heraus: Es gibt genau zwei Kriterien beim Buttondruck, nicht zu weich und nicht zu hart. Zu weich ist ein Button wenn er vom Klicker eingedrückt wird. Zu hart ist ein Button wenn er nicht mehr auf die Verstellung reagiert. Ein zu weicher Button ist schnell festgestellt, ein zu harter Button ist oft leider nur mit Highspeedkamera zu erkennen. Wichtig ist, dass bei der Grundeinstellung des Buttons noch genug Spielraum vorhanden ist um an der Härte zu drehen ohne die Feder wechseln zu müssen. Es sollten auf jeden Fall 10-15 Klicks in beide Richtungen möglich sein, auch dann darf der Button noch nicht vom Klicker eingedrückt werden. ACHTUNG: der Button ändert NICHT die Steifigkeit des Pfeils, sondern nur den Reflex beim Abschuss. Steckt der Pfeil links oder rechts von der Gruppe der befiederten Pfeile, kann man das nicht über den Button ausgleichen. Die beiden harten Faktoren den Pfeil passend zu machen sind das Zuggewicht und der Spine/Pfeillänge. Mittlere Faktoren bei kleineren Abweichungen sind das Spitzengewicht und die Sehne.
Punkt 3: DIE SEHNE Mit der Sehne steht und fällt das gesamte Tuning. Eine dünne Sehne bringt nur Probleme und keinen einzigen Vorteil. Nehmen wir hier auch als Beispiel Lisa. Seitdem sie 37 Pfund auf den Fingern schießt, hat ihre Sehne aus BCY 8125 19 Strang! Der große Vorteil dieser dicken Sehne ist die unglaubliche Verzeihlichkeit auf langen Entfernungen. Früher sagten alle Trainer, dass man auf 70 Meter eine „schnelle“ Sehne benutzen kann. Eine dünne Sehne ist sehr löseempfindlich und kann dem Schützen deutlich Streuung bringen. Das macht also gar keinen Sinn. Hier meine Empfehlung für die meisten Zuggewichte: ab 34# 18 Strang 8125, ab 37-38# 19 Strang und ab 42# 20 Strang 8125. Es gibt im Fachhandel viele verschiedene Mittenwickelgarne, damit die Beiter 1er Nocke auch noch bei 20 Strang passt. Es gibt aber noch viele andere tolle Sehnengarne, die auch super funktionieren. Eine etwas dickere Sehne kostet knapp 1-2 Striche auf dem Visier, bringt dafür aber sehr viele Ringe auf dem Ergebniszettel.
Punkt 4: PFEILE AUSSCHIESSEN Nun kommen wir zum Herzstück des Berichtes. Wie schießt man wirklich Pfeile aus ohne gleich mehrere Schäfte kaputt zu sägen? Hierbei gibt es einen Trick. Ich benutze immer einen RAM Spinetester (Bild 1) und schaue wo die weiche Seite des Pfeils ist. Warum? Nehme ich einfach einen Pfeil aus der Röhre und baue ihn zusammen, kann es sein, dass ich aus Versehen die dynamisch harte Seite oder etwas dazwischen erwischt habe. Ich schneide nur einen Schaft und schieße ihn weg. Das mit Abstand verlässlichste Gerät um die weiche Seite des Pfeils zu finden, erhältlich im Fachhandel. Es gibt auch Geräte, bei denen man von oben drückt, diese funktionieren nur bedingt bei teuren Schäften wie Easton ACE oder X10. Jeder Verein sollte einen Spinetester haben, auch für Compound und Langbogen mehr als sinnvoll. Ich lege einen Pfeil auf den Tester und beschwere ihn mit dem inklusiven Gewicht. Dann drehe ich vorsichtig den Pfeil und schaue auf dem Tester wo sich die weiche Seite befindet. Habe ich das herausgefunden, markiere ich diese Stelle mit einem Stift und drehe die markierte Seite Richtung Button. Der Grund ist logisch. Der Pfeil wird beim Abschuss gebogen und ich helfe dem Pfeil von Anfang an sich sofort in die Richtung sich zu biegen in die er sowieso gebogen wird. Ich stelle damit auch sicher, dass sich alle Rohschäfte gleich verhalten beim Abschuss. Ich brauche durch diese Methode nicht gleich drei Pfeile sägen. A propos Sägen, bitte stellt immer sicher, dass der Pfeilschaft mindestens noch ein Zoll Spielraum zwischen Buttonkopf und Spitze hat. Optimal ist die Pfeillänge wie auf dem Bild 2. Das Problem bei zu kurzen Pfeilen ist das die Spitze nicht in Richtung Scheibe startet, sondern sich beim Abschuss ins Bogenfenster hinein bewegt. Der Pfeil wird sehr empfindlich auf den Button reagieren und das Gruppentuning zu einer Geduldsprobe machen. Wie sehe ich ob der Pfeil zu hart oder weich ist? Die Methode der Profis bedarf etwas Übung. Ich stelle mich hinter den Ellbogen des Schützen und beobachte den Pfeil beim Abschuss. (Bild 3) Interessant ist der erste Reflex des Pfeils. Für Rechtshandschützen: fliegt der Pfeil mit dem Heck nach links los, ist der Pfeil zu weich. Fliegt der Pfeil mit dem Heck nach rechts los, ist er zu steif. Optimal zum Beobachten des Pfeilfluges ist ein weißer Hintergrund, eine umgedrehte 122er Auflage reicht vollkommen dazu. Der beste Spielraum den Pfeil zu beobachten sind 20 bis 30 Meter. Ein sehr guter Tipp ist vor dem Tuning den Bogen eine halbe Umdrehung herunter zu drehen um etwas Luft zum Anpassen zu haben, falls man den Pfeil etwas zu kurz gesägt hat. Fliegt der Pfeil gut, gehe ich dann einen Schritt weiter, schneide zwei weitere Schäfte und wiederhole den Test. Hiermit kann ich dann mit größter Sicherheit sagen, dass der Pfeil optimal passt. Als nächsten Schritt befiedere ich einen der drei Pfeile und mache einen Walkbacktest, manche nennen ihn auch Frenchtuning oder Bergertest. (Bild 4) Auch hier gibt es genug Anleitungen. Wenn ich meine Centerstellung nachstellen muss bei dem Test, schaue ich aber auch sofort wieder danach, dass meine unbefiederten Pfeile gut fliegen, das ist ein sehr wichtiger Punkt! Falls ich nun die Pfeile leicht steif haben sollte, kann ich das ganz entspannt mit der halben Umdrehung am Zuggewicht wieder ausgleichen, die ich zuvor herausgenommen habe. Ich möchte auf keinen Fall den Schützen wegen unpassender Pfeile mit Zuggewicht überlasten. Passt alles, geht es zur nächsten Station. Ich schieße nun die Pfeile zueinander aus. Ich nehme alle Rohschäfte, suche die weiche Seite und schieße dann alle Pfeile unbefiedert auf eine weite Entfernung, in Lisas Fall auf 70 Meter. Je nach Leistungsstand reichen aber 40 Meter mehr als genug. Das Trefferbild wird eine große Gruppe mit vielen Pfeilen sein und dann vereinzelte Treffer. (Bild 5) Nun geht es darum die einzelnen Ausreißer wieder in die Gruppe zu bekommen. Bevor ich aber die Nocken der Pfeile drehe, schieße ich sie zur Sicherheit noch einmal weg. Bei den Pfeilen, die nicht in der Gruppe stecken, drehe ich so lange die Nocke bis sie auch in der Gruppe sind. Ist am Ende ein Pfeil immer noch nicht in der Gruppe, dann bekommt er eine Markierung und wird zum Trainingspfeil.
Ich hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkle bringen und wünsche allen viel Spaß beim Schießen!
Henning Lüpkemann
Im Center der Bogensportwelt
20-jähriges Jubiläum der Bogensporthalle der Firma Werner Beiter in Dauchingen – Olympiasieger und Weltmeister zu Gast, sowie die Weltbogensportlerin des Jahres 2016 – Feier im Zeichen von regionaler Bindung und internationaler Präsenz
Am vergangenen Wochenende konnte die Firma Werner Beiter aus Dauchingen, bekannt als Hersteller für Bogensportartikel, das 20-jährige Jubiläum des „Werner & Iris Centers“ feiern. Dieses Center wurde vor 20 Jahren, von Werner Beiter, dem Firmengründer, als Testhalle für den Bogensport eingeweiht. Damals wie heute wurde dies zusammen mit Schützen aus der ganzen Welt gefeiert. Dieses Mal waren Geschäftspartner, Lieferanten und Mitarbeiter zu Gast, um gemeinsam mit den Schützen eine informative Zeit zu verbringen.
Die Firma Werner Beiter produziert ausschließlich in Dauchingen und legt größten Wert auf Qualität „Made in Germany“ und den Standort Deutschland. Aus diesem Grund findet die Wertschöpfung auch in vollem Umfang in Deutschland, möglichst sogar in Baden-Württemberg statt. Das bedeutet, dass Zulieferteile z.B. aus Metall aus der nächsten Umgebung stammen, ob es sich um Halbzeuge aus Dauchingen, Federn aus Schwenningen oder Drehteile vom Heuberg handelt. Optische Linsen werden exklusiv aus Aalen bezogen, Werkzeuge aus dem Schwarzwald.
Im „Werner & Iris Center“ treffen sich unter dem Jahr Schützen aus der ganzen Welt, – Olympiasieger, Weltmeister oder passionierter Hobbybogenschütze, internationale Verbände, Vereine oder einzelne Schützen – um zu trainieren, zu tunen, zu testen, Erfahrungen auszutauschen oder einfach, um eine gute Zeit zu haben.
Nach 20 Jahren war das „Werner & Iris Center“ extra für dieses Event in monatelanger Feinarbeit auf den neuesten Stand gebracht worden: direkte und indirekte Beleuchtung an der Schießlinie, um jede Schattenbildung zu vermeiden mit Leuchten einer weltweit bekannten Firma aus Schwenningen, eigens von der Firma Beiter gebaute LED-Beleuchtung an den Schießscheiben, Kameras und TV’s über den Schützen, Aufnahmetechnik, um zeitversetzt aus verschiedenen Positionen den letzten Schuss zu analysieren und vieles mehr.
Das Jubiläum wurde über drei Tage gefeiert. Eingeladen waren vier Topschützen, einer aus jeder der vier Kategorien Recurve Damen und Herren, Compound Damen und Herren. Zusätzlich schrieb man in den sozialen Medien eine weltweite Verlosung von vier „Wildcards“ aus, um nochmals vier Schützen aus jeweils einer der Klassen die Chance zu geben, an dem Jubiläum teilzunehmen und mit den Topschützen auf der Schießlinie zu stehen.
Die Topschützen waren:
Lisa Unruh aus Deutschland, Silbermedaillengewinnerin 2016 von Rio, amtierende Weltmeisterin Halle und Feld, Weltcupsiegerin und Weltbogensportlerin 2016 in der Klasse Recurve Damen.
Florian Kahllund aus Deutschland, Weltmeister Halle im Team 2016, 2. im Weltcup in Wroclaw 2015, Weltcupsieger in Antalya und Europameister Halle 2014 in der Klasse Recurve Herren
Marcella Tonioli aus Italien, 3. der Weltrangliste, Siegerin des Weltcupfinales 2016, Weltcupsiegerin Shanghai 2012, Weltmeisterin 2011 in der Klasse Compound Damen
David Drahoninsky aus Tschechien, unter anderem Silber bei den Paralympics in Rio 2016 und in London 2012, Gold in Peking 2008 und Weltmeister in Donaueschingen 2015 in der Klasse Compound Herren.
Die „Lucky Dogs“, welche aus den Einsendungen, die aus der ganzen Welt eingegangen waren, ausgelost wurden, waren Karin Larsson aus Schweden in der Klasse Recurve Damen, Salman Nahid Oli aus Bangladesch in der Klasse Recurve Herren, Julia Oleksejenko aus Lettland in der Klasse Compound Damen und Jürgen Seibold aus Deutschland in der Klasse Compound Herren.
Für alle „Lucky Dogs“ war es sicherlich eine tolle Erfahrung ausgelost zu werden. Eine ganz besondere Erfahrung war es jedoch für den 20 Jahre alten Salman Nahid Oli aus Bangladesch.
Er lag mit gebrochenem Bein im Krankenhaus, als er auf der Facebook-Seite der Firma Beiter den Aufruf für dieses Jubiläum sah und sich spontan entschloss, sich dafür zu bewerben. Wie er später sagte, ohne die geringste Hoffnung, dass er gezogen würde. Was er bis dato nicht wusste, er war tatsächlich der erste, der sich für die Auslosung beworben hatte. Entsprechend groß war seine Begeisterung. Für ihn und die Firma Beiter begann dann allerdings die ungeahnt schwierige Aufgabe für ihn ein Reisevisum zu erhalten. Es wurde eine offizielle Einladung geschrieben, die erste Fahrt, 9 Stunden mit dem Bus in die Hauptstadt Dhaka zum Konsulat, verlief ernüchternd. Salman hatte keinen Besuchstermin vereinbart und musste trotz sofortiger telefonischen Kontaktaufnahmen der Firma Beiter mit dem Konsulat vor Ort, wieder unverrichteter Dinge nach Hause fahren. Unzählige Anrufe, fast täglich mit ihm, Telefonate aus Deutschland mit dem Auswärtigen Amt in Berlin, der Botschaft in Dhaka, dem Sportschützenverband in Bangladesch, zwei weitere 9-stündige Fahrten und Warterei vor der Botschaft waren nötig, bis Salman dann endlich sein Visum stolz und glücklich in den Händen halten konnte. Zuvor war die einzige Auslandsreise, die er gemacht hatte, ins benachbarte Indien gegangen. Und jetzt sollte es nach Deutschland gehen! In seinem Heimatland ist er durch diese Reise zu einer kleinen Berühmtheit geworden. Unzählige Berichte in Zeitungen und Interviews waren die Folge, vom Nationaltrainer wurde er sogar in die Nationalmannschaft berufen. Als erstem Bangladescher war es ihm gelungen, aus sportlichen Gründen ein Einzelausreisevisum zu erlangen. Für Salman sollte in Dauchingen ein Traum in Erfüllung gehen: sein Idol Lisa Unruh zu treffen und mit ihr auf der Schießlinie zu stehen, dort wo schon viele Topschützen geschossen hatten. Inzwischen ist Salman zurück in Bangladesch, im Gepäck Unmengen deutscher Süßigkeiten für die Familie.
Im Bogensport wird nicht nur von Inklusion gesprochen, sondern auch gelebt. In wohl keiner anderen Sportart ist es möglich, dass Sportler mit und ohne Handicap zusammen auf der Schießlinie stehen und zusammen den gleichen Sport ausüben. Dies war durch David Drahoninsky aus Tschechien eindeutig zu sehen. Schon als Teilnehmer der Para-WM in Donaueschingen 2015 konnte er und andere Bogenschützen mit Handicap den interessierten Zuschauern zeigen, dass es trotz Behinderung möglich ist, diesen Sport auszuüben. Egal, ob Querschnitt, Amputation oder Blindheit: beim Bogenschießen gibt es eigentlich keine Ausrede.
Ein besonderer Gast an diesem Wochenende war auch Mix Haxholm, begeisterte Bogenschützin aus Schweden und ehemalige Miss Thailand. Seit vielen Jahren verbindet die Familie eine Freundschaft mit ihr. Auch als Werbegesicht für die Firma Beiter war sie auf Postern und Bannern in der Halle sichtbar.
Geboten waren einer Showeinlage aus dem Musical „Tarzan“ der liebenswerten und tollen Tanzgruppe „Dance for Fun“ aus Dauchingen, Schießeinlagen der Schützen auf 70 Meter, Besichtigung des „Werner & Iris Centers“, einem spannenden Hit-Miss-Turnier der acht Teilnehmer, sowie einem Schnupperschießen für Jedermann.
Bei regionalem Essen aus dem Längental und der eigenen Küche hatten alle, auch die Veranstalter, eine sehr gute Zeit.
Mythen und Fakten des Feldbogenschießens
Als ich vor 30 Jahren mit dem Bogenschießen anfing sagte man mir: „Im Feld schießen nur die, die in der FITA nichts treffen!“ Damals holte aber ein gewisser Jay Barrs bei der Olympiade in Seoul die Goldmedaille!
Er war dann aber auch noch mehrfacher Weltmeister im Feldbogenschießen! Meine Skepsis an solchen pauschalen Aussagen war also geweckt! Sein Nachfolger war dann Sebastian Flute; auch Weltmeister im Feldbogen. Simon Fairweather, Michele Frangili, Brady Ellison und aus deutscher Sicht Elena Richter und Lisa Unruh sind nur ein par Beispiele für erfolgreiche Olympiateilnehmer, die sich aber auch die WM Krone im Feldschießen aufsetzten. Aktuell wird Lisa Unruh uns neben Sebastian Rohrberg und Manja Conrad im Feldschießen bei den Worldgames in Breslau/ Polen vertreten. Ich habe jetzt nur ein paar Recurver aufgezählt, wenn man sich die Compoundschützen genau anschaut, findet man die Top Feldschützen auch bei den Weltcups der WA. Die oben genannte Aussage ist also nachweislich totaler Quatsch!
Dennoch gibt es bei uns Trainer, Vereinsvorsitzende und Referenten, die hartnäckig daran festhalten und alles dafür tun, die Schützen vom Feldschießen abzuhalten. In manchen Verbänden fliegt man sogar aus dem Kader, wenn man an Feldbogenmeisterschaften teilnimmt; Unterstützung (Kaderarbeit auf Landesebene) gibt es fast gar nicht mehr.
Dabei sind es die Feldschützen, die jedes mal bei Welt-, Europameisterschaften und Worldgames Medaillen mit nach Hause bringen. Ist es Neid oder hat man Angst die Schützen könnten Gefallen daran finden? Selbst wenn, welchen Nachteil soll das haben? Es war auch Jay Barrs, der sagte: “Fieldarchery Is A Thinking Man`s Sport”!
Vielleicht liegt es daran. Fakt ist, dass Feldschießen mit etlichen Vorurteilen belastet ist. Manche glauben gar, es gäbe einen Feldbogen und verstehen darunter einen Langbogen. Es ist eine Disziplin, die mit den verschiedensten Bögen vom Lang- bis zum Compoundbogen geschossen wird!
Oft wird gesagt: Man kann doch nicht mit einem Recurve Visierbogen mit Stabis etc. durch den Wald gehen. Diese Aussagen kommen immer nur von voreingenommenen Leuten, die es noch nie probiert haben. Ich habe in 30 Jahren noch keinen Parcours gesehen, der dies nicht zulässt.
Wer im Feld etwas erreichen will, muss sich einer viel komplexeren Aufgabe stellen als auf dem Platz und dabei trotzdem einen sauberen Schießstil beherrschen. An jeder Scheibe muss man sich aufs Neue mit Entfernung, Winkel, Schräglage, Lichteinfall und dem Stand etc. beschäftigen, die entsprechenden Einstellungen und Korrekturen vornehmen und dann auch noch innerhalb des Zeitlimits sauber schießen. Viele behaupten ja von den WA Schützen, sie würden unerlaubt die Entfernungen messen und deshalb dort nicht schießen! Tatsache ist aber, dass dies nirgendwo im Regelwerk verboten ist!
Es wird nur aufgeführt, was man nicht dazu verwenden darf! Also Entfernungsmesser, Ferngläser mit entsprechender Vorrichtung, Kameras und Smartphones etc. Wenn man also Teile seines Bogens, wie Visier, Scope, Wasserwaage, Button etc. zum Abgleich der Entfernung und markante Punkte wie Kanten, Schrauben, Beschriftung, Limbsaver etc. zur Winkelbestimmung verwendet, dann ist das legitim. Man darf nur nichts am Bogen anbringen oder modifizieren, das nur diesem Zweck dient.
Das alles ist recht aufwändig, denn es gehört doch einiges an Vorbereitung dazu und man muss diese Dinge auch trainieren. Es ist eine zusätzlich erforderliche Kunst. Wer sie beherrscht, hat seinen Vorteil und wer da mitmischen will, muss es halt lernen. Man sollte es als Herausforderung sehen und diese auch annehmen.
Bei IFAA / DFBV Meisterschaften sind Lasermessgeräte für Entfernung und Winkel übrigens erlaubt, die Entfernungen sind alle bekannt. Hier ist die Teilnahme an internationalen Meisterschaften jedem Mitglied freigestellt (WFAC, EFAC), weswegen an diesen Meisterschaften bis zu 1200 Sportler teilnehmen.
Bei der WA Welt- und Europameisterschaften müssen die Teilnehmer über die nationalen Mitgliedsverbände gemeldet werden; die Anzahl der Teilnehmer ist auf 3 pro Nation, Stilart und Klasse beschränkt. Das bedeutet, die Verbände schicken ihre Besten zur WM oder EM. Die Auswahl geschieht über Ausscheidungsturniere (dieses Jahr z.B. Anfang Juli in Delmenhorst). Auch hier ist ein Vorurteil weit verbreitet: „…man kann ja schießen, was man will, es fahren eh immer die Gleichen!“ Auch das ist falsch. Die Auswahlkriterien werden Anfang des Jahres vom DSB durch das Ausschreibungsheft, welches über die Landesverbände an die Vereine weiterverteilt werden soll, veröffentlicht! Die Erfahrung zeigt aber leider, dass diese Ausschreibungen nie an der Basis, den Schützen, ankommt. Schon mal gar nicht bei den Feldschützen. Man kann es sich aber als interessierter Sportschütze auch auf der DSB Website unter Publikationen herunterladen.
Wer die Auflagen erfüllt und sich bei der Ausscheidung durchsetzt, ist in der Regel auch dabei. Aber man braucht gar nicht so hohe Ziele, um Feld zu schießen. Allein das Schießen und Wandern verbunden mit der Herausforderung an Mensch und Material im Einklang mit der Natur, dies zum Teil vor atemberaubend schöner Kulisse ist einen Versuch wert!
Peter Lange, Bundestrainer Feld.