Lopez in Kolumbien als beste nicht-olympische Athletin des Jahres 2021 ausgezeichnet

Die amtierende Weltmeisterin im Bogenschießen, Sara Lopez, wurde gestern Abend bei einer Preisverleihung in Bogota zur besten nicht-olympischen Athletin Kolumbiens des Jahres 2021 gekürt.

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(Quelle Text/Bild: worldarchery.sport)

Bogensport-Park für kleine Robin Hoods

Spaziergänger kamen in den letzten Tagen aus dem Staunen nicht heraus: Auf dem Eggenburger Vitusberg tummeln sich nicht nur Eichhörnchen, Specht & Co., sondern neuerdings auch Steinböcke, Grizzlybären, Truthähne und Krokodile. Keine Sorge, Crocodile Dundee muss den Eggenburgern nicht zu Hilfe eilen, denn die Tiere sind nur täuschend echt und gehören zum neuen 3D Bogenparcours Eggenburg.

Innovative Übertragungstechniken weisen in die Zukunft des Bogenschießens

Die Pandemie hat unauslöschliche Spuren in der Welt hinterlassen und auch der Sport konnte sich den Auswirkungen nicht entziehen. Reisebeschränkungen und gesundheitliche Bedenken führten dazu, dass 2020 die komplette internationale Saison abgesagt wurde. Auch mit der Konsequenz, dass Sportorganisationen bei der Vorbereitung einer Rückkehr in den Wettkampfbereich kreativ denken mussten.

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Der BSM-Kalender – mit Übersicht ins neue Jahr

Wovon kann man eigentlich niemals genug haben? Stimmt, da gibt es wohl so Einiges, aber das Meiste hiervon liegt wohl nicht im Zuständigkeitsbereich des BSM-Teams. Die richtige Antwort auf unsere Eingangsfrage wäre: „Kalender“. Genau das hat sich unsere Grafikerin auch gedacht und hat mit zwei gelungenen Bogensport-Motiven einen Jahreskalender erstellt, den wir Ihnen heute zum Download anbieten möchten.

So behalten Sie einerseits den Überblick und das BOGENSPORT MAGAZIN in (hoffentlich) guter Erinnerung. Und HIER geht’s zum Download.

Bogensportmesse Wels findet nun im März statt

Am 12.  und 13. März 2022 wird die Messe Wels wieder der Treffpunkt der internationalen Bogensport-Szene. Der umfassende Ausstellungsbereich bietet sowohl Profis, als auch interessierten Einsteigern, das perfekte Angebot – angefangen von traditionellen und technischen Bögen bis hin zur traditionellen Kunst des Bogenbaus oder Messer- und Lederarbeiten. Bekannte Experten der Bogensportszene halten spannende Vorträge und verraten hilfreiche Tipps und Tricks.

Infos unter https://bogensportmesse.at

Skizzierte Trainingseinheiten für Bogensportvereine (Teil 6)

Der sechste Teil dieser Artikelserie zu den skizzierten Trainingseinheiten für Vereine wendet sich an Wettkampfsportler. Das Trainingsseminar Nummer neun führt die Bogensportler mit 300 Pfeilen an einen Trainingsumfang heran, der sicher den einen oder anderen an physische und mentale Leistungsgrenzen heranführt.

Das PDF des gesamten Fachartikels können Sie gegen eine Bezugsgebühr von 1,90 Euro unter der Rubrik „Fachartikel“ herunterladen. Wenn Ihnen als Leser*in unserer Printausgabe nur noch der dort beschriebene Erfassungsbogen fehlt, können Sie diesen unter diesem Link kostenlos herunterladen.

Nachbetrachtung: Deutsche Meisterschaft 2021 in Wiesbaden

Von Arne Metzlaff / Fotos: Eckhard Frerichs

Die diesjährige deutsche Meisterschaft WA fand erneut in Wiesbaden statt. Auch dieses Mal wurden die Medaillen-Finals in einer extra dafür hergerichteten „Final-Arena“ auf dem Bowling Green mitten in Wiesbaden ausgetragen.

Bedingt durch Corona konnten die Meisterschaften zu Beginn der Außensaison nicht stattfinden, wodurch der übliche Qualifikationsmodus über Kreis-, Bezirks-, Gau- und Landesmeisterschaften zur deutschen Meisterschaft in dieser Saison nicht möglich war. Aus diesem Grund konnten Ergebnisse der Vereinsmeisterschaften gemeldet werden, um sich für die deutsche Meisterschaft zu qualifizieren. Auch gab es keine Mannschaftslimits, und Teams konnten auf der DM klassenübergreifend aus allen Einzelstartern eines Vereins gebildet werden, sofern sie in derselben Disziplin, auf dieselbe Entfernung, die gleiche Auflagengröße und im selben Durchgang schossen. Doch ansonsten lief alles wie gehabt, und es wurde, nachdem die deutsche Meisterschaft 2020 ausgefallen war, erstmals wieder eine deutsche Meisterschaft WA mit fast 600 Teilnehmern ausgetragen.

Wie üblich wurde die Meisterschaft über drei Tage ausgerichtet. Am Freitag starteten alle teilnehmenden Compound-Klassen, Damen und Herren, Masters, Junioren männlich/ weiblich und Jugend männlich/weiblich. Ebenfalls gingen bereits die Jugendlichen männlich und weiblich mit dem Recurvebogen an den Start. Am Samstag folgten dann Recurve-Damen und Herren sowie Junioren männlich und weiblich und auch die Blankbogen-Klassen Damen, Herren und Herren Masters. Am letzten Wettkampftag schossen noch Senioren männlich und weiblich, Masters männlich und weiblich sowie Schüler A männlich und weiblich um den deutschen Meister-Titel.

Wie bereits bei den deutschen Meisterschaften 2018 in Wiesbaden wurden die Finals bis einschließlich den Halbfinals anschließend an die Qualifikationsrunde auf dem Wettkampffeld ausgerichtet und die Medaillen-Finals erst am darauffolgenden Tag in der Final-Arena auf dem Bowling Green. Die Medaillen-Matches wurden erneut bei Sportdeutschland TV live übertragen. Somit standen am Samstag-Mittag die Medaillen-Entscheidungen Recurve-Jugend männlich/weiblich und Compound Damen und Herren an.

Sonntags folgten dann zuerst die Recurve-Junioren männlich/weiblich, und den Schluss bildeten die Damen und Herren mit dem Recurvebogen. Bei den Compound-Herren erreichten vier Schützen am Freitag die magische Marke von 700 Ringen. Bei den Recurve-Senioren wurde sogar ein neuer deutscher Rekord von Herbert Schulze mit 668 Ringen aufgestellt. Während des zweiten Durchgangs der Qualifikationsrunde am Samstag setzte ein starker Regen ein, wodurch viele Schützen nicht mehr an ihre Leistungen aus dem ersten Durchgang anknüpfen konnten und bei den meisten Teilnehmern der zweite Durchgang schlechter war. Besonders hervorzuheben ist, dass die Medaillen-Matches sogar vor Zuschauern ausgetragen werden konnten. Ein Finale vor Publikum auszutragen, das natürlich auch auf die Treffer reagiert und anfeuert oder applaudiert, macht deutlich mehr her. Insbesondere bei der Live-Übertragung sieht es schlichtweg besser aus, wenn Zuschauer zu sehen sind und nicht nur Sportler auf einem leeren Sportplatz oder sogar vor leeren Tribünen. Die Medaillen-Matches sollten auch im Nachhinein weiterhin auf der Website von sportdeutschland.tv abrufbar sein. Somit bleibt festzuhalten, dass eine DM auch unter Pandemie-Bedingungen durchgeführt werden kann. Dies sollte Hoffnung geben für die kommende Hallensaison, dass Wege gefunden werden können, wie vor allem die Meisterschaft en und Bundesligen ausgetragen werden können, aber auch das eine oder andere Hallenturnier stattfinden kann.

Leseprobe aus dem BOGENSPORT MAGAZIN (Ausgabe 5/2021)

Spannende Duelle bei der Compound-Jugend – ein Erlebnisbericht

Nach dem Motto „man trifft sich immer mehrmals im Leben – und insbesondere an der Schießlinie“ stehen in der folgenden Geschichte zwei Jungs im Mittelpunkt, die den Bogensport mit Leidenschaft erleben.

Nach 1,5 Jahren Corona-Pause war es endlich wieder soweit, die Deutschen Meisterschaften des DBSV und des DSB konnten durchgeführt werden.
Viele Vereine hatten in der Pandemie mit Abmeldungen zu kämpfen, viele Kinder und Jugendliche haben das Bogenschießen aufgegeben.
Im Compound-Jugendbereich hingegen entwickelt sich eine Krimireihe an der Schießlinie, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen!

 

Ein Blick zurück

Im Jahr 2017 trafen die beiden heute 15-jährigen Compounder Yanneck Regling und Ruven Flüß bei der Deutschen Meisterschaft des DBSV in Lindenberg zum ersten Mal aufeinander. Ruven erkämpfte sich den ungnädigen 4.Platz, Yanneck als „alter Hase“ (unter anderem 2016, 2017 und 2018 Sieger bei Feld und Wald) konnte seine Silbermedaille des Vorjahres verteidigen.
Auch 2018 waren die beiden recht weit voneinander entfernt – in Dessau holte Yanneck Bronze mit neuem Deutschen Rekord auf 20 m mit 359 Ringen, Ruven landete auf dem 5.Platz.

 

Zweikampf nimmt an Fahrt auf

In der Saison 2019 war die Einleitung zum Krimi beendet, der Zweikampf nahm Fahrt auf:
In der Hallenmeisterschaft in Oberhausen schenkten die beiden Jungschützen sich nichts und kämpften um jeden Ring! Am Ende stand Ruven Flüß zum ersten Mal auf dem Treppchen und wurde Deutscher Meister mit 6 Ringen Vorsprung vor Yanneck Regling.

In Karlsruhe bei der DM im Freien des DBSV wurde es erneut spannend, die Jugendlichen standen nebeneinander an der Schießlinie und gaben alles! Erste Distanz 50 m, Yanneck hatte 7 Ringe Vorsprung. Zweite Distanz 40 m, Ruven verschaffte sich 6 Ringe Vorsprung und Yanneck ging also nur noch mit einem Ring Gesamtvorsprung in den zweiten Tag.

Am zweiten Tag auf 30 m schoss Ruven neuen Deutschen Rekord mit 14 Ringen Vorsprung, die 4. Distanz auf 20 m gewann zwar Yanneck mit 3 Ringen, konnte aber den Vorsprung damit nicht mehr aufholen. Auch der zweite Deutsche Meistertitel 2019 ging somit an Ruven Flüß, Yanneck Regling bekam die zweite Silbermedaille.

 

Vorbereitung während der Pandemie

Die Saison 2020 sollte eine Wiederholung der spannenden Meisterschaften werden. Beide Schützen waren gut vorbereitet für die Hallen-DM und wurden von Corona mächtig ausgebremst. Alle Meisterschaften wurden abgesagt, es folgte ein Hoffen und Bangen, wann es endlich wieder losgehen würde. Wie allseits bekannt, wurden auch sämtliche Meisterschaften im Freien frühzeitig ausgesetzt, die Saison war also gelaufen …. Nein, nicht ganz!

Der DSB legte das Format „Meisterschütze – Du und Dein Verein“ auf. Ruven und Yanneck schlossen sich per WhatsApp kurz, meldeten sich an und trainierten zu Hause für die 50 m Distanz des Fernwettkampfes. Im September trafen die beiden endlich wieder aufeinander, wenn auch bei einem Turnier der anderen Art. Beim „hit or miss“-Prinzip gelangten beide Schützen ins Finale, Yanneck behielt die stärkeren Nerven und holte sich den Titel „Meisterschütze 2020“. Mit einem ordentlichen Preisgeld von 250 Euro für Yanneck und 200 Euro für Ruven war dieses Turnier ein wunderbares Trostpflaster für die verpatzte Saison!

Eigentlich sollte es nun wieder weitergehen mit der Vorbereitung für die Hallensaison 2021, für die die Qualifikation von 2020 anerkannt werden sollte. Wieder machte Corona allen Schützen einen Strich durch die Rechnung, dieses Mal noch schlimmer!

Nicht nur Turniere wurden abgesagt, es folgte ein kompletter Lockdown einschließlich der Schließung aller Trainingsstätten. Viele Sportler haben in der Zeit ihren Bogen an den sprichwörtlichen Nagel gehängt, nicht so unsere beiden Kontrahenten!

Yanneck suchte sich für die kalte Jahreszeit in Strausberg eine Trainingsmöglichkeit bei einem bekannten Gewerbetreibenden und konnte so optimal auf 18 m trainieren. Ruven musste in den heimischen Schuppen ausweichen und konnte nur ein Schießtraining auf 5 m absolvieren. Egal, Hauptsache der Bewegungsablauf wurde weiter trainiert. Mit den ersten schönen Tagen im Frühjahr ging es wieder ins Freie. Im heimischen Garten konnte sich Yanneck so zeitnah auf die Freiluftsaison vorbereiten, Ruven musste auf die offizielle Freigabe der Trainingsstätten im April warten.

 

Zurück in die Normalität

Im Frühsommer 2021 kam dann endlich die erlösende Nachricht: Die Deutschen Meisterschaften im Freien sowohl vom DBSV als auch vom DSB sollten stattfinden!
Der Haken an der Sache: während der DBSV die Ergebnisse der DM 2019 zur Qualifikation anerkannte, musste beim DSB ein offizielles Turnierergebnis gemeldet werden.

Da die beiden im Coronajahr in die Compound-Jugend aufgestiegen sind und es vorher im Compound-Schüler-Bereich keine Meisterschaften des DSB gab, musste Plan B her: Die RuhrGames 2021 in Bochum! Auch hier trafen Yanneck und Ruven also selbstverständlich wieder aufeinander, die Chance wollten sie sich nicht entgehen lassen. Nach so langer Wettkampfpause zeigte Ruven allerdings Nerven, Yanneck holte sich den Titel und verwies Ruven auf Platz zwei.

Auch beim Meisterschützen 2021 sind die Jungen wieder angetreten – jedes Bogen-Event wird zur Zeit mitgenommen. Hier hatte allerdings der Wind beiden Schützen einen Strich durch die Rechnung gemacht, das Finale wurde rein weiblich mit Anna Geller und Mia Sautter ausgetragen.

Dann war es endlich soweit, die Deutschen Meisterschaften des DBSV über 4 Distanzen wurden Ende August in Kleinleipisch ausgetragen! Durch den Altersklassenwechsel ging es am ersten Tag auf 70 m. Ruven und Yanneck schossen ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Legte einer eine 55 vor, schoss der andere sie nach. In der nächsten Passe eine 56, der andere auch. So ging es übrigens über das ganze Turnier, Beobachter dieses Duells ließen ordentlich Nerven und fieberten mit!

Am Ende lag auf 70 m Ruven Flüß 3 Ringe vor, Yanneck auf 60 m 1 Ring und ging somit mit nur noch 2 Ringen Rückstand in den zweiten Tag. Wie eng das ist, muss dem erfahrenen Bogenschützen an der Stelle nicht erklärt werden.

Am zweiten Tag kamen die „Schreckens-50 m“ für Ruven, über die Distanz hatte er gegen Yanneck die letzten 3 Mal bereits das Nachsehen gehabt. Nicht so bei dieser Meisterschaft: Er erkämpfte sich weitere zwei Ringe, dann noch auf 30 m drei und bestätigte mit insgesamt sieben Ringen Vorsprung seinen Titel Deutscher Meister Jugend des DBSV, Yanneck erhielt die Silbermedaille.

Nur zwei Wochen später, am 10 September, durften beide Jungschützen zum ersten Mal bei der Deutschen Meisterschaft in Wiesbaden teilnehmen, eine Doppelrunde auf 50 Meter. In der ersten Hälfte des ersten Durchgangs lagen die jungen Compounder wieder gleichauf, die letzten beiden Passen verwandelte Yanneck Regling aber mit perfekten 59 und 60 Ringen und ging gestärkt in den zweiten Durchgang, den er sich nicht mehr aus der Hand nehmen ließ.
Mit insgesamt 16 Ringen Vorsprung durfte Yanneck oben das Treppchen besteigen und gewann den Titel Deutscher Meister DSB, Ruven Flüß erhielt seine erste Silbermedaille und ist somit Deutscher Vizemeister.

 

Freude am Wiedersehen

Wer nun den Eindruck hat, dass die beiden Jugendlichen schlecht gelaunt und missgünstig nebeneinander an der Schießlinie stehen, der täuscht sich gewaltig! Sie freuen sich bei jedem Event, sich endlich wieder zu sehen. Es wird gequatscht, gelacht und natürlich gefachsimpelt. Es besteht Kontakt zwischen den Familien, um sich über mögliche Turniere abzusprechen und Fotos auszutauschen.

Natürlich ist es toll, wenn das eigene Kind Gold gewinnt – aber die Jungen sind so ebenbürtig und gut am Bogen, dass es eine Freude ist zuzuschauen, dem Tagesbesseren wird der Sieg von Herzen gegönnt. Vielleicht werden die Beiden irgendwann gemeinsam und nicht gegeneinander antreten, mal schauen, was die Zukunft bringt. Vom Bogenschießen kann sie aber sicherlich Niemand abhalten, das hat Corona auch nicht geschafft!

 

Erfolge in der Übersicht

Yanneck Regling Ruven Flüß
2016 2. Platz im Freien DBSV 2016 Keine Teilnahme
2017 2. Platz im Freien DBSV 2017 4. Platz im Freien DBSV
2018 3. Platz im Freien DBSV 2018 5. Platz im Freien DBSV
2019 2. Platz Halle DBSV 2019 1. Platz Halle DBSV – DM Titel
2019 2. Platz im Freien DBSV 2019 1. Platz im Freien DBSV – DM Titel
2020 1. Platz Meisterschütze 2020 2. Platz Meisterschütze
2021 1. Platz RuhrGames 2021 2. Platz Ruhr Games
2021 2. Platz im Freien DBSV 2021 1. Platz im Freien DBSV – DM Titel
2021 1. Platz im Freien DSB – DM Titel 2021 2. Platz im Freien DSB
Deutscher Rekord über 20m im Freien U12 Deutscher Rekord über 50m im Freien U14
Deutscher Rekord über 30m im Freien U14

Text: Sandra Flüß und Doreen Schmidt
Fotos: privat, DSB/sportdeutschland.tv

Randnotiz aus Tokio (Teil 3): Paralympische Spiele sind ein besonderes Sportereignis

Von Andreas Lorenz |
Als „Mann vor Ort“ wirft Andreas Lorenz für das BSM einen Blick hinter die Kulissen

Nun bin ich das zweite Mal binnen weniger Wochen in Tokyo. Nach den Olympischen Sommerspielen folgen die Paralympischen Sommerspiele. Heute war die Eröffnungsfeier.

Logischerweise gibt es Synergien, dennoch sind die Paralympics verschieden. Jeder Bezug zu den Olympischen Ringen ist in den Transitions-Wochen gelöscht worden. Denn das Markenzeichen der Paralympics sind die „Agitos“. Nicht nur das, auch das Logo von Tokyo 2020 ist unterschiedlich – und irgendwie doch gleich. Denn sowohl im Olympischen wie auch im Paralympischen Logo sind die gleiche Anzahl an Rechtecken vertreten, nur in einer unterschiedlichen Bildfolge, aber dennoch in einem kreisförmigen Gebilde. Den Athleten hier schert es wenig: ob als Paralympische Athleten und nicht als olympische Athleten betrachtet. Sie sind alle hier um Gold zu holen.

 

 

Wichtig ist, wir (die Organisatoren) führen alles gleich durch und halten dieselben Abläufe ein, wie bei den Olympischen Spielen. Die Arbeitsabläufe der vergangenen Wochen fühlen sich gewohnt an, trotz meiner zwischenzeitlichen Abwesenheit. Meine Kollegen blieben alle in Japan, ich habe trotz Covid-Beschränkungen beschlossen, zweieinhalb Wochen heim zu fahren. Aber als ich wieder auf dem Sportgelände ankam, war es, als ob ich nicht weg gewesen wäre – mit Ausnahme der „Agitos“, die die Olympischen Ringen ersetzt haben: Sie sind nun überall sichtbar und erinnern mich daran, dass ich bei den Paralympics bin.

Einen Unterschied merke ich. Die Athleten – die meisten – haben ein Funkeln in den Augen, man merkt denen an, dass sie dieses Event genießen, dass sie die Bemühungen aller Mitarbeiter und Volontäre schätzen und dass sie bereit sind, ihr Bestes zu geben.

Ich spreche mit vielen von Ihnen: Alle haben ihre Geschichten, die meisten erzählen sie gerne. Wer 2015 in Donaueschingen bei der PARA-Weltmeisterschaft als Zuschauer dabei war oder in denen Tagen die Tageszeitung gelesen hat, weiß, dass es einen armlosen Schützen aus den USA gibt, Matt Stutzman. Sie lesen richtig, armlos und Bogenschütze!!
Heute habe ich mit ihm gesprochen und er sagte mir: „Andreas, weißt du, dass es ein Novum bei diesen Paralympics gibt?“ Ich habe ihn gefragt „welches?“. “Wir sind zwei armlose Schützen, ich mache Schule, ich gebe anderen Perspektiven, Ziele!“. Wie wahr! Die Paralympics sollen uns allen zeigen, was Menschen imstande sind zu erreichen, mit ihrem Willen und mit der Hilfe und Unterstützung ihrer Lieben, der Gemeinschaft, des Sports.

Es stehen Schützen aus Afghanistan und Irak nebeneinander, Ukraine und RPC (Russisches Paralympisches Komitee, da man nicht Russland sagen darf!!!), China und Taipeh,… und unzählige andere Staaten, die politisch auseinandergedriftet sind. Hier sind sie alle wieder vereint unter dem Dach des Sports.

Das sind meine fünften Olympischen Spiele und die Paralympics sind etwas Besonderes, vor allem wegen der Menschen, die daran teilnehmen!
Der Olympische Gedanke lebt.

Sport ist Leben. Sport ist Gemeinschaft. Sport ist Inklusion.

Die Niederlage akzeptieren und für den Rest des Jahres 2021 neu starten

Dieser Blog wurde von Audrey Adiceom geschrieben und bietet Einblicke in ihr Leben als Bogenschützin in der französischen Nationalmannschaft.
(Leseprobe aus dem BOGENSPORT MAGAZIN Ausgabe 4/2021)

Wenn man ein internationaler Athlet ist und das Glück hat, an einer olympischen Sportart teilzunehmen, ist der ultimative Traum – der heilige Gral von allen – eine olympische Medaille. Vor etwas mehr als einem Jahr, im Februar 2020, begann dieser Traum Gestalt anzunehmen. Ich beendete das olympische Auswahlverfahren als Zweitplatzierte, was es mir ermöglichte, der französischen Nationalmannschaft beizutreten. Unser Team versuchte, Quotenplätze für die Olympischen Spiele in Tokio zu gewinnen.

Und dann kam COVID-19. Wie ich in meinen vorherigen Blogs erklärt habe, hatte ich das große Glück, mit meinen Teamkollegen weiter trainieren und meine Batterien aufladen zu können, bevor ich im Juli 2020 zum INSEP, dem nationalen Sportzentrum in Paris, zurückkehrte. Ein paar Monate später, im Januar 2021, fand die erste Trial-Etappe in Vittel statt. Auf dem Programm: eine Rangliste mit 72 Pfeilen auf 70 Meter, gefolgt von einer Runde, die aus 30 Sätzen mit drei Pfeilen bestand – und dann einige Ausscheidungsturniere.

In der ersten Qualifikationsphase habe ich deutlich verloren, was mich von Anfang an ziemlich weit unten in der Rangliste platzierte. Ich arbeite viel an meiner mentalen Verfassung mit einem Psychologen und einem Mentaltrainer. Leider waren alle Werkzeuge, die ich in den letzten Jahren entwickelt hatte, nicht effektiv. Sie im Training anzuwenden ist eine Sache. Sie im Wettkampf zu validieren ist eine andere.

 

„Nach all den Tagen des Zweifelns, Fragens und Bangens hatte ich es geschafft, den Kampfmodus zu aktivieren, denich so sehr liebe, und ich hatte nur eine Idee im Kopf: die maximale Zehn zu treffen.“

Die nächsten paar Tage waren die längsten meines Lebens. Ich hatte ein Gefühl der Frustration in meinem Magen und empfand mich völlig verloren. Ich begann meine Wünsche zu reflektieren, den Platz des Sports in meinem Leben, was ich suche und was ich am Bogenschießen mag, wo ich in meinem persönlichen und beruflichen Leben stehe und wo ich hinwill. Das erlaubte mir, einen Neustart zu machen und die Dinge in meinem Kopf an ihren richtigen Platz zu stellen.

Anfang März richtete der französische Bogensportverband eine zehntägige Phase für Elite-Bogenschützen ein, bei der alle Athleten, die noch am Auswahlverfahren teilnahmen, mit den Nationaltrainern zusammenkamen. Diese Phase sollte die letzten Schritte des Trial-Prozesses beinhalten.

In Bezug auf das Gesundheitsmanagement verlief alles nach den Regeln. Wir waren alle sehr vorsichtig. Am Ende dieser Phase begannen die letzten zwei Tage der Selektion. Wir sollten Ranglistenrunden, Match-Bracket-Turniere und sieben Pool-Matches schießen. Mein Niveau in der Qualifikation war etwas besser als im Vormonat, aber immer noch nur ein Durchschnitt von 645 Ringen. Dies erlaubte mir nicht, in der Rangliste aufzusteigen. Nur dank der Wettkämpfe des zweiten Tages konnte ich mich auf den fünften Platz schleichen. In der Endabrechnung ging es von Platz vier bis Platz sieben sehr eng zu.

In den letzten Matches des Nachmittags passierte etwas sehr Starkes. Zu diesem Zeitpunkt des Wettkampfs war es für mich unmöglich, Drittplatzierte zu werden und es in die Olympiamannschaft zu schaffen. Aber wenn ich unter die ersten sechs käme, wäre ich Teil des Olympiakaders und könnte an Veranstaltungen wie dem European Grand Prix und einigen Etappen des Hyundai Archery World Cups teilnehmen.

„Ich werde alles tun, was ich kann, um sicherzustellen, dass mein Beitrag einen positiven Einfluss auf die Gruppe hat.“

Ich musste also meine beste Leistung bringen, um die letzten drei Wettkämpfe des Wettbewerbs (Viertel-, Halb- und Finale) zu gewinnen. Nach all den Tagen des Zweifelns, Fragens und Bangens hatte ich es geschafft, den Kampfmodus zu aktivieren, den ich so sehr liebe, und ich hatte nur eine Idee im Kopf: die maximale Zehn zu treffen. Pfeil um Pfeil zwischen mir und dem Ziel, um die maximale Ringzahl zu erreichen. Mein Schießen war solide, und mein Geist war im Hier und Jetzt.

Mir wurde aber auch klar, dass ich mit meiner aktuellen Leistung nicht zu den drei Frauen zählen würde, die eine Olympia-Quote für Tokio erreichen. Trotzdem ist es ein tolles Gefühl, Teil des Kaders zu sein. Ich werde alles tun, was ich kann, um sicherzustellen, dass mein Beitrag einen positiven Einfluss auf die Gruppe hat.

Wenn ich es auf den Punkt bringen soll, ist es so, als würde ich seit Jahren in der ersten Klasse im Hochgeschwindigkeitszug zu den Olympischen Spielen in Tokio sitzen, aber seit März bin ich in der zweiten Klasse. Ich habe zwei Möglichkeiten. Die erste wäre, mich auf die Tatsache zu konzentrieren, dass ich meinen Sitz nicht mehr herunterklappen kann, um meine Beine und meinen Rücken auszustrecken, dass ich nicht mehr Zugang zu bestimmten Privilegien habe, dass das Licht anders ist und die Fenster kleiner sind. Aber ich entscheide mich lieber für Letzteres: Ich konzentriere mich darauf, dass mein Zug durch Tokio fährt, nicht unbedingt einen Zwischenstopp einlegt, sondern seine Reise nach Paris 2024 und sogar Los Angeles 2028 fortsetzt.

Und nun, wie sieht der Plan für den Rest der Saison aus? Ich war bei den ersten beiden Grand Prix in Porec (635 Punkte in der Qualifikation und Platz 33 zum Ende des Wettkampfes) und Antalya (647 Punkte und Platz 17 am Ende). Es gab eine Menge guter Dinge, an die ich mich erinnern kann, auch wenn die Leistung nicht immer da war. Es war wirklich verrückt, wieder auf Wettkämpfen schießen zu können, und noch dazu auf einem internationalen! In Porec wurde mir klar, was für ein Glück ich hatte, dass ich mit den anderen internationalen Bogenschützen dort war – dass ich das Bogenschießen dort wieder aufnehmen konnte, wo wir aufgehört hatten – während ich in Frankreich nicht nach Hause zu meinen Eltern fahren durfte (die nicht in der gleichen Region wohnen).

Ich erlebe diese internationalen Wettkämpfe in vollen Zügen, genieße jedes Detail: das Trikot der französischen Mannschaft zu tragen, alle Ziele aufgereiht zu sehen, zwei Bögen aufzustellen, den Nervenkitzel der Pfeile zu spüren und all die intensiven Emotionen zu erleben, die uns der Bogensport bietet. Ich bleibe im Training sehr motiviert. Ich habe viele mentale, technische und physische Punkte, an denen ich Fortschritte machen möchte.

„Ich konzentriere mich darauf, dass mein Zug durch Tokio fährt, nicht unbedingt einen Zwischenstopp einlegt, sondern seine Reise nach Paris 2024 und sogar Los Angeles 2028 fortsetzt.“

Im Moment geht es mir darum, solide und effizient zu schießen. Mit meinem Trainer konnte ich bestimmte technische Punkte nachjustieren, so dass ich stabiler im Kontakt und präziser im Ziel bin. Ich mache weiterhin Krafttraining und Cardio-Einheiten mit dem Trainer des Zentrums. Das ist die Zeit des Tages, um meinen Kopf freizubekommen und meine Muskeln zu stärken.

Was meine mentale Verfassung angeht, so arbeite ich im Training während Konfrontationssituationen und mit meinem Mentaltrainer und Psychologen daran. Ich kann heute sagen, dass mein fünfter Platz bei den National Trials nicht das Ende meines olympischen Traums ist, sondern ein Schritt auf dem Weg zu Leistung und Erfüllung in meinem Sport. Jetzt geht es für mich zum Veronica’s Cup und zum Hyundai Archery World Cup in Lausanne!

Quelle: www.worldarchery.sport/tags/audreys-blog
Bilder: Audrey Adiceom