In eigener Sache

Liebe Leserinnen und Leser,

sicherlich warten Sie schon ungeduldig auf die neueste Ausgabe des Bogensport Magazin. Leider mussten wir aufgrund eines nicht vorhersehbaren Personalengpasses den Erscheinungstermin um ca. drei Wochen nach hinten verschieben. Aktuell sieht’s folgendermaßen aus: Wir arbeiten – wenn auch mit einer Rumpfmannschaft – hoch motiviert an der nächsten Ausgabe und sind zuversichtlich, dass Sie schon in wenigen Tagen ein interessantes und spannendes Magazin in der Hand halten werden. Wir bitten Sie noch um ein wenig Geduld und hoffen auf Ihr Verständnis.

Ihr BM-Team
(24.08.2018)

Weltcup Berlin: Lisa Unruh greift nach Gold

Welch ein Jubel, welch eine Stimmung auf dem Maifeld neben dem Berliner Olympiastadion: Lisa Unruh hat sich in beeindruckender Art und Weise für das Goldfinale beim Bogen-Weltcup in ihrer Heimatstadt qualifiziert. Im Finale trifft sie am Sonntag, 22. Juli, auf die Südkoreanerin Eun Gyeong Lee, dann in der Finalarena am Anhalter Bahnhof. „Es war mein Traum, in meiner Heimatstadt im Goldfinale zu schießen!“

 

In einer Neuauflage des olympischen Viertelfinals von Rio 2016 bezwang sie im Halbfinale die Taiwanesin Ya-Ting Tan mit 6:5 (27-27, 28-25, 27-30, 28-28, 27-27), ein Stechschuss musste nach völlig ausgeglichenem Verlauf entscheiden – so wie in Rio. Und abermals zeigte Unruh Nervenstärke und setzte ihren Schuss perfekt ins Gold, während die Taiwanesin nur eine acht schoss. „Die Gefühlslage ist extrem gut. Ich habe immer gedacht, das Goldfinale wäre geil, dann hast du schon eine Medaille sicher. Dann habe ich das aber wieder verdrängt und mich fokussiert und es geschafft!“

 
Zum zweiten Mal steht Unruh in einem Einzel-Finale des Weltcups, 2014 gewann sie Silber in Medellin/Kolumbien. Vier Jahre später wartet in ihrer Geburts- und Heimatstadt erwartungsgemäß eine der starken Südkoreanerinnen: „Gut schießen, ganz konsequent, dann wird sich schon etwas ergeben!“, nennt Unruh ihr Rezept und hofft natürlich auf massive Unterstützung durch das Berliner Publikum (Tickets bei www.ticketmaster.de und an der Tageskasse). Positiver Nebeneffekt des Finaleinzugs: Unruh hat sich damit zum zweiten Mal in ihrer Karriere für das Weltcup-Finale qualifiziert. An diesem nehmen in Samsun/Türkei (29./30. September) die besten acht Schützinnen der vier Weltcups teil.

 
Unmittelbar vor dem Halbfinal-Coup hatte Unruh im Viertelfinale der Georgierin Khatuna Narimanidze beim 7:1 (27-27, 27-26, 30-26, 29-25) keine Chance gelassen. Und Bundestrainer Oliver Haidn jubelte bereits: „Das ist schön, dass wir am Sonntag mit mindestens einer Schützin im Finale stehen – sie liefert eine tolle Show ab. Die Arbeit zahlt sich aus, und es ist schön, dass man auch ein positives Feedback bekommt.“

Text/Bild: DSB

Weltcup Berlin: Hochs und Tiefs beim Heimweltcup

Auf ging es für die deutschen Bogenschützinnen und –schützen in die K.-o.-Runde des Heimweltcups in Berlin. Maximilian Weckmüller, der am Vortag bereits die beste Leistung der deutschen Recurve Männer zeigte, konnte auch in seinen heutigen Matches überzeugen. Er gewann sowohl gegen Iepura als auch Bazarzhapov überlegen und muss nun in Runde drei gegen den Australier Taylor Worth antreten.

 
Ähnlich souverän bezwang Florian Kahllund seine Gegner. Mit 7:1 und 6:2 zog er ebenfalls in die nächste Runde ein. Der dritte Deutsche im Bunde, der sich für die drittte Runde qualifizieren konnte, ist Felix Wieser. Er setzte sich gegen Olaru (6:2) und Xu (6:2) deutlich durch und muss nun gegen einen der stärksten Schützen im Feld, den Südkoreaner Lee, antreten. Cedric Rieger scheiterte bereits früh am Türken Gulacar.

 
Richter gegen Unruh in Runde drei
Ein spannendes Duell erwartet das Publikum bei den Recurve Damen. Top-Bogenschützin Elena Richter siegte in ihren beiden Partien und wird nun in Runde drei auf ihre Teamkollegin Lisa Unruh treffen, die als Sechste des Vortages bereits gesetzt war. Beide kennen sich bestens aus dem Training, kennen ihre Stärken und Schwächen, doch morgen wird jeder für sich kämpfen und versuchen beim Heimweltcup zu überzeugen. Michelle Kroppen, die zuletzt in Antalya ins Gold-Finale einzog, musste sich hingegen früh geschlagen geben. Wie auch Veronika Haidn Tschalova, unterlag sie ihrer Konkurrentin in Runde zwei.

 
Schwere Bedingungen für Bogenschützen
Schlecht einzuschätzender Wind machte es den Compoundschützen schwer, ihre Leistung abzurufen. Einzig Lars Klingner und Marcel Trachsel konnten sich bei den Männern durchsetzen und ihre Partien für sich entscheiden. Klingner trifft somit auf den Dänen Damsbo, der bereits für die dritte Runde gesetzt wurde. Teamkollege Sebastian Hamdorf machte es spannend. Zwar gewann er sein Stechen in Runde eins gegen Seywert, musste sich jedoch anschließend dem Russen Bulaev geschlagen geben. Nicht über Runde eins hinaus kam Marcus Laube, für den sein Konkurrent Kazempour an diesem Tag mit 142:139 Ringen zu stark war.

 
Hoffnung liegt auf Team-Entscheidungen
Ähnlich wie Richter und Unruh erging es bereits Pia Eibeck und Kristina Heigenhauser, die in der zweiten Runde aufeinander trafen. Am Ende entschied Heigenhauser das Duell für sich und gewann mit 142:138 Ringen. Janine Meissner verpasste nur um einen Ring das Stechen gegen Baratchi und muss nun nach Runde zwei bereits das Handtuch werfen. Gleiches Schicksal ereilte Velia Schall, für die es ebenfalls nicht über die zweite K.-o.-Phase hinausgeht. Das Fazit des Disziplinverantwortliche Hertkorn fällt deshalb gespalten aus: „Die schwierigen Bedingungen machten es schwer, die Leistung zu bewerten. Es ist schade, dass so viele unserer Schützen ausgeschieden sind, aber wir haben noch beide Teams. Und dort kann noch viel passieren.“

Text und Bild: DSB

Weltcup Berlin: Deutsche Compound-Schützen stark

Beim Weltcup in Berlin flogen gestern die ersten Wettkampfpfeile in der Qualifikationsrunde auf dem Maifeld nahe des Olympiastadions. Allen voran Lisa Unruh, Olympiazweite von Rio, zeigte ihre Klasse. Mit 646 Ringen konnte sie sich als Sechste des Recurveklassements direkt für die dritte Runde qualifizieren.

 

Dort aber könnte sie dann schon auf ihre Teamkollegin Elena Richter treffen, die mit 627 Ringen nur auf Platz 27 kam. Ringgleich reihte sich die Weltcupzweite von Antalya, Michelle Kroppen, knapp dahinter ein. Veronika Haidn Tschalova kam bei ihrem diesjährigen Weltcupdebüt auf Rang 43. Mit dem Team qualifizierten sich die deutschen Damen als Achte direkt für die zweite Runde, wo sie auf die Konkurrentinnen aus Groß Britannien treffen werden.

Bei den Männern lieferte Max Weckmüller mit 650 Ringen und Platz 29 das beste Ergebnis der deutschen Recurveherren. Seine Teamkollegen Kahllund (38.), Rieger (49.) und Wieser (82.) konnten nicht in die forderen Plätze miteingreifen. Eine sehr gute Leistung zeigte Marcel Trachsel hingegen mit dem Compoundbogen. Mit 703 Ringen und Platz 13 lag er deutlich über seiner Leistung, die er erst kurz zuvor bei der Rangliste gezeigt hatte. Klingner (25.), Hamdorf (47.) und Laube (49.) konnten sich ebenfalls für die nächste Runde qualifizieren. „Wir können optimistisch in die Finals gehen.“, zeigte sich Holger Hertkorn, Disziplinverantwortlicher Compound, zuversichtlich. Als Neunter der Qualifikation und neuem deutschen Rekord von 2090 Ringen, hat sich das deutsche Compoundteam direkt für Runde Zwei qualifiziert. Dort warten jedoch die Mitfavoriten aus Taiwan auf die deutschen Bogenschützen.

Auch die Frauen machten ihre Sache gut auf dem Maifeld in Berlin. Allen voran Kristina Heigenhauser, die wie ihr Teamkollege Weckmüller, Platz 13 der Qualifikation erreichte und mit 688 Ringen beste Deutsche wurde. Ihre Bogenkolleginnen Meißner, Schall und Eibeck landeten auf den Rängen 30, 42 und 52.

 

Text und Bild: DSB

Feldbogenschießen: von Anfang an richtig durchstarten

Bogenschießen im Wald ist die facettenreichste Form unseres Sportes und fordert in allen Belangen höchste Konzentration. Es gibt immer neue Situationen mit denen wir konfrontiert werden und dabei gilt es die Augen offen zu halten. In diesem Artikel geht es um den richtigen Start, verschiedene Situationen und Wettkampfverhalten.

 

Als allererstes muss der Bogen dafür eingerichtet werden. Die Eckpfosten sind eine passende Visierskala und ein ordentliches Tuning für alle Entfernungen.  Das heißt, dass auf allen Entfernungen die Trefferlage immer mittig ist, ein Walkbacktest ist für Recurve und Compound gleichermaßen wichtig. Es führen immer viele Wege nach Rom, der denkbar leichteste Weg ist Visierskala aus einem Programm dafür. Die beiden bekanntesten sind Accurate Sights und Archers Advantage. Der Vorteil dieser Programme ist sehr groß, eine Skala direkt auf dem Visier ist schnell und einfach abzulesen und man kann keinen Zettel verlieren auf dem nur Zahlen für jede Einstellung notiert sind. Ebenso ist es extrem schwierig manuell genauso präzise seine Einstellungen auszuschießen als den Computer zu nutzen. Vorgedruckte Skalen aus dem Internet sind auch nicht sehr empfehlenswert, da sie viele wichtige Faktoren nicht berücksichtigen. Bei einer Visierskala sind der Pfeildurchmesser, das Pfeilgewicht, die Länge und die Peephöhe bei Compound bzw. der Augen-Pfeilabstand sehr, sehr wichtig um eine präzise Skala zu erstellen. Hat man diese Werte nicht berücksichtigt, dann werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Werte innerhalb der Skala nicht gut stimmen, auch wenn die kürzeste, zum Beispiel 15 Meter und die längste 60 Meter, passen.

Text: Henning Lüpkemann. Photo: World Archery

 

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Der DBSV 1959 e.V. – Deutschlands größter Bogensport Verband

Der Deutsche Bogensportverband (DBSV), 1959 im sächsischen Zittau gegründet, sieht sich als Vereinigung von Bogensportler, für Bogensportler, durch Bogensportler. Er vertritt ausschließlich die Belange der Bogensportler im gesamten Bundesgebiet, ist in dreizehn Landesverbänden organisiert und verzeichnet seit Jahren einen stetigen Mitgliederzuwachs.
Der Verband verfolgt die gleichberechtigte Förderung aller Bogensportarten als Breiten- und Leistungssport. Das ehrenamtlich tätige Präsidium wird von Karl Jungblut als Präsident vertreten.

 

Der DBSV orientiert sich mit seinem Sport- und Wettkampfprogramm an den Regeln des internationalen Bogensportverbandes der WA (World Archery) und bietet nach wie vor die ehemalige FITA-Runde von 144 Pfeilen in seinem Meisterschaftsprogramm an. Darüber hinaus werden  aber auch Disziplinen mit Alleinstellungsmerkmal wie z.B. das Bogenlaufen (Run Archery) an. Hier erfreut sich das DBSV „NATIONAL RUN ARCHERY TEAM“ immer größerer Beliebtheit und verschaffte dem DBSV den Sprung auf die internationale Bogensportbühne. Mit Marco Kreische kommt der aktuell erfolgreichste Bogenläufer Europas vom DBSV. Seit diesem Jahr wurde mit dem „Deutschland Cup“ gar eine eigene Wettkampfserie für Bogenläufer gestartet.
Im Sportjahr 2003 reagierte der DSBV auf die rasante Entwicklung im 3D Sport und richtete seinerzeit mit 130 Sportlern die erste Deutsche Meisterschaft aus, bei der mittlerweile  regelmäßig 500 Sportler an den Start gehen. Ab dem Sportjahr 2018 unterstützt der DBSV vor allem die Jugend und berief das „NATIONAL 3D TEAM“, das fortan international für den DBSV an den Start gehen wird.

 

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Die Kinetische Kette: Teil 3

In Teil 1 und 2 haben wir gesehen dass Balance und Mobilität von größter Wichtigkeit sind. Ausreichende Bewegungsmenge (ROM) ist der Basis von gesund bewegen. Wir haben die verschiedene Gelenken besprochen in vertikaler Sinn, angefangen bei den Füssen.
Dabei viel Aufmerksamkeit  für den Schultern, die sowohl für Stabilität als für Mobilität sorgen müssen, was beim Bogenschießen der Fall ist. In diesem Teil noch mehr über den Schultern und den Zusammenhang von Balance und Stabilität.

 

Push & Pull (Drücken und Ziehen)
In der Anatomie des menschlichen Körpers gibt es sicherlich eine Ausnahme: ventrale und dorsale Schultermuskeln. Dies ist keine Abweichung in der Position, sondern in der Funktion. Wenn Sie Ihr Trainingsprogramm schreiben, müssen Sie in jedem Fall die Funktion der (Schulter-) Muskeln berücksichtigen.
Ventral sind alle Push-Übungen und dorsal alle Pull-Übungen für den Oberkörper.
Ein Push-Pull-Trainingsprogramm ist wesentlich effizienter und sicherer als die Split-Programme (Training pro Muskelgruppe, Bodybuilding).
Dieses Push-Pull-Konzept wird als ‘training to movement’ (Training für Bewegung) bezeichnet.

Fang an mit Schulterschonern!!!
Schulterschonern (Übungen) sollen Ihre Schultern schützen und gesund erhalten.
Wenn Sie richtig aufrechtstehen, sollten die Schultern zentralisiert sein.
Insbesondere die Rotator Cuff spielt eine wichtige Rolle bei der Zentralisierung des Humeruskopfes beim Bewegen des Armes. Während der Ausrichtung (Orientierung) auf das Glenoid treten Druckkräfte während der Abduktion und Drehung des Arms auf, um den Humerus im Glenoid zentriert zu halten. Dies kann nur funktionieren, wenn sich das Schulterblatt zusammen mit dem Humeruskopf bewegt.

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Weltcup Berlin: Interview mit Richter & Kroppen

„Wir wollen in Berlin mit der Mannschaft eine Medaille gewinnen!“ Elena Richter nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn sie auf die Ziele für den Bogen-Weltcup in Berlin (17.-22. Juli) angesprochen wird. Die Berlinerin und ihre Mannschafts-Kollegin Michelle Kroppen, die jüngst Platz zwei beim Weltcup in Salt Lake City gewann, äußern sich im Interview zudem zur Konkurrenz, zum Trainingspensum und Tokio 2020.

 
Elena, das Heimspiel, der Weltcup in Berlin, steht vor der Tür. Ist es etwas Besonderes?
Richter: „Auf jeden Fall! Es ist meine Stadt und hat andere Aufregungen als Weltcups im Ausland. Ich finde es schön, weil viele Leute da sind, die einen unterstützen – das ist im Ausland eher nicht so!“

 
Elena, das Jahr verlief bis jetzt hervorragend! Doppel-Weltmeister in der Halle, Platz zwei und vier mit dem Team bei den Weltcups. So kann es weitergehen, oder?
Richter: „Ja, jetzt wird sich im Einzel noch weiter vorgekämpft. Halle war ja gut, aber es war ,nur‘ Halle, deshalb strebe ich in Berlin einen Platz unter den Top Acht an.“

 
Michelle, du hast zudem noch im Einzel einen draufgesetzt, Platz zwei in Salt Lake City. Wie kam es zu diesem Coup?
Kroppen: „Ich muss gestehen, nach der Qualifikationsrunde habe ich damit nicht gerechnet, wie auch allgemein. Die Qualifikation habe ich – bei schwierigen Windverhältnissen – mit einer 58 beendet, und da habe ich gedacht, ich kann´s ja doch. Für die Finalrunde habe ich dann bei jedem Schuss mein Bestes gegeben, aber natürlich gehört auch Glück dazu, im richtigen Moment die richtigen Pfeile zu schießen!“

 
In Salt Lake fehlte die dominierende Nation, Südkorea. Was zeichnet die Koreaner aus? Warum sind sie so stark?
Kroppen: „Zum einen gehört dazu, dass die Bogenschützen in Korea ganz anders angesehen werden. Es wird früh darauf geachtet, wer von der Konstitution für das Bogenschießen geeignet ist, das Finanzielle ist besser, und sie haben auch bessere Trainingsmöglichkeiten und können deutlich mehr Schuss machen als wir.“

 
Kann man diese Übermacht überhaupt durchbrechen? Und wenn ja, wie?
Richter: „Kann man, klar! Das sieht man ja auch, dass sie immer mal wieder geschlagen werden. Im Endeffekt, wie auch unser Sportpsychologe immer sagt, geht es darum, die Wahrscheinlichkeiten zu erhöhen. Wir sind dabei, unsere Wahrscheinlichkeiten zu erhöhen, und deswegen wird es immer wieder vorkommen. Wie kann man es tun? Indem man mutig sein Ding macht, und wenn man gut startet, gucken die sich auch um und werden unsicher.“

 
Der Bogensport hat nach der olympischen Silbermedaille von Lisa Unruh in Rio einen Schub bekommen. Was macht den Reiz des Sports aus?
Kroppen: „Für mich ist das Tolle am Bogensport, dass man jedes Mal, für jeden Schuss sein Bestes geben kann. Wenn es bei drei Pfeilen nicht geklappt hat, dann geht es mit den nächsten Pfeilen bei Null los. Es ist keine Sportart, die man messen kann. Es können immer Überraschungen passieren, und es ist ein tolles Gefühl, sich in den Schuss reinsteigern zu können und den perfekten Schuss zu landen.“

 
Körper und Geist müssen Hand in Hand gehen, sagt man so schön. Wie wichtig ist im Bogensport die mentale Komponente und was tut ihr dafür?
Richter: „Sehr wichtig! Wenn ich es beziffern müsste, würde ich sagen, 70% ist Kopfsache. Man muss sich seiner Sache sicher sein, es geht um Entspannungstechniken, gerade, wenn man durch die halbe Welt gereist ist. Man benötigt Instrumente, um sich nach einer aufregenden Situation zu ,resetten‘ und sich weieder runterzuholen.“

 
Und wie sieht euer Trainingspensum generell aus? Beschreibt mal eine „normale“ Trainingswoche in dieser Phase, in der ihr jetzt seid!
Kroppen: „In dieser Woche haben wir 1300 Schuss auf dem Plan stehen. Dazu kommt einmal im Monat eine Challenge, angefangen mit 400 Schuss pro Tag bis zuletzt 800 Schuss pro Tag. Wir splitten die 1300 Schuss pro Woche meistens auf die fünf Tage auf, haben unsere unterschiedlichen Möglichkeiten wie Techniktraining, Video, Leistungskontrollen, Mannschaftsschießen. Dazu macht jeder ein eigenes Programm wie Koordinationstraining, spezielles Krafttraining fürs Bogenschießen – jeder das, was ihm guttut.“
Richter: „Natürlich machen wir auch Athletiktraining und Ausdauer!“

 
800 Schuss am Tag. Wie lange benötigt man dafür?
Kroppen: „Ich habe es jetzt versucht und musste nach 740 Schuss abbrechen, weil es körperlich einfach nicht mehr ging. Ich war von 7.30 Uhr bis 22.30 Uhr auf dem Platz!“

 
Ihr trainiert beide in Berlin bzw. Kienbaum. Welche Vorteile bietet eine gemeinsame Trainingsgruppe?
Richter: „Zum einen steigert es die Lust und den Antrieb, denn wenn man alleine ist, ist man natürlich auch gut zu sich selbst und würde morgens vielleicht eine Stunde länger im Bett bleiben. Zum anderen bietet es Vergleichsmöglichkeiten, man wird von den anderen gepusht und kann Trainingsmatches schießen.“

 
Der Name Lisa Unruh fiel eben, der immer genannt wird, wenn es um den deutschen Bogensport geht. Nervt das eigentlich oder lebt es sich in ihrem „Schatten“ ganz gut?
Kroppen: „Jeder möchte gerne ganz oben stehen, nicht um in der Öffentlichkeit zu stehen, sondern weil man seine Ziele erreichen und Medaillen gewinnen möchte. Es ist schön, dass Lisa so einen Erfolg feiern konnte. Das hat uns alle gefreut, denn dadurch kam der Bogensport ins Rampenlicht – und das ist sehr schön, egal, wem das gelingt!“

 
Lisa nennt ihren Bogen „Beauty“! Habt ihr auch Kosenamen für euer wertvollstes Stück?
Beide (lachen): „Nein!“

 
Der Weltcup in Berlin steht an. Wo steht der deutsche Bogensport 2018, zwei Jahre nach Rio und zwei Jahre vor Tokio?
Richter: „Schwierige Frage! Ich würde sagen, wir stehen wie auch 2016 sehr gut in der Welt. Damals waren wir Achte in der Weltrangliste und haben leider die Qualifikation für Rio als Team nicht geschafft. Wir gehören zu den führenden Nationen mehr denn je, hatten eine Umstrukturierung im Damenbereich. Eine Schützin ist ausgeschieden, eine Neue, Michelle, ist dazu gekommen, und konnten direkt an die Leistung anknüpfen. Ich bin der Meinung, dass wir mindestens zu den Top Acht der Welt dazu gehören.“

 
Elena, du warst schon 2012 in London dabei, Michelle, für dich wäre es Olympia-Premiere. Was sind eure persönlichen Ziele?
Kroppen: „Ich denke, für jeden Sportler ist das große Ziel, einmal bei Olympischen Spielen dabei zu sein. Und auch für Sportlerinnen wie Elena oder Lisa, die schon einmal dabei waren, möchte man nochmals dahin.“
Richter: „Dem würde ich völlig zustimmen. Dazu muss man sagen, dass es – gerade von den Medien – etwas undankbar ist: Man reißt sich jeden Tag, den A… auf und am Ende zählt doch nur dieses eine Event, das alle vier Jahre stattfindet und an dem nur 64 Starter teilnehmen. Wenn man sich dort das Teilnehmerfeld ansieht, ist es wesentlich schlechter besetzt als eine Weltmeisterschaft oder mancher Weltcup. Aber natürlich ist es ein absolutes Highlight.“

 
Dann gehen wir auf das andere Highlight, den Weltcup in Berlin zurück. Was wollt ihr dort erreichen?
Richter: „Im Einzel die Top Acht und mit der Mannschaft eine Medaille.“
Kroppen: „Ich würde gerne an die Leistung von Salt Lake City anknüpfen. Dabei rede ich nicht von einer Medaille, sondern ich möchte zufrieden sein, mit dem, was ich mache. Vielleicht habe ich das Glück, mich für das Weltcup-Finale zu qualifizieren, die Möglichkeit habe ich noch. Aber es ist nicht das primäre Ziel.“

 

Text: DSB, Bild Eckhard Frerichs

Weltcup Berlin: Große Bewegtbild-Berichterstattung

Vom 17. bis 22. Juli findet in Berlin zum zweiten Mal der Weltcup des Weltverbandes World Archery statt. Es ist das letzte Kräftemessen der weltbesten Recurve- und Compound-Bogenschützen vor der EM in Legnica/POL (27. August bis 1. September) bzw. dem Weltcup-Finale in Samsun/TUR (29./30. September), und alle Fans können live dabei sein.

 

Denn bei Youtube werden alle Final-Entscheidungen am 21. und 22. Juli live gestreamt. Unter www.youtube.com/user/archerytv sind die weltbesten Bogenstars zu sehen, hoffentlich schießen dann auch die DSB-Stars wie Lisa Unruh, Florian Kahllund oder Janine Meißner um den Sieg mit.

Aber auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat sein Herz für den Bogensport entdeckt. Wie im vergangenen Jahr zeigen ZDF und RBB/ARD längere Strecken aus Berlin.

Natürlich sind Fans auch auf der Anlage willkommen, Tickets für das Final-Spektakel gibt es unter www.ticketmaster.de

TV- und Streaming-Zeiten

21.07.: ab 09.30 Uhr: Finals Compound auf www.youtube.com
21.07.: ca. 13.00 Uhr Sportschau
22.07.: ab 09.30 Uhr Finals Recurve www.youtube.com
22.07.: ab 14.30 Uhr ZDF Sport Extra

Bogenschützen beim Muddy Angel Run: Von der Schießlinie ab in den Matsch

Das Bogenschießen ist eine sehr ruhige, statische Sportart. Anders als beim Fußball oder beim Handball ist der Sport weniger „actiongeladen”. Von Bekannten oder Arbeitskollegen habe ich sogar schon gehört, dass es langweilig sei, als Außenstehender einem Bogenschützen beim Schießen zuzusehen.

 

Aktuell findet die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland statt, und im Vergleich beispielsweise zum Fußball kann ich diese Aussage als aktiver Bogenschütze sogar ein wenig nachvollziehen. Doch ist der Bogenschütze an sich daher grundsätzlich ein eher ruhiger und langweiliger Zeitgenosse?

Definitiv nicht! Dass es auch anders gehen kann, haben Schützinnen der Vereine aus Reken, Mülheim und Dinslaken am 10. Juni beim Muddy Angel Run in Gelsenkirchen bewiesen. Bei diesem Lauf handelt es sich um einen Schlammlauf speziell für Frauen, um durch die Teilnahme ein Zeichen gegen Brustkrebs zu setzen. Für den SV Benediktushof Reken gingen Sara Schiller und Melanie Luters an den Start, für die Bogensport-Akademie Mülheim/Ruhr sind Alessa Thiel und Antonia Bock angetreten, und von Team Bowjob waren Alexandra Sellhorst und Franziska Walk im Einsatz. Für die Mädels hieß es dann: Bogen an die Seite gestellt, weg von der Schießlinie und ab in Matsch und Dreck jeglicher Güteklasse.

 

Mehr in der nächsten Ausgabe vom BOGENSPORT MAGAZIN.