Bogen-WM: Kroppens konsequenter Aufstieg in die Weltspitze
Michelle Kroppen hat sich bei der Bogen-WM in Herzogenbusch/NED in den Vordergrund geschossen: Zunächst war sie an der Seite von Elena Richter und Lisa Unruh wichtiger Bestandteil des Frauen-Teams, das den Teamquotenplatz für Tokio 2020 gewann, anschließend setzte sie im Einzel zu einem Siegeszug an, der sie bis in das Bronzefinale am Sonntag, 16. Juni (ca. 14.50 Uhr live auf YouTube), führte.
Foto: Eckhard Frerichs / Daumen hoch für Michelle Kroppen für eine sensationelle WM.
Foto: Eckhard Frerichs / Daumen hoch für Michelle Kroppen für eine sensationelle WM.

Die Entwicklung von Kroppen kommt nicht von ungefähr: Mit acht Jahren kam sie – dank der Großmutter – die ein Bogenschießen auf Luftballons auf dem Geburtstagsprogramm hatte, erstmals mit dem Bogensport in Kontakt. Die Lust war geweckt und das Talent entdeckt, mit 16 Jahren wechselte sie an die Sportschule nach Jena, wo sie unter den Fittichen des damaligen Nachwuchs-Bundestrainers Viktor Bachmann stand. 2016 trat sie in die Bundespolizei ein: „Da fiel endgültig die Entscheidung, Bogensport professionell zu machen. Es gab keinen Plan B“, so Kroppen. Im gleichen Jahr zog sie nach Berlin, um dort mit ihren Teamkolleginnen härter und mehr denn je zu trainieren. Ihre Liebe zum Sport mit Pfeil und Bogen geht sogar bis unter die Haut: Ein Tattoo mit einem Pfeil und den Geburtsdaten ihrer Mutter Sandra ziert ihren linken Oberarm: „Die Pfeilspitze zeigt immer dahin, wo der Pfeil hinmuss. Und ohne meine Mutter wäre ich nicht da, wo ich bin. Sie hat so viel in mich investiert.“

Nachdem Kroppen bereits in ihrer Nachwuchsphase an Weltmeisterschaften teilgenommen hatte, u.a. Platz fünf bei der Juniorinnen-WM 2015, erfolgte 2018 der internationale Durchbruch bei den Erwachsenen: In den USA gewann sie an der Seite der Olympia erfahrenen Richter (30. Platz 2012 in London) und Unruh (Silber 2016 in Rio) den WM-Titel in der Halle, im gleichen Jahr erreichte sie in Salt Lake City erstmals ein Finale der Weltcup-Serie des Bogen-Weltverbandes World Archery: „Da habe ich das erste Mal bei den Großen gezeigt, dass ich nicht nur in der Mannschafft, sondern auch alleine etwas drauf habe.“

Ich bin jetzt schon total zufrieden und werde einfach weiterschießen und genießen!

Michelle Kroppen, zu ihrer ersten Bilanz und dem Ausblick auf das Finale

Die Erfolge bei der WM stellen jedoch alles bisher Dagewesene in den Schatten, der Reihe nach eliminierte sie Top-Schützinnen aus Großbritannien und China (2x), ehe sie nach einem starken Match gegen die 2019 noch ungeschlagene Über-Schützin Chae Young Kang (Südkorea) im Halbfinale verlor. Kroppen forderte Kang alles ab, und die Weltranglisten-1. und Weltrekordlerin zeigte ihre Klasse mit lediglich vier Schüssen (von zwölf), die nicht im Zentrum einschlugen. Dennoch bilanziert die Bundespolizistin bereits vor dem Finale: „Es ist jetzt schon mein größter Erfolg. Hier ist die Creme de la Creme, aber ich würde mich mega freuen, auf dem Podest zu stehen. Ich bin jetzt schon total zufrieden und werde einfach weiterschießen und genießen!“

„Heimspiel“ für Kroppen

Und vielleicht erfährt Kroppen Unterstützung von niederländischer Seite. Schließlich würde die Blondine würde problemlos als Meisje durchgehen, ist quasi eine „halbe“ Niederländerin: Kroppen wuchs nahe der Grenze auf, versteht und spricht die Sprache des Nachbarlandes. „Meine Heimatstadt Straelen ist grenznah, in meiner Kindheit haben wir sehr oft in den Niederlanden eingekauft und getankt. Die Holländer haben eine sehr gute Stimmung in ihrem Land. Ich mag, dass es am Wasser liegt, und der Käse ist auch nicht zu verachten.“

Das Bronzefinale am Sonntag in Herzogenbusch gegen die Koreanerin Misun Choi wird generalstabsmäßig vorbereitet: Am Freitag trainiert Kroppen zunächst auf dem Trainingsfeld und schießt ein Match gegen Elena Richter. Anschließend darf sie für eine halbe Stunde Finalstadion-Luft schnuppern und die Atmosphäre erstmals aufsaugen. Am Samstag folgt die Simulation Teil zwei, wenn Lisa Unruh die Gegnerin heißt. Wohl dem, der so aus dem Vollen schöpfen kann. Am Sonntag wird es gegen 14.50 Uhr ernst, dann betritt sie nach Regieplan das Stadion, dann fiebern ihre Team-Kollegen und einige Fans im Stadion mit und sicherlich einige vor dem Bildschirm bei der Live-Übertragung auf YouTube. Und wie geht´s aus, Bundestrainer Oliver Haidn? „Sie hat eine sehr gute Entwicklung genommen. Wie sie durch die einzelnen Matches durchgegangen ist, auch wenn es eng wurde, war beeindruckend. Es ist alles möglich. Es ist wirklich alles möglich.“

Um die Medaillen kämpfen am Wochenende folgende Schützen und Nationen

Recurve Team Frauen: Goldfinale Südkorea – Taiwan & Bronzefinale Großbritannien – China
Recurve Team Männer: Goldfinale China – Niederlande & Südkorea – Indien
Recurve Mixed: Goldfinale Südkorea – Niederlande & Taiwan – Italien
Recurve Einzel Frauen: Goldfinale Chae Young Kang (Südkorea) – Chien-Ying Lei (Taiwan) & Misun Choi (Südkorea) – Michelle Kroppen
Recurve Einzel Männer: Goldfinale Anuar Khairhul Mohamad (Malaysia) – Brady Ellison (USA) & Mauro Nespoli (Italien) – Ruman Shana (Bangladesch)

Compound Team Frauen: Goldfinale Taiwan – USA & Bronzefinale Indien – Türkei
Compound Team Männer: Goldfinale Südkorea – Türkei & Bronzefinale Niederlande – Kolumbien
Compound Mixed: Goldfinale Südkorea – Frankreich & Bronzefinale Kolumbien – Taiwan
Compound Einzel Frauen: Goldfinale Natalia Avdeeva (Russland) – Paige Pearce (USA) & Bronzefinale Surekha Vennam (Indien) – Yesim Bostan (Türkei)
Compound Einzel Männer: Goldfinale Anders Faugstad (Norwegen) – James Lutz (USA) & Bronzefinale Jongho Kim (Südkorea) – Braden Gellenthien (USA)

Das deutsche Team in Herzogenbusch

Recurve: Michelle Kroppen, Elena Richter, Lisa Unruh, Florian Kahllund, Cedric Rieger, Maximilian Weckmüller
Betreuer: Oliver Haidn, Natalia Butuzova, Marc Dellenbach, Susanne Hentsch, Gregor Kuhn

Compound: Kristina Heigenhauser, Janine Meißner, Velia Schall, Sebastian Hamdorf, Marcus Laube, Marcel Trachsel
Betreuer: Holger Hertkorn, Harry Vohs

Text: DSB/Thilo von Hagen

Bogen-WM: Kroppen schießt um WM-Bronze
Michelle Kroppen hat am vierten Tag der WM in Herzogenbusch/NED für einen Paukenschlag gesorgt: Die 23-jährige Recurve-Schützin, die erstmals an einer Quotenplatz-WM teilnimmt, eliminierte eine Schützin nach der anderen und wurde erst im Halbfinale von der Weltrekordhalterin aus Korea gestoppt. Am Sonntag, 16. Juni, schießt sie im Finalstadion gegen eine weitere Koreanerin um WM-Bronze. „Sie hat sich super verkauft, ich bin sehr stolz auf Michelle“, war Bundestrainer Oliver Haidn hochzufrieden.
Foto: Eckhard Frerichs / Michelle Kroppen neben Trainerin Natalia Butuzova überglücklich und geschafft.
Foto: Eckhard Frerichs / Michelle Kroppen neben Trainerin Natalia Butuzova überglücklich und geschafft.

Recurve Einzel Frauen: Allein unter Asiatinnen

Michelle Kroppen strahlte über das ganze Gesicht: Die Angehörige der Bundespolizei zeigte im Einzel überhaupt keine Nerven und bezwang zunächst die Britin Naomi Folkard 6:2 (29-24, 26-26, 28-27, 29-29) und im Anschluss die an Position vier gesetzte Chinesin Fanxu Meng 6:4 (26-23, 27-27, 25-27, 30-25, 28-28). Bezeichnend für ihr selbstbewusstes Auftreten war der letzte Pfeil gegen die Chinesin, als Kroppen eine Zehn liefern musste, um den Punkt zu sichern. Dies tat sie mit einer großen Selbstverständlichkeit. Und auch im Viertelfinale wurde sie zum „China-Schreck“, setzte sich im Stechschuss 10:9 gegen Qixuan An durch, nachdem sich zuvor die beiden Athletinnen die Punkte geteilt hatten (26-26, 28-27, 28-28, 29-29, 25-27). Zwar ereilte sie gegen die Nummer eins der Welt, die Südkoreanerin Chae Young Kan, im Halbfinale mit 2:6 (29-28, 26-29, 26-30, 28-29) das Aus, dennoch war sie mit sich und der WM hoch zufrieden: „Ich habe das nicht ansatzweise erwartet. Mein Ziel war die erste Runde zu überstehen, weil ich mein Qualifikationsergebnis als Neunte erreichen wollte. Dann habe ich gemerkt, es läuft. Und ich habe mir gesagt, ich habe nicht nur für den Quotenplatz trainiert.“ Nun greift sie am finalen Sonntag nach Bronze (live bei Youtube.com), Gegnerin ist Misun Choi. Bundestrainer Oliver Haidn war völlig aus dem Häuschen über die jüngste Schützin in seinem Team: „Wir freuen uns riesig für Michelle. Sie ist super aufgetreten, sie hat super Matches geliefert, einschließlich des Halbfinals. Sie ist zum Aushängeschild unserer Mannschaft geworden, ich bin sehr stolz auf Michelle.“

In der vorletzten Passe haben sich alle drei Asiatinnen unterhalten und ich habe gedacht, irgendwie bin ich hier falsch.

Michelle Kroppen, Zum Halbfinale, als sie neben drei Asiatinnen an der Schusslinie stand.

Die routinierten Elena Richter und Lisa Unruh schossen in der dritten Runde ebenfalls einen guten Wettkampf. Richter wechselte sich mit der Dänin Maja Jager in der Führung ab, sodass am Ende ein Stechschuss entscheiden musste. Dieser ging mit 9:10 an die Dänin. Ebenso bitter war das Ausscheiden für Unruh, die sich ein tolles Match mit der an Position drei gesetzten Chinesin Yichai Zheng lieferte, ehe sie im Stechschuss einen Aussetzer hatte und lediglich eine Sechs ins Ziel brachte. „Es ist sehr bitter, in drei Stechen zu verlieren. Eigentlich ist das nicht erklärbar, aber wir müssen es als Fakt mitnehmen und unsere Lehren daraus ziehen“, so Haidn.

Recurve Team Frauen: Keine Medaille für DSB-Team

Im Teamwettbewerb rechneten sich alle gute Chancen gegen die Britinnen aus. Bereits um 8.00 Uhr morgens machte sich das Team auf den Weg, um sich bestmöglich vorzubereiten. Die Bedingungen waren schwierig: Zwar schien die Sonne, aber der Wind trat immer wieder in Böen auf. Nach einem verhaltenen Auftakt und Rückstand (52-54) schien im zweiten Satz der Knoten geplatzt (55-51). Doch die Zehner wollten in der Folge nicht fallen, des Öfteren sah man die DSB-Schützinnen nach dem Schuss Schulter zuckend von der Linie gehen. Die Sätze drei und vier gingen 52-54 und 49-51 verloren und somit das gesamte Match. „Sicherlich sind wir traurig, aber wir können uns nichts vorwerfen. Es war vorne nicht das Ergebnis zu sehen, was man gespürt und wofür man gearbeitet hat. Das war die größte Enttäuschung“, brachte Lisa Unruh die Gemütslage des Trios auf den Punkt. Michelle Kroppen ergänzte: „Die Konditionen waren anders als gestern. Es war schwieriger, konstante Schüsse anzubringen. Zu verlieren, ist immer doof, aber gestern war sicherlich entscheidender. Wir wären gerne weitergekommen!“

Mixed Team: Unter Wert gegen Taiwan

Im Achtelfinale des Mixed-Wettbewerbs wartete mit dem Weltranglisten-Zweiten aus Taiwan ein dicker „Brocken“ auf Elena Richter und Cedric Rieger. Das Match ging am Ende deutlich mit 0:6 (37-38, 35-36, 33-36) verloren, dennoch hatte das DSB-Duo seine Chancen, weil auch die Taiwanesen bei schwierigen Bedingungen „wackelten“. Und deshalb wurmte die Niederlage ein wenig, wie Rieger einräumte: „Die Tür war offen, vielleicht haben wir den Wind falsch eingeschätzt. Ich kann es mir nicht richtig erklären, das Einschießen war auch sehr gut, dort habe ich viele Zehner geschossen.“

Recurve Einzel Männer: Weckmüller scheitert im Stechschuss

Maximilian Weckmüller war der „letzte Mohikaner“ der deutschen Recurve-Männer und traf in der dritten Runde auf seinen amerikanischen Kumpel Jack Williams. Die Beiden lieferten sich ein ausgeglichenes, hochklassiges Match, das ebenfalls in ein Stechen mündete. In diesem hatte der US-Boy das Quäntchen Glück auf seiner Seite. Weckmüller meinte im Anschluss: „Es war sehr böiger Wind, und ich war mir bei der ersten Passe nicht so sicher, wo ich anhalten soll. Aber die zweite bis fünfte Passe war sehr stark. Der Stechschuss war ein wenig ärgerlich, weil er auch keine supergute Neun hatte. Ich gehe dennoch positiv raus, es war ein gutes Match, ich habe mich gut geschlagen.
Als Fazit zur WM meinte Weckmüller: „Der Anfang hat bei uns allen nicht so super geklappt. Das war im Team so und auch bei mir im Einzel. Insgesamt ist es nicht so erfolgreich gelaufen, wie wir es uns erhofft oder erträumt haben.“

Compound Einzel Männer: Trachsel verliert gegen Südkoreaner

Auch Marcel Trachsel war einziger deutscher Schütze im Männer-Einzel mit dem nicht-olympischen Compoundbogen. In seinem Match traf er auf den Koreaner Jaewon Jang, der die Qualifikation als Fünfter beendet hatte. Trachsel kam schwer in das Match und hatte nach dem 28-30 sofort zwei Ringe Rückstand. Zwar konnte er noch einmal verkürzen, doch am Ende unterlag er 145-148 und beendete die WM auf Platz 17. Anschließend sagte er: „Nach dem Einschießen lief noch alles gut, danach hat der Kopf nicht mehr mitgespielt und die Schüsse wurden schlechter. Zudem hat der Koreaner verdammt gut geschossen.“ Nach zwei Compound-Medaillen bei der WM 2017 gingen die DSB-Compound-Schützen dieses Mal leer aus, Trachsel bilanzierte: „Es war nicht schlecht, es muss aber definitiv besser werden – und das wird es auch. Die Weltspitze ist noch enger geworden, aber es kommt auch Glück dazu, und das hatten wir dieses Mal nicht.“

Compound Mixed: Aus gegen Indien

Für Janine Meißner und Marcel Trachsel hieß der Gegner im Achtelfinale Indien, eine durchaus machbare Aufgabe. Doch das deutsche Duo fand nie einen Rhythmus, geschweige denn Sicherheit. Am Ende standen von 16 Schüssen lediglich sieben Zehner in der Bilanz – zu wenig. „Da war mehr drin“, konstatierte Holger Hertkorn und Trachsel sagte: „Es hätte definitiv von uns mehr kommen müssen. Das war enttäuschend und zu wenig von uns.“

Um die Medaillen kämpfen am Wochenende folgende Schützen und Nationen:

Recurve Team Frauen: Goldfinale Südkorea – Taiwan & Bronzefinale Großbritannien – China
Recurve Team Männer: Goldfinale China – Niederlande & Südkorea – Indien
Recurve Mixed: Goldfinale Südkorea – Niederlande & Taiwan – Italien
Recurve Einzel Frauen: Goldfinale Chae Young Kang (Südkorea) – Chien-Ying Lei (Taiwan) & Misun Choi (Südkorea) – Michelle Kroppen
Recurve Einzel Männer: Goldfinale Anuar Khairhul Mohamad (Malaysia) – Brady Ellison (USA) & Mauro Nespoli (Italien) – Ruman Shana (Bangladesch)

Compound Team Frauen: Goldfinale Taiwan – USA & Bronzefinale Indien – Türkei
Compound Team Männer: Goldfinale Südkorea – Türkei & Bronzefinale Niederlande – Kolumbien
Compound Mixed: Goldfinale Südkorea – Frankreich & Bronzefinale Kolumbien – Taiwan
Compound Einzel Frauen: Goldfinale Natalia Avdeeva (Russland) – Paige Pearce (USA) & Bronzefinale Surekha Vennam (Indien) – Yesim Bostan (Türkei)
Compound Einzel Männer: Goldfinale Anders Faugstad (Norwegen) – James Lutz (USA) & Bronzefinale Jongho Kim (Südkorea) – Braden Gellenthien (USA)

Das deutsche Team in Herzogenbusch

Recurve: Michelle Kroppen, Elena Richter, Lisa Unruh, Florian Kahllund, Cedric Rieger, Maximilian Weckmüller
Betreuer: Oliver Haidn, Natalia Butuzova, Marc Dellenbach, Susanne Hentsch, Gregor Kuhn

Compound: Kristina Heigenhauser, Janine Meißner, Velia Schall, Sebastian Hamdorf, Marcus Laube, Marcel Trachsel
Betreuer: Holger Hertkorn, Harry Vohs

Text: DSB/Thilo von Hagen

Bogen-WM: Recurve-Frauen qualifizieren sich für Tokio 2020
Das Ziel ist erreicht, die Mission erfüllt! Michelle Kroppen, Elena Richter und Lisa Unruh haben bei der WM in Herzogenbusch/NED durch ein 6:2 (50-49, 56-58, 58-55, 55-50) gegen Mexiko das Viertelfinale im Teamwettbewerb erreicht und damit das Team-Ticket für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio gelöst. „Das ist ein großartiger Tag für unsere Mannschaft, für den Deutschen Schützenbund und für alle Bogensportfans in Deutschland“, jubelte Bundestrainer Oliver Haidn.
Foto: Eckhard Frerichs / Die deutschen Schützinnen jubeln, Trainerin Natalia Butuzova steht gerührt daneben.
Foto: Eckhard Frerichs / Die deutschen Schützinnen jubeln, Trainerin Natalia Butuzova steht gerührt daneben.

Recurve Frauen: Unruhs Zehn sorgt für Jubel, Trubel, Tokio

Um 16.55 Uhr war es so weit: Als der letzte Pfeil von Lisa Unruh auf der Scheibe einschlug, gab es im deutschen Team nach kurzem Zögern kein Halten mehr: Die zentrale Zehn bedeutete Satz, Match und Sieg – Tokio 2020 ist mit dem Maximum von drei Schützinnen erreicht: „Zum einen hat man nun eine Medaillenchance mehr, zum anderen ist es natürlich viel schöner, das Erlebnis mit den eigenen Leuten zu teilen“, jubelte Elena Richter.
Die Anspannung zuvor war hoch. Zum einen galt Mexiko als härtester Gegner im Achtelfinale, zum anderen hatten die deutschen Schützinnen 2015 bei der WM in Kopenhagen in gleicher Situation gegen Indien (3:5) die Qualifikation verpasst. Damals standen Unruh und Elena Richter bereits im Team. „Ja, ich habe natürlich einige harte Erinnerungen an Kopenhagen, aber das ist mir egal, weil wir hier sind und dies eine neue Weltmeisterschaft ist“, so Unruh im Vorfeld des Turniers.

Es war nicht Erleichterung, es war wie das tollste Geburtstagsgeschenk, das man auspackt und dann denkt: Oh wie geil!

Elena Richter, Als der Sieg Gewissheit war

Und das deutsche Team legte nervös los: Die erste Passe endete mit nur 50 Ringen, doch auch den Mexikanern war der Druck anzumerken, sie schossen nur 49 Ringe (Richter danach: „Ein gutes Springpferd springt nicht höher als es muss.“). Danach steigerten sich beide Teams. Zwar gab das DSB-Team, angefeuert von einigen deutschen Fans, den Teamkollegen sowie der sportlichen DSB-Spitze mit Vizepräsident Gerhard Furnier, Sportdirektor Heiner Gabelmann und Chefbundestrainer Thomas Abel, den zweiten Satz ab, aber die deutschen Pfeile fanden nun immer öfter das Ziel ins Zentrum. Im dritten Satz wurde die Führung zurück geholt, Haidn kommentierte jeden Pfeil für die hoffenden Fans und Journalisten, ehe der Höhepunkt im vierten Satz in einen einzigen Jubelschrei kulminierte und sich Betreuer, Schützinnen und Fans in den Armen lagen. „Heute springe ich durch die Gegend wie ein Flummi. Es ist gigantisch, megakrass“, sprudelte es aus Richter heraus, die den entscheidenden Moment wortreich umschrieb: „Ich weiß noch, als ich am Spektiv war und Lisa den letzten Pfeil ins X geschossen hat. Ich wusste nicht, ob es reichte, aber es fühlte sich so an. Es war nicht Erleichterung, es war wie das tollste Geburtstagsgeschenk, das man auspackt und dann denkt: Oh, wie geil!“

Eine große Rolle spielte dabei Kroppen, die das erste Mal an einer Quotenplatz-WM teilnahm, und diese Herausforderung glänzend meisterte. Nachdem Richter (2012) und Unruh (2016) als Einzelstarterinnen an Olympischen Spielen teilnahmen, geht es nun erstmals seit 2004 wieder mit einem Frauen-Team zum wichtigsten sportlichen Wettkampf. Kroppen fasste die Gefühlslage zusammen: „Es ist noch nicht ganz angekommen, zum anderen ist es eine Mega-Erleichterung. Innerhalb einer halben Stunde ist alles vorbei, wofür man so viel trainiert hat und viele Tränen vergossen hat. Nun kommen wieder Tränen, aber es sind Freudentränen und es ist ein unfassbar schönes Gefühl.“

Zudem ist die WM noch nicht zu Ende. Alle drei deutschen Frauen sind noch im Einzelwettbewerb vertreten, im Team-Wettbewerb wartet im Viertelfinale nun Großbritannien. „Jetzt ist der Knoten geplatzt, und es kann nur noch vorwärts gehen. Alles ist möglich, alles, was jetzt noch kommt, werden wir genießen. Wir werden jetzt deutlich lockerer und entspannter schießen können.“

Compound Männer: Nur noch Trachsel im Rennen

Bei Nieselregen und Temperaturen um die 14°C eröffneten die Compound-Männer den Wettkampftag. Bei Marcel Trachsel lief es von Beginn an großartig, erst im fünften und letzten Satz der ersten Runde schoss er einen nicht perfekten Pfeil. Mit 149:146 siegte er souverän. In Runde zwei knüpfte der 23-Jährige an seine Leistung an und setzte sich gegen den Russen Dambaev 146:145 durch. Zufrieden sagte er danach: „Die erste Runde war vom Schießen top, in der zweiten Runde waren zwei blöde Passen dabei, aber es hat zum Glück gereicht. Ich werde mein Bestes geben und gucken, wie weit es geht.“
Marcus Laube schoss in Runde eins ebenfalls stark, musste sich aber wegen einer 28-er Abschluss-Passe knapp mit 147:148 seinem indischen Gegner geschlagen geben. Auch Sebastian Hamdorf musste bereits nach Runde eins seine Hoffnungen auf eine vordere Platzierung begraben. Von Beginn an lief er seinem Schweizer Gegner hinterher, und seine 27-er Passe am Ende führte zum unglücklichen 144:145. Und auch im Team-Wettbewerb ist das deutsche Trio nicht mehr dabei: Gegen die favorisierten Dänen mit Ex-Weltmeister Hansen hieß es am Ende 231:236.

Compound Frauen: Team im Viertelfinale, kein Glück im Einzel

Der leichte Regen bei den Männern war bei den Frauen in Runde eins zu einem Starkregen angeschwollen, die Bedingungen waren alles andere als optimal. Während Janine Meißner ein Freilos genoss, mussten Velia Schall und Kristine Heigenhauser raus und sich der Aufgabe stellen. Dies gelang Heigenhauser gut, sie siegte 142:138 gegen eine Dänin, Schall überhaupt nicht, weil sie technische Probleme mit ihrem Release hatte. Ihre Passen zwei und drei missrieten ihr völlig (23 und 21), damit war die Niederlage (126:142) gegen ihre Gegnerin aus Namibia früh besiegelt. Meißner und Heigenhauser trafen in Runde zwei jeweils auf Taiwanesinnen. Heigenhauser geriet von Beginn an in Rückstand und war nach einer 25-er Passe in Satz drei am Ende chancenlos. Meißner lieferte sich ein tolles Duell, lag zunächst in Führung (30:29), geriet dann jedoch in Rückstand (87:89), ehe sie vor der letzten Passe ausgleichen konnte (117:117). Diese ging mit 29:30 an ihre Gegnerin. Holger Hertkorn, Disziplinverantwortlicher für den Compoundbogen, sagte: „Janine hat das stärkste Damen-Match auf dem Feld geschossen, sie hat ihre Leistung gebracht, hatte aber leider eine sehr starke Gegnerin. Kristinas Schießen ist immer risikoreich, mal gewinnt sie, mal verliert sie. Natürlich ist man enttäuscht über das Abschneiden, aber die Leistung an sich stimmte.“ Die passte am Nachmittag zwar auch im Team-Wettbewerb, aber gegen die Estinnen reichte es nicht zum Weiterkommen. 228:230 hieß es aus deutscher Sicht.

Compound Mixed: Meißner/Trachsel im Achtelfinale

2017 gewann Marcel Trachsel im Mixed die Silbermedaille, damals an der Seite von Kristina Heigenhauser. Zwei Jahre später ist ein Medaillen-Coup erneut möglich, denn Trachsel setzte sich an der Seite von Janine Meißner sicher 156:151 gegen die Tschechei durch. Meißner war zufrieden, dass sich die erneut gute Leistung nun auch im Erfolg niederschlug: „Mein Gedanke war gleich: Einzel ist abgehakt, jetzt kommt Mixed und Team. Man sollte keine Zeit verschwenden an das Vergangene, und deswegen ist es umso schöner, dass es im Mixed weitergeht.“ Gegner im Achtelfinale ist das Duo aus Indien.

Das deutsche Team in Herzogenbusch

Recurve: Michelle Kroppen, Elena Richter, Lisa Unruh, Florian Kahllund, Cedric Rieger, Maximilian Weckmüller
Betreuer: Oliver Haidn, Natalia Butuzova, Marc Dellenbach, Susanne Hentsch, Gregor Kuhn

Compound: Kristina Heigenhauser, Janine Meißner, Velia Schall, Sebastian Hamdorf, Marcus Laube, Marcel Trachsel
Betreuer: Holger Hertkorn, Harry Vohs

Text: DSB/Thilo von Hagen

Bogen-WM: Gelungener Auftakt für DSB-Compounder
Zwei Tage lang hatten die Compound-Schützen bislang nur Trainingspfeile schießen dürfen, am zweiten WM-Wettkampftag durften nun auch sie endlich ihr Können zeigen: Und das gelang dem DSB-Sextett ordentlich, vor allem das Frauen-Trio Kristina Heigenhauser, Janine Meißner und Velia Schall zeigte mit Platz fünf im Teamwettbewerb eine starke Leistung, die Männer setzen sich in Runde eins gegen Brasilien durch. Meißner (700) und Marcel Trachsel (702) durchbrachen zudem die „Schallmauer“ von 700 Ringen.
Foto: Eckhard Frerichs / Auf den Punkt fokussiert und mit 700 Ringen internationale Bestleistung: Janine Meißner.
Foto: Eckhard Frerichs / Auf den Punkt fokussiert und mit 700 Ringen internationale Bestleistung: Janine Meißner.

Compound Männer: Männer sicher in Runde zwei

Das deutsche Männer-Trio hatte in dem sehr dichten Teilnehmerfeld nichts mit den Spitzenrängen zu tun, hielt sich aber konstant im Mittelfeld auf. Sebastian Hamdorf kam am besten aus den Startlöchern, konnte sein Anfangsniveau aber nicht ganz halten und belegte am Ende Platz 32 (701 Ringe). Er sagte: „Der Anfang war sehr stark mit 119 Ringen, das konnte ich nicht ganz halten.“ Marcel Trachsel ging den anderen Weg, denn das 23-jährige „Küken“ im Team schob sich im Laufe der 72 Pfeile immer weiter nach oben und beendete die Qualifikation als bester DSB-Schütze mit 702 Ringen auf Platz 28. Danach sagte er: „Der erste Durchgang war etwas durchwachsen, aber danach ging es bergauf. Die 700 muss einfach drin sein auf internationalen Wettkämpfen, um vorne mitspielen zu können.“ Auch Marcus Laube schoss in der zweiten Halbzeit zunächst höhere Wertungen, ehe ihn zwei 56-er Passen wieder auf Platz 84 (689 Ringe) abrutschen ließen.
Durch Platz elf in der Teamwertung mussten die Männer unmittelbar nach der Qualifikation in die erste Runde des Teamwettbewerbs einsteigen, dort ging es gegen Brasilien. Dem Olympia-Gastgeber von 2016 ließ das DSB-Trio keine Chance und zog durch ein 233:230 sicher in die zweite Runde ein, in der Dänemark der Gegner heißt.

Es ist das allererste Mal auf einem internationalen Wettkampf, dass ich die 700 schieße. Das ist das i-Tüpfelchen!

Janine Meißner, Zu ihrer persönlichen Bestleistung auf internationaler Ebene

Compound Frauen: Meißner führt Frauen-Trio an

Janine Meißner schoss von der ersten Passe an im Vorderfeld mit und bewegte sich immer um die Top Zehn herum. Am Ende schoss sie mit einer perfekten 60 aus, erzielte damit auf den Punkt 700 Ringe und belegte den hervorragenden zehnten Platz: „Ich bin sehr zufrieden! Zu 95 Prozent habe ich meine Schüsse geschossen, wie ich wollte. Ich war mental fokussiert, und es ist das allererste Mal auf einem internationalen Wettkampf, dass ich die 700 schieße. Das ist das i-Tüpfelchen. “ Und da sich auch Velia Schall (694 Ringe, 27. Platz) und Kristina Heigenhauser (685 Ringe, 46. Platz) im Verlauf steigerten und dann sehr konstant ihre Pfeile setzten, landete das Trio auf dem ausgezeichneten 5. Platz im Teamklassement. Dies beschert ihnen ein Freilos in Runde eins des Teamwettbewerbs. Dementsprechend zufrieden äußerte sich Schall: „Platz fünf und das Freilos bedeuten, dass wir auch im internationalen Bereich gut dastehen, obwohl wir alle keine Profis sind.“ In der zweiten Runde wartet Estland auf die deutschen Frauen.

Auch Holger Hertkorn, der Disziplinverantwortliche, war zufrieden: „Ich bin mit meinen Damen absolut zufrieden, Janine und Velia haben ihren Job hervorragend gemacht, Kristina solide. Das ist eine gute Ausgangsposition für die Wettbewerbe, die noch kommen. Und auch die Männer sind in der Mannschaft immer stark einzuschätzen.“

Das deutsche Team in Herzogenbusch

Recurve: Michelle Kroppen, Elena Richter, Lisa Unruh, Florian Kahllund, Cedric Rieger, Maximilian Weckmüller
Betreuer: Oliver Haidn, Natalia Butuzova, Marc Dellenbach, Susanne Hentsch, Gregor Kuhn

Compound: Kristina Heigenhauser, Janine Meißner, Velia Schall, Sebastian Hamdorf, Marcus Laube, Marcel Trachsel
Betreuer: Holger Hertkorn, Harry Vohs

Bogen-WM: Recurve-Frauen mit starkem Auftakt
Die ersten Wettkampfpfeile bei der WM in Herzogenbusch/NED (10.-16. Juni) sind geflogen und brachten unterschiedliche Ergebnisse: Die deutschen Recurve-Frauen zeigten eine sehr starke Qualifikation, die u.a. zu Platz vier in der Teamwertung führte. Die Recurve-Männer agierten durchwachsen mit Platz 19 in der Teamwertung, Elena Richter und Cedric Rieger gewannen die erste Runde im Mixed-Wettbewerb. Am Dienstag, 11. Juni, beginnt im Recurve die Ko-Phase, zudem greifen die Compounder in das WM-Geschehen ein.

Foto: Eckhard Frerichs / Elena Richter und Cedric Rieger waren am ersten WM-Tag die erfolgreichsten deutschen Schützen.
Foto: Eckhard Frerichs / Elena Richter und Cedric Rieger waren am ersten WM-Tag die erfolgreichsten deutschen Schützen.

Recurve Männer: Leistungssteigerung lässt hoffen

Bei besten Bedingungen begannen die Recurve-Männer die WM. Um Punkt 10.00 Uhr morgens flogen die Pfeile über das Qualifikationsfeld, sage und schreibe 199 Sportler schossen um die 104 Plätze in der Ko-Phase des Einzel-Wettbewerbs und um die 24 Plätze im Team-Wettbewerb. Das deutsche Trio Florian Kahllund, Cedric Rieger und Maximilian Weckmüller fand extrem schwer in den Wettbewerb, die Zehn war wie „vernagelt“. Während Kahllund und Weckmüller dies nicht mit der Nervosität begründeten, war WM-Debütant Rieger davon beeindruckt: „Ich hatte eine sehr hohe Anspannung, es ist ein Hammer-Druck, der auf uns lastet. Ich hatte Probleme, meinen Schuss zu machen und Stabilität zu finden.“ Bundestrainer Oliver Haidn sagte: „Wir hatten einen schweren Start, die Mannschaft hat aber gekämpft und Ende des ersten Durchgangs ihr Potenzial gezeigt. Zur Halbzeit der Qualifikation waren die Zahlen dennoch etwas ernüchternd: 333 Ringe für Rieger (Platz 54), 330 Ringe für Kahllund (Platz 69) und 320 Ringe für Weckmüller (Platz 125). In der Teamwertung rangierte das Trio auf Rang 25. Damit wäre das große Ziel – die Platzierung unter den Top Acht und damit die Qualifikation für Tokio 2020 – bereits nach der Qualifikation vorbei gewesen. Doch nach der Pause stabilisierten sich die Drei und schossen die von vorneherein erhofften Ringzahlen. „Ich habe angefangen, aggressiver zu schießen und zu kämpfen. Das ist risikoreich, hat sich aber ausgezahlt. Der zweite Durchgang war sehr gut“, zeigte sich Weckmüller zufrieden, und Kahllund gab die Parole für die folgenden Tage aus: „Zum Schluss war es wieder in Ordnung und die 59 in der letzten Passe gibt ein gutes Gefühl für die kommenden Wettkämpfe.“ In der Teamwertung schob sich Team Deutschland auf Platz 19 und bekommt es nun in der ersten Ko-Runde mit Frankreich zu tun: „Frankreich ist eine sehr starke Mannschaft, die darf man nicht unterschätzen. Wir sind aber positiv“, äußerte sich Rieger zur ersten Aufgabe in der Ko-Phase des Teamwettbewerbs.“ Auch Haidn blickt der morgigen Paarung optimistisch entgegen: „Die Matches in Teamwettbewerben sind so kurz, dass dort alles passieren kann. Vielleicht mit Ausnahme von Korea und Taiwan sind alle Gegner schlagbar, ansonsten startet jedes Match bei null. Es gibt keine konkrete Einstellung auf einen Gegner, der Fokus liegt auf uns. Wenn wir starke Pfeile schießen, dann ist es völlig egal, gegen wen wir schießen, dann haben wir gute Karten.“ Im Einzel warten Gegner aus Indonesien (Kahllund), Australien (Weckmüller) und Norwegen (Rieger) in der ersten Ko-Runde.

Recurve Frauen: DSB-Trio ganz stark

„Eine Quotenplatz-WM findet alle vier Jahre statt, wir haben eine hohe Erwartungshaltung, auch bedingt durch die guten Ergebnisse im Vorfeld. Natürlich gilt das vor allem für die Damen“, hatte Bundestrainer Oliver Haidn schon im Vorfeld der WM gesagt. Das deutsche Frauen-Trio Michelle Kroppen, Elena Richter und Lisa Unruh ging mit diesem Druck bravourös um: Von Beginn an waren die drei DSB-Schützinnen in ihrem Rhythmus und lagen bereits nach der zweiten Passe auf Platz drei in der Teamwertung. Dieser Rang wurde auch in der Folge stabilisiert, weil sich keine der Schützinnen eine echte Schwäche erlaubte. „Sie haben von Anfang an ordentlich geschossen und das durchgezogen“, so Haidn zufrieden. Zur Halbzeit rangierte Richter auf Platz sechs (337 Ringe), Unruh auf Rang 15 (332 Ringe) und Kroppen auf Position 20 (330 Ringe). Erst der einsetzende Nieselregen zu Beginn der zweiten Hälfe der Qualifikation sorgte für eine schwächere Passe: Unruh mit 49 Ringen und Richter mit 51 Ringen kamen schwer aus der Pause. Glücklicherweise erwies sich sowohl der Regen als auch das „Formtief“ als sehr kurzzeitig, im Anschluss ging es wieder bergauf. Am Ende hieß es Rang vier in der Teamwertung – beste europäische Nation. Richter schoss mit 667 Ringen (Platz neun) zudem eine neue persönliche Bestleistung und war dementsprechend zufrieden: „Das ist natürlich top, aber es geht weiter. Ich kann mich darauf jetzt nicht ausruhen.“ Kroppen lief auf Platz 15 (665 Ringe) ein und meinte: „In der Teamwertung ist von jedem Platz alles drin, wir können viele Mannschaften schlagen, egal, wer auf uns zukommt.“ Und Unruh (656 Ringe, Platz 26) ergänzte: „Mit der ersten Runde bin ich sehr zufrieden, in der zweiten Runde musste ich ganz schön kämpfen. Dennoch ist mein Gesamtfazit positiv – wir haben eine gute Ausgangsposition, und es zeigt, dass wir dahin gehören.“
Durch Platz vier genießen die Frauen ein Freilos in der ersten Runde und müssen erst am Mittwoch gegen den Sieger gegen Mexiko vs. Iran antreten. Der Sieger dieses Matches ist in Tokio 2020 dabei!
Im Einzel geht es in Runde eins für Richter und Kroppen jeweils gegen eine Athletin aus Malaysia, für Unruh gegen eine Schützin aus Aserbaidschan.

Recurve Mixed: Richter/Rieger im 1/8-Finale

Unmittelbar nach der Frauen-Qualifikation musste Elena Richter abermals an die Schießlinien. An der Seite von Cedric Rieger, beide waren die besten Deutschen in der Qualifikation, hieß der Gegner Moldawien. Und der erwies sich als harter Gegner. Das DSB-Duo legte forsch los, musste dann aber zwei Sätze abgeben. Nach dem Ausgleich musste ein Shoot-off entscheiden – in diesem hatten Richter/Rieger das Quäntchen Glück mit der besseren Zehn auf ihrer Seite. Gegner ist nun Taiwan.

Compound Team: „Alle sind gut drauf“

Während es für die Recurver bereits mit der WM losging, konnten die Compounder noch ganz entspannt auf dem Trainingsplatz ihr Pfeile auf die Scheibe setzen. Holger Hertkorn, der Disziplinverantwortliche für den nicht-olympischen Compound, zeigte sich zufrieden: „Alle sind gut drauf, das haben auch bereits die Ergebnisse in Antalya beim letzten Weltcup gezeigt.“ Im letzten Training vor dem Wettkampf hatten die Athleten freie Hand, „sie können es so gestalten, dass sie sich ein gutes Gefühl erarbeiten“, so Hertkorn.

Das deutsche Team in Herzogenbusch

Recurve: Michelle Kroppen, Elena Richter, Lisa Unruh, Florian Kahllund, Cedric Rieger, Maximilian Weckmüller
Betreuer: Oliver Haidn, Natalia Butuzova, Marc Dellenbach, Susanne Hentsch, Gregor Kuhn

Compound: Kristina Heigenhauser, Janine Meißner, Velia Schall, Sebastian Hamdorf, Marcus Laube, Marcel Trachsel
Betreuer: Holger Hertkorn, Harry Vohs

Text:DSB/Thilo von Hagen

Bogen-WM in s’Hertogenbosch (NED)

Heute 9. Juni schwirrten die ersten Trainingspfeile bei der WM in s‘Hertogenbosch (10.-16. Juni), über das Wettkampffeld. Das Turnier beginnt morgen am 10. Juni -10:00 Uhr mit der Qualifikation, dann heißt es für die Deutschen Recurve Schützen „Alle ins Gold“. Der Compoundkader greift am Dienstag in das Geschehen ein.

Das Recurve-Damen-Team: Lisa Unruh ist mit Elena Richter die Routiniers im Team. Für Lisa ist es die 5. WM Teilnahme du für Elena bereits die 7. Michelle Kroppen ist mit 23 Jahren die jüngste im Team und ist zum 4. Mal bei einer WM dabei.

Das Recurve-Herren-Team: Florian Kahllund und Maximilian Weckmüller haben ebenfalls WM Erfahrung sie sind zum 4. Mal dabei. Cedric Rieger schnuppert zum 1. Mal WM Luft. Das gesamte Recurve-Team hat ein großes Ziel, die Teilnahme an den Olympischen Spielen.

Das Compound-Damen-Team: Alle drei sind alte Hasen, was große Wettkämpfe angeht. Kristina Heigenhauser und Janine Meißner starten zum 4. Mal bei einer WM und Velia Schall zum 3. Mal. Wir dürfen gespannt sein was bei dieser WM passiert.

Das Compound-Herren-Team: Sebastian Hamdorf ist mit 37 Jahren der Älteste im Team, es wird in Holland seine 3. WM Teilnahme werden. Marcus Laube hat wohl die meisten Bogenplätze in diesem Team gesehen. Er packt seinen Bogen zum 5. Mal bei einer WM aus. Marcel Trachsel geht mit einer Bestleistung von 704 Ringen in seine 2. WM.

Wir wünschen allen Teilnehmern viel Erfolg vor den Scheiben und Alle ins Gold!

=Alle WM-Teilnahmen sind inklusive Nachwuchs-Weltmeisterschaften=

Bogen-WM: „Wir werden das Ding machen!“

Lisa Unruh und Florian Kahllund bilden das Traum-Duo im deutschen Bogensport. Zum einen sind sie seit Jahren die größten Konstanten mit dem Recurve-Bogen und konnten große Erfolge wie u.a. Olympia-Silber (Unruh 2016) oder EM-Gold (Kahllund 2014) feiern, zum anderen sind sie auch privat ein Paar. Wie sie über die WM in Herzogenbusch denken und wie ihr großes Ziel lautet, sagen sie im Interview.

Die WM ist nicht mehr weit weg. Was überwiegt? Die Vorfreude oder der Druck?

Unruh: „Druck ist sehr hinderlich bei so einer WM. Deshalb überwiegt klar die Vorfreude, denn wir haben jetzt so lange auf diese Woche hingearbeitet, dass es endlich Zeit wird, dass dieses Ereignis stattfindet.“

Die WM ist der wichtigste Wettkampf auch im Hinblick auf Tokio 2020. Wie geht ihr damit um? Was für Methoden/Strategien habt ihr, um den Druck in Leistung umzusetzen?

Kahllund: Das wichtigste ist, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Mit dem Fokus auf die Technik gerichtet, werden wir durch diese Woche gehen und uns gegenseitig unterstützen. Wir haben auch ein großes Betreuerteam vor Ort, sodass wir uns auch noch im Vorfeld und währendessen gut austauschen können.“

Lisa, du bist zuletzt in den Qualifikationen in Bukarest und Antalya in den Qualifikationen hinter deinem Leistungsvermögen geblieben. Warum war das so? Macht es dich nervös? Oder gehört diese Phase des Ausprobierens und mit hohen Umfängen einfach dazu?

Unruh: „Es macht mich sehr traurig, dass ich bisher nur im Training zeigen konnte, was in mir steckt. In Medellin zeigte sich ein Problem sehr deutlich, was auch schon vorher bestand, aber nur noch nicht in dieser Stärke. Das haben wir umgehend behoben, und ich musste meine Technik ein wenig umstellen. Das hat ein wenig Zeit in Anspruch genommen. Nun bin ich aber auf einem sehr guten Weg, und in Antalya hat es sich beispielsweise im Teamschießen auch schon gezeigt. Des Weiteren ist die Trainingsplanung klar auf die WM ausgerichtet. Ich werde alles geben, um unseren Traum von drei bzw. sechs Quotenplätzen zu erfüllen.“

Florian, du hattest extremen Druck aufgrund der internen Qualifikation und musstest um deinen WM-Platz kämpfen. Hat das „Körner“ gekostet oder zieht man daraus Stärke für die WM?

Kahllund: „Aufgrund des Qualifikationsmodus´ war mir schon vorher klar, dass es ungünstig für mich ausgehen könnte. Bei der ersten Qualifikationsetappe habe ich noch ganz gut geschossen, hatte danach während der zweiten Etappe aber ein paar schießtechnische Probleme. Ich bin froh, dass der Bundestrainer mir das Vertrauen geschenkt hat und mich trotzdem nominiert hat. Mittlerweile habe ich die Probleme wieder in den Griff bekommen und bin bereit für die WM.“

Ein Platz unter den besten Acht und somit drei Quotenplätze für Tokio 2020 ist das erklärte Ziel sowohl des Frauen- als auch Männer-Teams. Wie zuversichtlich seid ihr?

Unruh: „Wir haben in den letzten Wochen und Monaten sehr viel zusammen trainiert und Wettkämpfe geschossen. In der Zeit hat sich unsere Leistung gesteigert, was wir auch in Antalya zeigen konnten. Ich vertraue meinen Mädels voll und ganz, und wir werden das Ding machen.“

Das gleiche Ziel gab es auch vor Rio 2016. Damals ist das Unterfangen sehr knapp gescheitert. Vier Jahre später klappt es, weil?

Unruh: „Weil wir konsequent an der Beseitigung unserer Probleme von damals gearbeitet haben.“

War die Vorbereitung intensiver als in den Vorjahren? Nennt mal Zahlen?

Kahllund: „Wir haben unsere Pfeilzahlen sehr hochgefahren im Vergleich zu den Vorjahren. Seit November letzten Jahres  haben wir bis jetzt, im Zeitraum vor der WM, jeder 35.000 Pfeile geschossen. Wir trainieren ca. 40 Stunden die Woche mit einem freien Tag, obwohl wir da meistens noch eine Ausdauereinheit mit einbauen. 3x Krafttraining, 2x Ausdauer, tägliche Meditation und auch ab und zu Yoga in der Woche runden das Schießtraining ab. Seit Ende Oktober bis zur WM waren wir 111 Tage auf Lehrgängen und Wettkämpfen unterwegs, und diese fanden meistens im Ausland statt. Da wir leider keine 70m Halle in Deutschland haben, müssen wir im Winter in wärmere Gebiete bzw. in 70m Hallen im Ausland ausweichen.“

Was passiert in den letzten Tagen vor der WM? Woran wird noch gearbeitet, was wird gemacht?

Unruh: „Das Trainingspensum wird ein wenig heruntergefahren, damit wir ausgeruht in die WM starten können. Es wird nichts Besonderes mehr gemacht, einfach das, was wir immer machen weiter intensiviert.“

Der Teamgedanke scheint sehr ausgeprägt im DSB-Kader. Wie macht sich der bemerkbar, und ist er ein Vorteil gegenüber anderen Nationen?

Unruh: „Unser Team ist sehr harmonisch. Wir verstehen uns super und unterstützen uns gegenseitig. Sicherlich ist Harmonie immer von Vorteil, aber ob das ein Vorteil für die WM sein wird, wird sich dann am Ende zeigen.“

Bei der WM vor zwei Jahren habt ihr im Mixed die Silbermedaille gewonnen. Welche Bedeutung hatte der große Erfolg und ist er wiederholbar?

Kahllund: „Jeder Erfolg ist theoretisch wiederholbar, auch wenn es im Mixed-Team besonders schwer ist, da fast alle Teams auf einem sehr hohen Niveau schießen. Wir werden unser Bestes geben und versuchen, an unseren Erfolg in Mexico City anzuknüpfen.“

Wenn man euch vor die Wahl stellen würde: Einzelmedaille oder Platz acht mit dem Team – wofür würdet ihr euch entscheiden? 

Unruh: „Wir beide würden uns klar für das Team entscheiden, denn gemeinsamer Erfolg macht unheimlich Spaß. Aber es ist ja nicht ausgeschlossen, auch beides zu erreichen.“

Das deutsche Team in Herzogenbusch

Recurve: Michelle Kroppen, Elena Richter, Lisas Unruh, Florian Kahllund, Cedric Rieger, Maximilian Weckmüller
Betreuer: Oliver Haidn, Natalia Butuzova, Marc Dellenbach, Susanne Hentsch, Gregor Kuhn

Compound: Kristina Heigenhauser, Janine Meißner, Velia Schall, Sebastian Hamdorf, Marcus Laube, Marcel Trachsel
Betreuer: Holger Hertkorn, Harry Vohs

Text: DSB/Thilo von Hagen

Foto: Eckhard Frerichs

 

Bogensport international: Nach Herzogenbusch oder Berlin?
Bogensport-Fans haben in diesen Tagen die angenehme Qual der Wahl: Reisen Sie zur Bogen-WM ins benachbarte Herzogenbusch/NED (10. bis 16. Juni) oder besuchen Sie den Weltcup der weltbesten Compound- und Recurve-Schützen kurze Zeit später in Berlin (2. bis 7. Juli)?!
Foto: DSB / Michelle Kroppen, Lisa Unruh und Elena Richter sind natürlich sowohl bei der WM als auch beim Heim-Weltcup dabei.
Foto: DSB / Michelle Kroppen, Lisa Unruh und Elena Richter sind natürlich sowohl bei der WM als auch beim Heim-Weltcup dabei.

Zunächst geht es in Herzogenbusch um sehr viel: Bei der alle zwei Jahre stattfindenden WM wird zum einen natürlich um Medaillen in Einzel-, Mixed- und Teamwertung geschossen. Zum anderen werden aber auch 56 (!) olympische Quotenplätze für Tokio 2020 verteilt. Besondere Beachtung erfahren dabei die Team-Wettbewerbe mit dem olympischen Recurve-Bogen, denn in diesen erhalten die jeweils acht besten Nationen das Maximum von drei olympischen Startplätzen. Die Qualifikations-Wettkämpfe sind frei zugänglich, die Finals am 15./16. Juni sind ab 11,50 Euro pro Session (zwei Sessions am Tag) erhältlich.

Knapp zwei Wochen später besteht bereits die Möglichkeit, die frisch gekrönten Weltmeister und Medaillengewinner in Berlin live in Aktion zu erleben: Der Weltcup auf dem Maifeld (Qualifikation) und auf dem Lilli-Henoch-Sportplatz am Anhalter Bahnhof (Finalstadion) macht es möglich. Und natürlich hoffen alle deutschen Bogenfans, dass dann mit der WM zufriedene DSB-Athleten an der Schießlinie stehen, weil sich ihre WM- und Olympia-Träume erfüllt haben. Die Qualifikations-Wettkämpfe in Berlin sind kostenlos zu sehen, die Finals am 6./7. Juli sind ab 13,00 Euro (Tagesticket) erhältlich.

Und natürlich besteht für Bogen-Enthusiasten die Möglichkeit – das ist unsere Empfehlung – beide Top-Events zu besuchen…

Text: DSB Fotos:DSB – Eckhard Frerichs

 

Bogen-WM 2023: DSB erhält mit Berlin den Zuschlag
Großartige Nachrichten für alle Bogensport-Fans: Die Bogen-Weltmeisterschaft 2023 findet in Berlin statt. Diese Entscheidung fiel einstimmig auf der Präsidiums-Sitzung des Bogensport-Weltverbandes World Archery (WA) am vergangenen Wochenende in Herzogenbusch/NED. „Das ist großartig, Berlin ist definitiv bereit und reif für die WM“, zeigte sich Deutschlands Top-Schützin Lisa Unruh begeistert.
Foto: DSB / Berlin freut sich über die Bogen-WM 2023.
Foto: DSB / Berlin freut sich über die Bogen-WM 2023.

Die Bogen-WM in Berlin ist der Höhepunkt und die logische Folge der vergangenen Jahre der Strategie „DSB-Bogensport 2025“, die die kontinuierliche Entwicklung und Stärkung des Bogensports in Deutschland vorsieht: 2007 erfolgte mit der WM in Leipzig der Startschuss. Darauf aufbauend wird auf nationaler Ebene seit mehreren Jahren das Bundesligafinale groß aufgezogen, 2018 fand die Deutsche Meisterschaft im Freien auf dem Bowling Green, dem attraktivsten Platz, in Wiesbaden statt. 2019 ist der Bogensport Bestandteil von „Die Finals“, dem Wochenende der Deutschen Meisterschaften mit insgesamt zehn Sportarten in Berlin. Alle genannten Veranstaltungen wurden und werden umfassend in ARD & ZDF übertragen.

Seit 2017 richtet der Deutsche Schützenbund in der Sportmetropole Berlin einen Weltcup aus – in diesem Jahr vom 2.-7. Juli. 2020 ist zudem das letzte Olympia-Qualifikationsturnier für Tokio 2020 Bestandteil des Weltcups. DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels kommentierte: „Der WM-Zuschlag krönt unsere Anstrengungen zur Weiterentwicklung des Bogensports in Deutschland. Dies wäre ohne die starke Partnerschaft und erhebliche finanzielle Unterstützung durch das Land Berlin nicht möglich gewesen. Unser Dank geht daher nach Berlin und allen unseren Mitgliedern, die diese Bewerbung erst ermöglicht haben.“ Mit der WM in vier Jahren findet nach 1979 (Berlin) und 2007 (Leipzig) bereits zum dritten Mal eine Bogen-WM auf deutschem Boden statt.

Wir sind sicher, dass wir in Berlin eine Weltmeisterschaft von herausragender Qualität erleben werden.

Prof. Dr. Ugur Erdener, WA-Präsident

WA-Präsident und IOC-Vizepräsident Prof. Dr. Ugur Erdener sagte: „Die Auswahl starker Gastgeber für unsere wichtigsten Meisterschaften im nächsten olympischen Vierjahreszeitraum ist für den Erfolg des Bogensports bei den ersten Sommerspielen in Europa seit London 2012 von entscheidender Bedeutung. Wir sind sicher, dass wir in Berlin eine Weltmeisterschaft von herausragender Qualität erleben werden.“

Über die WM in Berlin nach Paris 2024

Die WM 2023 in der Sportmetropole Berlin wird – wie die in Kürze beginnende in Herzogenbusch (10.-16. Juni) – eine Quotenplatz-WM und somit das entscheidende Turnier auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2024 nach Paris. Berlins Sportsenator Andreas Geisel freut sich ebenfalls auf die WM-Ausrichtung: „Für die Sportmetropole Berlin ist die Vergabe ein großartiger Erfolg. Wieder findet ein internationaler Spitzensportevent bei uns statt. Wir freuen uns über das Vertrauen, das uns damit entgegengebracht wird. Berlin ist mit der Weltcup-Serie 2017-2020 bereits Bogensport-erprobt und somit bestens auf die Weltmeisterschaft 2023 vorbereitet.“

WA-Wahlen: Brokamp und Steffens gewählt

Neben der WM-Vergabe erzielte der DSB weitere Erfolge: DSB-Bundesgeschäftsführer Jörg Brokamp, seit 2011 Präsidiums-Mitglied der WA, wurde zum Vizepräsidenten des Weltverbandes gewählt. Sabrina Steffens ist neu gewähltes Mitglied im Kampfrichter-Komitee, nachdem sie diese Position im vergangenen Jahr bereits kommissarisch ausgeübt hatte. „Wir sind sehr froh, dass wir den Kongress unseres Bogensport-Weltverbandes so erfolgreich abschließen konnten und unsere beiden Kandidaten für diese wichtigen Positionen mit großer Mehrheit gewählt wurden. Ich freue mich, dass wir über die Mitgliedschaft in den verschiedenen Gremien der WA zukünftig weiterhin die Entwicklung des Bogensports an entscheidender Stelle mitgestalten können“, kommentierte Hans-Heinrich von Schönfels.

Text: DSB

Dr. Spot: Leser fragen – Experten antworten (3)

Beginnend mit der Ausgabe 2/2019 hatten unsere Leserinnen und Leser erstmalig die Gelegenheit, ihre Fragen rund um den Bogensport an unsere Expertinnen und Experten zu richten. Natürlich möchten wir diese überaus interessanten Inhalte auch unseren Online-Usern nicht vorenthalten. Deshalb werden wir in unregelmäßigen Abständen einige Fragen und Antworten auch auf unserer Homepage veröffentlichen.

Die Frage unseres Lesers:

Als Neuling frage ich mich, wie die ganz einfachen Pfeilauflagen, bei denen der Pfeil weder nach rechts, links oder unten Bewegung hat, schießtechnisch zu sehen sind. Eigentlich handelt es sich nicht um Auflagen, eher um Führungen. Der Pfeil kann doch eigentlich nur nach oben „rausgedrückt“ werden, durch den Widerstand der Feder. Oder sehe ich das falsch?

Wie kann ich als Schütze am besten damit umgehen? Einen Pfeil mit weichen Naturfedern nehmen und mich nicht weiter um das „Pfeil-Paradoxon“ kümmern?

Etwas ratlos,

Heinz L.

Andreas Lorenz antwortet:

Hallo Heinz,
ich nehme an, dass Sie bei Ihrer Frage von einem Recurve-Bogen ausgehen. 
Durch das Pfeil-Paradox – das durch das Lösen der Sehne durch die Finger der Sehnenhand ausgelöst wird – wird sich der Pfeil immer Richtung Mittelteil verbiegen, egal was für eine Pfeilauflage verbaut ist. 
Tatsächlich wird sich der Pfeil auf dem Weg aus dem Bogen (das zeigen Hochgeschwindigkeitsaufnahmen) nicht nur nach vorne und in sich seitlich stauchen (eben durch das Paradox), sondern in weitere Richtungen bewegen oder verbiegen: Dies ist durch andere Faktoren gegeben, zum Beispiel Nockpunkthöhe, Tiller (auch bei Holz- oder Langbögen) oder Spine des Pfeiles.
Einige koreanische Olympiasiegerschießen die Hoyt-Super-Rest: sie scheinen keine Clearance-Probleme zu haben! Ich hoffe, dass die Frage somit beantwortet wurde.

Sofern auch Sie eine Frage an unser Expertenteam haben

Kein Problem, schicken Sie Ihre Frage einfach an dr.spot@bogensport.de. Details zu unserer neuen Rubrik finden Sie auch unter diesem Link.