Skizzierte Trainingseinheiten für Bogensportvereine (Teil 6)

Der sechste Teil dieser Artikelserie zu den skizzierten Trainingseinheiten für Vereine wendet sich an Wettkampfsportler. Das Trainingsseminar Nummer neun führt die Bogensportler mit 300 Pfeilen an einen Trainingsumfang heran, der sicher den einen oder anderen an physische und mentale Leistungsgrenzen heranführt.

Das PDF des gesamten Fachartikels können Sie gegen eine Bezugsgebühr von 1,90 Euro unter der Rubrik „Fachartikel“ herunterladen. Wenn Ihnen als Leser*in unserer Printausgabe nur noch der dort beschriebene Erfassungsbogen fehlt, können Sie diesen unter diesem Link kostenlos herunterladen.

Nachbetrachtung: Deutsche Meisterschaft 2021 in Wiesbaden

Von Arne Metzlaff / Fotos: Eckhard Frerichs

Die diesjährige deutsche Meisterschaft WA fand erneut in Wiesbaden statt. Auch dieses Mal wurden die Medaillen-Finals in einer extra dafür hergerichteten „Final-Arena“ auf dem Bowling Green mitten in Wiesbaden ausgetragen.

Bedingt durch Corona konnten die Meisterschaften zu Beginn der Außensaison nicht stattfinden, wodurch der übliche Qualifikationsmodus über Kreis-, Bezirks-, Gau- und Landesmeisterschaften zur deutschen Meisterschaft in dieser Saison nicht möglich war. Aus diesem Grund konnten Ergebnisse der Vereinsmeisterschaften gemeldet werden, um sich für die deutsche Meisterschaft zu qualifizieren. Auch gab es keine Mannschaftslimits, und Teams konnten auf der DM klassenübergreifend aus allen Einzelstartern eines Vereins gebildet werden, sofern sie in derselben Disziplin, auf dieselbe Entfernung, die gleiche Auflagengröße und im selben Durchgang schossen. Doch ansonsten lief alles wie gehabt, und es wurde, nachdem die deutsche Meisterschaft 2020 ausgefallen war, erstmals wieder eine deutsche Meisterschaft WA mit fast 600 Teilnehmern ausgetragen.

Wie üblich wurde die Meisterschaft über drei Tage ausgerichtet. Am Freitag starteten alle teilnehmenden Compound-Klassen, Damen und Herren, Masters, Junioren männlich/ weiblich und Jugend männlich/weiblich. Ebenfalls gingen bereits die Jugendlichen männlich und weiblich mit dem Recurvebogen an den Start. Am Samstag folgten dann Recurve-Damen und Herren sowie Junioren männlich und weiblich und auch die Blankbogen-Klassen Damen, Herren und Herren Masters. Am letzten Wettkampftag schossen noch Senioren männlich und weiblich, Masters männlich und weiblich sowie Schüler A männlich und weiblich um den deutschen Meister-Titel.

Wie bereits bei den deutschen Meisterschaften 2018 in Wiesbaden wurden die Finals bis einschließlich den Halbfinals anschließend an die Qualifikationsrunde auf dem Wettkampffeld ausgerichtet und die Medaillen-Finals erst am darauffolgenden Tag in der Final-Arena auf dem Bowling Green. Die Medaillen-Matches wurden erneut bei Sportdeutschland TV live übertragen. Somit standen am Samstag-Mittag die Medaillen-Entscheidungen Recurve-Jugend männlich/weiblich und Compound Damen und Herren an.

Sonntags folgten dann zuerst die Recurve-Junioren männlich/weiblich, und den Schluss bildeten die Damen und Herren mit dem Recurvebogen. Bei den Compound-Herren erreichten vier Schützen am Freitag die magische Marke von 700 Ringen. Bei den Recurve-Senioren wurde sogar ein neuer deutscher Rekord von Herbert Schulze mit 668 Ringen aufgestellt. Während des zweiten Durchgangs der Qualifikationsrunde am Samstag setzte ein starker Regen ein, wodurch viele Schützen nicht mehr an ihre Leistungen aus dem ersten Durchgang anknüpfen konnten und bei den meisten Teilnehmern der zweite Durchgang schlechter war. Besonders hervorzuheben ist, dass die Medaillen-Matches sogar vor Zuschauern ausgetragen werden konnten. Ein Finale vor Publikum auszutragen, das natürlich auch auf die Treffer reagiert und anfeuert oder applaudiert, macht deutlich mehr her. Insbesondere bei der Live-Übertragung sieht es schlichtweg besser aus, wenn Zuschauer zu sehen sind und nicht nur Sportler auf einem leeren Sportplatz oder sogar vor leeren Tribünen. Die Medaillen-Matches sollten auch im Nachhinein weiterhin auf der Website von sportdeutschland.tv abrufbar sein. Somit bleibt festzuhalten, dass eine DM auch unter Pandemie-Bedingungen durchgeführt werden kann. Dies sollte Hoffnung geben für die kommende Hallensaison, dass Wege gefunden werden können, wie vor allem die Meisterschaft en und Bundesligen ausgetragen werden können, aber auch das eine oder andere Hallenturnier stattfinden kann.

Leseprobe aus dem BOGENSPORT MAGAZIN (Ausgabe 5/2021)

Spannende Duelle bei der Compound-Jugend – ein Erlebnisbericht

Nach dem Motto „man trifft sich immer mehrmals im Leben – und insbesondere an der Schießlinie“ stehen in der folgenden Geschichte zwei Jungs im Mittelpunkt, die den Bogensport mit Leidenschaft erleben.

Nach 1,5 Jahren Corona-Pause war es endlich wieder soweit, die Deutschen Meisterschaften des DBSV und des DSB konnten durchgeführt werden.
Viele Vereine hatten in der Pandemie mit Abmeldungen zu kämpfen, viele Kinder und Jugendliche haben das Bogenschießen aufgegeben.
Im Compound-Jugendbereich hingegen entwickelt sich eine Krimireihe an der Schießlinie, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen!

 

Ein Blick zurück

Im Jahr 2017 trafen die beiden heute 15-jährigen Compounder Yanneck Regling und Ruven Flüß bei der Deutschen Meisterschaft des DBSV in Lindenberg zum ersten Mal aufeinander. Ruven erkämpfte sich den ungnädigen 4.Platz, Yanneck als „alter Hase“ (unter anderem 2016, 2017 und 2018 Sieger bei Feld und Wald) konnte seine Silbermedaille des Vorjahres verteidigen.
Auch 2018 waren die beiden recht weit voneinander entfernt – in Dessau holte Yanneck Bronze mit neuem Deutschen Rekord auf 20 m mit 359 Ringen, Ruven landete auf dem 5.Platz.

 

Zweikampf nimmt an Fahrt auf

In der Saison 2019 war die Einleitung zum Krimi beendet, der Zweikampf nahm Fahrt auf:
In der Hallenmeisterschaft in Oberhausen schenkten die beiden Jungschützen sich nichts und kämpften um jeden Ring! Am Ende stand Ruven Flüß zum ersten Mal auf dem Treppchen und wurde Deutscher Meister mit 6 Ringen Vorsprung vor Yanneck Regling.

In Karlsruhe bei der DM im Freien des DBSV wurde es erneut spannend, die Jugendlichen standen nebeneinander an der Schießlinie und gaben alles! Erste Distanz 50 m, Yanneck hatte 7 Ringe Vorsprung. Zweite Distanz 40 m, Ruven verschaffte sich 6 Ringe Vorsprung und Yanneck ging also nur noch mit einem Ring Gesamtvorsprung in den zweiten Tag.

Am zweiten Tag auf 30 m schoss Ruven neuen Deutschen Rekord mit 14 Ringen Vorsprung, die 4. Distanz auf 20 m gewann zwar Yanneck mit 3 Ringen, konnte aber den Vorsprung damit nicht mehr aufholen. Auch der zweite Deutsche Meistertitel 2019 ging somit an Ruven Flüß, Yanneck Regling bekam die zweite Silbermedaille.

 

Vorbereitung während der Pandemie

Die Saison 2020 sollte eine Wiederholung der spannenden Meisterschaften werden. Beide Schützen waren gut vorbereitet für die Hallen-DM und wurden von Corona mächtig ausgebremst. Alle Meisterschaften wurden abgesagt, es folgte ein Hoffen und Bangen, wann es endlich wieder losgehen würde. Wie allseits bekannt, wurden auch sämtliche Meisterschaften im Freien frühzeitig ausgesetzt, die Saison war also gelaufen …. Nein, nicht ganz!

Der DSB legte das Format „Meisterschütze – Du und Dein Verein“ auf. Ruven und Yanneck schlossen sich per WhatsApp kurz, meldeten sich an und trainierten zu Hause für die 50 m Distanz des Fernwettkampfes. Im September trafen die beiden endlich wieder aufeinander, wenn auch bei einem Turnier der anderen Art. Beim „hit or miss“-Prinzip gelangten beide Schützen ins Finale, Yanneck behielt die stärkeren Nerven und holte sich den Titel „Meisterschütze 2020“. Mit einem ordentlichen Preisgeld von 250 Euro für Yanneck und 200 Euro für Ruven war dieses Turnier ein wunderbares Trostpflaster für die verpatzte Saison!

Eigentlich sollte es nun wieder weitergehen mit der Vorbereitung für die Hallensaison 2021, für die die Qualifikation von 2020 anerkannt werden sollte. Wieder machte Corona allen Schützen einen Strich durch die Rechnung, dieses Mal noch schlimmer!

Nicht nur Turniere wurden abgesagt, es folgte ein kompletter Lockdown einschließlich der Schließung aller Trainingsstätten. Viele Sportler haben in der Zeit ihren Bogen an den sprichwörtlichen Nagel gehängt, nicht so unsere beiden Kontrahenten!

Yanneck suchte sich für die kalte Jahreszeit in Strausberg eine Trainingsmöglichkeit bei einem bekannten Gewerbetreibenden und konnte so optimal auf 18 m trainieren. Ruven musste in den heimischen Schuppen ausweichen und konnte nur ein Schießtraining auf 5 m absolvieren. Egal, Hauptsache der Bewegungsablauf wurde weiter trainiert. Mit den ersten schönen Tagen im Frühjahr ging es wieder ins Freie. Im heimischen Garten konnte sich Yanneck so zeitnah auf die Freiluftsaison vorbereiten, Ruven musste auf die offizielle Freigabe der Trainingsstätten im April warten.

 

Zurück in die Normalität

Im Frühsommer 2021 kam dann endlich die erlösende Nachricht: Die Deutschen Meisterschaften im Freien sowohl vom DBSV als auch vom DSB sollten stattfinden!
Der Haken an der Sache: während der DBSV die Ergebnisse der DM 2019 zur Qualifikation anerkannte, musste beim DSB ein offizielles Turnierergebnis gemeldet werden.

Da die beiden im Coronajahr in die Compound-Jugend aufgestiegen sind und es vorher im Compound-Schüler-Bereich keine Meisterschaften des DSB gab, musste Plan B her: Die RuhrGames 2021 in Bochum! Auch hier trafen Yanneck und Ruven also selbstverständlich wieder aufeinander, die Chance wollten sie sich nicht entgehen lassen. Nach so langer Wettkampfpause zeigte Ruven allerdings Nerven, Yanneck holte sich den Titel und verwies Ruven auf Platz zwei.

Auch beim Meisterschützen 2021 sind die Jungen wieder angetreten – jedes Bogen-Event wird zur Zeit mitgenommen. Hier hatte allerdings der Wind beiden Schützen einen Strich durch die Rechnung gemacht, das Finale wurde rein weiblich mit Anna Geller und Mia Sautter ausgetragen.

Dann war es endlich soweit, die Deutschen Meisterschaften des DBSV über 4 Distanzen wurden Ende August in Kleinleipisch ausgetragen! Durch den Altersklassenwechsel ging es am ersten Tag auf 70 m. Ruven und Yanneck schossen ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Legte einer eine 55 vor, schoss der andere sie nach. In der nächsten Passe eine 56, der andere auch. So ging es übrigens über das ganze Turnier, Beobachter dieses Duells ließen ordentlich Nerven und fieberten mit!

Am Ende lag auf 70 m Ruven Flüß 3 Ringe vor, Yanneck auf 60 m 1 Ring und ging somit mit nur noch 2 Ringen Rückstand in den zweiten Tag. Wie eng das ist, muss dem erfahrenen Bogenschützen an der Stelle nicht erklärt werden.

Am zweiten Tag kamen die „Schreckens-50 m“ für Ruven, über die Distanz hatte er gegen Yanneck die letzten 3 Mal bereits das Nachsehen gehabt. Nicht so bei dieser Meisterschaft: Er erkämpfte sich weitere zwei Ringe, dann noch auf 30 m drei und bestätigte mit insgesamt sieben Ringen Vorsprung seinen Titel Deutscher Meister Jugend des DBSV, Yanneck erhielt die Silbermedaille.

Nur zwei Wochen später, am 10 September, durften beide Jungschützen zum ersten Mal bei der Deutschen Meisterschaft in Wiesbaden teilnehmen, eine Doppelrunde auf 50 Meter. In der ersten Hälfte des ersten Durchgangs lagen die jungen Compounder wieder gleichauf, die letzten beiden Passen verwandelte Yanneck Regling aber mit perfekten 59 und 60 Ringen und ging gestärkt in den zweiten Durchgang, den er sich nicht mehr aus der Hand nehmen ließ.
Mit insgesamt 16 Ringen Vorsprung durfte Yanneck oben das Treppchen besteigen und gewann den Titel Deutscher Meister DSB, Ruven Flüß erhielt seine erste Silbermedaille und ist somit Deutscher Vizemeister.

 

Freude am Wiedersehen

Wer nun den Eindruck hat, dass die beiden Jugendlichen schlecht gelaunt und missgünstig nebeneinander an der Schießlinie stehen, der täuscht sich gewaltig! Sie freuen sich bei jedem Event, sich endlich wieder zu sehen. Es wird gequatscht, gelacht und natürlich gefachsimpelt. Es besteht Kontakt zwischen den Familien, um sich über mögliche Turniere abzusprechen und Fotos auszutauschen.

Natürlich ist es toll, wenn das eigene Kind Gold gewinnt – aber die Jungen sind so ebenbürtig und gut am Bogen, dass es eine Freude ist zuzuschauen, dem Tagesbesseren wird der Sieg von Herzen gegönnt. Vielleicht werden die Beiden irgendwann gemeinsam und nicht gegeneinander antreten, mal schauen, was die Zukunft bringt. Vom Bogenschießen kann sie aber sicherlich Niemand abhalten, das hat Corona auch nicht geschafft!

 

Erfolge in der Übersicht

Yanneck Regling Ruven Flüß
2016 2. Platz im Freien DBSV 2016 Keine Teilnahme
2017 2. Platz im Freien DBSV 2017 4. Platz im Freien DBSV
2018 3. Platz im Freien DBSV 2018 5. Platz im Freien DBSV
2019 2. Platz Halle DBSV 2019 1. Platz Halle DBSV – DM Titel
2019 2. Platz im Freien DBSV 2019 1. Platz im Freien DBSV – DM Titel
2020 1. Platz Meisterschütze 2020 2. Platz Meisterschütze
2021 1. Platz RuhrGames 2021 2. Platz Ruhr Games
2021 2. Platz im Freien DBSV 2021 1. Platz im Freien DBSV – DM Titel
2021 1. Platz im Freien DSB – DM Titel 2021 2. Platz im Freien DSB
Deutscher Rekord über 20m im Freien U12 Deutscher Rekord über 50m im Freien U14
Deutscher Rekord über 30m im Freien U14

Text: Sandra Flüß und Doreen Schmidt
Fotos: privat, DSB/sportdeutschland.tv

Randnotiz aus Tokio (Teil 3): Paralympische Spiele sind ein besonderes Sportereignis

Von Andreas Lorenz |
Als „Mann vor Ort“ wirft Andreas Lorenz für das BSM einen Blick hinter die Kulissen

Nun bin ich das zweite Mal binnen weniger Wochen in Tokyo. Nach den Olympischen Sommerspielen folgen die Paralympischen Sommerspiele. Heute war die Eröffnungsfeier.

Logischerweise gibt es Synergien, dennoch sind die Paralympics verschieden. Jeder Bezug zu den Olympischen Ringen ist in den Transitions-Wochen gelöscht worden. Denn das Markenzeichen der Paralympics sind die „Agitos“. Nicht nur das, auch das Logo von Tokyo 2020 ist unterschiedlich – und irgendwie doch gleich. Denn sowohl im Olympischen wie auch im Paralympischen Logo sind die gleiche Anzahl an Rechtecken vertreten, nur in einer unterschiedlichen Bildfolge, aber dennoch in einem kreisförmigen Gebilde. Den Athleten hier schert es wenig: ob als Paralympische Athleten und nicht als olympische Athleten betrachtet. Sie sind alle hier um Gold zu holen.

 

 

Wichtig ist, wir (die Organisatoren) führen alles gleich durch und halten dieselben Abläufe ein, wie bei den Olympischen Spielen. Die Arbeitsabläufe der vergangenen Wochen fühlen sich gewohnt an, trotz meiner zwischenzeitlichen Abwesenheit. Meine Kollegen blieben alle in Japan, ich habe trotz Covid-Beschränkungen beschlossen, zweieinhalb Wochen heim zu fahren. Aber als ich wieder auf dem Sportgelände ankam, war es, als ob ich nicht weg gewesen wäre – mit Ausnahme der „Agitos“, die die Olympischen Ringen ersetzt haben: Sie sind nun überall sichtbar und erinnern mich daran, dass ich bei den Paralympics bin.

Einen Unterschied merke ich. Die Athleten – die meisten – haben ein Funkeln in den Augen, man merkt denen an, dass sie dieses Event genießen, dass sie die Bemühungen aller Mitarbeiter und Volontäre schätzen und dass sie bereit sind, ihr Bestes zu geben.

Ich spreche mit vielen von Ihnen: Alle haben ihre Geschichten, die meisten erzählen sie gerne. Wer 2015 in Donaueschingen bei der PARA-Weltmeisterschaft als Zuschauer dabei war oder in denen Tagen die Tageszeitung gelesen hat, weiß, dass es einen armlosen Schützen aus den USA gibt, Matt Stutzman. Sie lesen richtig, armlos und Bogenschütze!!
Heute habe ich mit ihm gesprochen und er sagte mir: „Andreas, weißt du, dass es ein Novum bei diesen Paralympics gibt?“ Ich habe ihn gefragt „welches?“. “Wir sind zwei armlose Schützen, ich mache Schule, ich gebe anderen Perspektiven, Ziele!“. Wie wahr! Die Paralympics sollen uns allen zeigen, was Menschen imstande sind zu erreichen, mit ihrem Willen und mit der Hilfe und Unterstützung ihrer Lieben, der Gemeinschaft, des Sports.

Es stehen Schützen aus Afghanistan und Irak nebeneinander, Ukraine und RPC (Russisches Paralympisches Komitee, da man nicht Russland sagen darf!!!), China und Taipeh,… und unzählige andere Staaten, die politisch auseinandergedriftet sind. Hier sind sie alle wieder vereint unter dem Dach des Sports.

Das sind meine fünften Olympischen Spiele und die Paralympics sind etwas Besonderes, vor allem wegen der Menschen, die daran teilnehmen!
Der Olympische Gedanke lebt.

Sport ist Leben. Sport ist Gemeinschaft. Sport ist Inklusion.

Die Niederlage akzeptieren und für den Rest des Jahres 2021 neu starten

Dieser Blog wurde von Audrey Adiceom geschrieben und bietet Einblicke in ihr Leben als Bogenschützin in der französischen Nationalmannschaft.
(Leseprobe aus dem BOGENSPORT MAGAZIN Ausgabe 4/2021)

Wenn man ein internationaler Athlet ist und das Glück hat, an einer olympischen Sportart teilzunehmen, ist der ultimative Traum – der heilige Gral von allen – eine olympische Medaille. Vor etwas mehr als einem Jahr, im Februar 2020, begann dieser Traum Gestalt anzunehmen. Ich beendete das olympische Auswahlverfahren als Zweitplatzierte, was es mir ermöglichte, der französischen Nationalmannschaft beizutreten. Unser Team versuchte, Quotenplätze für die Olympischen Spiele in Tokio zu gewinnen.

Und dann kam COVID-19. Wie ich in meinen vorherigen Blogs erklärt habe, hatte ich das große Glück, mit meinen Teamkollegen weiter trainieren und meine Batterien aufladen zu können, bevor ich im Juli 2020 zum INSEP, dem nationalen Sportzentrum in Paris, zurückkehrte. Ein paar Monate später, im Januar 2021, fand die erste Trial-Etappe in Vittel statt. Auf dem Programm: eine Rangliste mit 72 Pfeilen auf 70 Meter, gefolgt von einer Runde, die aus 30 Sätzen mit drei Pfeilen bestand – und dann einige Ausscheidungsturniere.

In der ersten Qualifikationsphase habe ich deutlich verloren, was mich von Anfang an ziemlich weit unten in der Rangliste platzierte. Ich arbeite viel an meiner mentalen Verfassung mit einem Psychologen und einem Mentaltrainer. Leider waren alle Werkzeuge, die ich in den letzten Jahren entwickelt hatte, nicht effektiv. Sie im Training anzuwenden ist eine Sache. Sie im Wettkampf zu validieren ist eine andere.

 

„Nach all den Tagen des Zweifelns, Fragens und Bangens hatte ich es geschafft, den Kampfmodus zu aktivieren, denich so sehr liebe, und ich hatte nur eine Idee im Kopf: die maximale Zehn zu treffen.“

Die nächsten paar Tage waren die längsten meines Lebens. Ich hatte ein Gefühl der Frustration in meinem Magen und empfand mich völlig verloren. Ich begann meine Wünsche zu reflektieren, den Platz des Sports in meinem Leben, was ich suche und was ich am Bogenschießen mag, wo ich in meinem persönlichen und beruflichen Leben stehe und wo ich hinwill. Das erlaubte mir, einen Neustart zu machen und die Dinge in meinem Kopf an ihren richtigen Platz zu stellen.

Anfang März richtete der französische Bogensportverband eine zehntägige Phase für Elite-Bogenschützen ein, bei der alle Athleten, die noch am Auswahlverfahren teilnahmen, mit den Nationaltrainern zusammenkamen. Diese Phase sollte die letzten Schritte des Trial-Prozesses beinhalten.

In Bezug auf das Gesundheitsmanagement verlief alles nach den Regeln. Wir waren alle sehr vorsichtig. Am Ende dieser Phase begannen die letzten zwei Tage der Selektion. Wir sollten Ranglistenrunden, Match-Bracket-Turniere und sieben Pool-Matches schießen. Mein Niveau in der Qualifikation war etwas besser als im Vormonat, aber immer noch nur ein Durchschnitt von 645 Ringen. Dies erlaubte mir nicht, in der Rangliste aufzusteigen. Nur dank der Wettkämpfe des zweiten Tages konnte ich mich auf den fünften Platz schleichen. In der Endabrechnung ging es von Platz vier bis Platz sieben sehr eng zu.

In den letzten Matches des Nachmittags passierte etwas sehr Starkes. Zu diesem Zeitpunkt des Wettkampfs war es für mich unmöglich, Drittplatzierte zu werden und es in die Olympiamannschaft zu schaffen. Aber wenn ich unter die ersten sechs käme, wäre ich Teil des Olympiakaders und könnte an Veranstaltungen wie dem European Grand Prix und einigen Etappen des Hyundai Archery World Cups teilnehmen.

„Ich werde alles tun, was ich kann, um sicherzustellen, dass mein Beitrag einen positiven Einfluss auf die Gruppe hat.“

Ich musste also meine beste Leistung bringen, um die letzten drei Wettkämpfe des Wettbewerbs (Viertel-, Halb- und Finale) zu gewinnen. Nach all den Tagen des Zweifelns, Fragens und Bangens hatte ich es geschafft, den Kampfmodus zu aktivieren, den ich so sehr liebe, und ich hatte nur eine Idee im Kopf: die maximale Zehn zu treffen. Pfeil um Pfeil zwischen mir und dem Ziel, um die maximale Ringzahl zu erreichen. Mein Schießen war solide, und mein Geist war im Hier und Jetzt.

Mir wurde aber auch klar, dass ich mit meiner aktuellen Leistung nicht zu den drei Frauen zählen würde, die eine Olympia-Quote für Tokio erreichen. Trotzdem ist es ein tolles Gefühl, Teil des Kaders zu sein. Ich werde alles tun, was ich kann, um sicherzustellen, dass mein Beitrag einen positiven Einfluss auf die Gruppe hat.

Wenn ich es auf den Punkt bringen soll, ist es so, als würde ich seit Jahren in der ersten Klasse im Hochgeschwindigkeitszug zu den Olympischen Spielen in Tokio sitzen, aber seit März bin ich in der zweiten Klasse. Ich habe zwei Möglichkeiten. Die erste wäre, mich auf die Tatsache zu konzentrieren, dass ich meinen Sitz nicht mehr herunterklappen kann, um meine Beine und meinen Rücken auszustrecken, dass ich nicht mehr Zugang zu bestimmten Privilegien habe, dass das Licht anders ist und die Fenster kleiner sind. Aber ich entscheide mich lieber für Letzteres: Ich konzentriere mich darauf, dass mein Zug durch Tokio fährt, nicht unbedingt einen Zwischenstopp einlegt, sondern seine Reise nach Paris 2024 und sogar Los Angeles 2028 fortsetzt.

Und nun, wie sieht der Plan für den Rest der Saison aus? Ich war bei den ersten beiden Grand Prix in Porec (635 Punkte in der Qualifikation und Platz 33 zum Ende des Wettkampfes) und Antalya (647 Punkte und Platz 17 am Ende). Es gab eine Menge guter Dinge, an die ich mich erinnern kann, auch wenn die Leistung nicht immer da war. Es war wirklich verrückt, wieder auf Wettkämpfen schießen zu können, und noch dazu auf einem internationalen! In Porec wurde mir klar, was für ein Glück ich hatte, dass ich mit den anderen internationalen Bogenschützen dort war – dass ich das Bogenschießen dort wieder aufnehmen konnte, wo wir aufgehört hatten – während ich in Frankreich nicht nach Hause zu meinen Eltern fahren durfte (die nicht in der gleichen Region wohnen).

Ich erlebe diese internationalen Wettkämpfe in vollen Zügen, genieße jedes Detail: das Trikot der französischen Mannschaft zu tragen, alle Ziele aufgereiht zu sehen, zwei Bögen aufzustellen, den Nervenkitzel der Pfeile zu spüren und all die intensiven Emotionen zu erleben, die uns der Bogensport bietet. Ich bleibe im Training sehr motiviert. Ich habe viele mentale, technische und physische Punkte, an denen ich Fortschritte machen möchte.

„Ich konzentriere mich darauf, dass mein Zug durch Tokio fährt, nicht unbedingt einen Zwischenstopp einlegt, sondern seine Reise nach Paris 2024 und sogar Los Angeles 2028 fortsetzt.“

Im Moment geht es mir darum, solide und effizient zu schießen. Mit meinem Trainer konnte ich bestimmte technische Punkte nachjustieren, so dass ich stabiler im Kontakt und präziser im Ziel bin. Ich mache weiterhin Krafttraining und Cardio-Einheiten mit dem Trainer des Zentrums. Das ist die Zeit des Tages, um meinen Kopf freizubekommen und meine Muskeln zu stärken.

Was meine mentale Verfassung angeht, so arbeite ich im Training während Konfrontationssituationen und mit meinem Mentaltrainer und Psychologen daran. Ich kann heute sagen, dass mein fünfter Platz bei den National Trials nicht das Ende meines olympischen Traums ist, sondern ein Schritt auf dem Weg zu Leistung und Erfüllung in meinem Sport. Jetzt geht es für mich zum Veronica’s Cup und zum Hyundai Archery World Cup in Lausanne!

Quelle: www.worldarchery.sport/tags/audreys-blog
Bilder: Audrey Adiceom

Das Zeit-Management der Profis

von Anna Lena Gangluff
Leseprobe aus dem BOGENSPORT MAGAZIN Ausgabe 3/2021

7 Uhr am Morgen. Der Wecker klingelt. Für viele von uns beginnt der Tag morgens recht früh. Wir stehen auf, starten mit einem Kaffee in den Tag, frühstücken eine Kleinigkeit und ab zur Arbeit. Wir gehen für einige Stunden unserem Beruf nach, mittags gibt es eine Pause. Am Abend kommen wir oft erschöpft nach Hause, und während wir uns einfach nur noch ausruhen wollen, fällt uns ein: Ich wollte eigentlich noch trainieren!

In diesem Artikel erzählen uns drei bekannte Bogenschützen von ihrem Beruf, ihrem Alltag, und wie sie das Ganze noch mit dem Training verbinden können. Und sie geben wertvolle Tipps, die uns dabei helfen können, unseren eigenen Tagesablauf besser zu strukturieren.

Den Start macht der Nationalkaderathlet Max Weckmüller. Er ist seit dem 1. November 2020 Berufssportler bei der Bundeswehr. Nebenbei studiert er auch noch Maschinenbau an der Universität Kassel, mit seinem Studium pausiert er aber seit der WM-Saison 2019. Zwar konnte er im letzten Jahr durch die Turnierabsagen wieder teilweise sein Studium aufnehmen, ein Vollzeitstudium passte aber noch immer nicht in den Zeitplan des ambitionierten Sportlers. Das wäre erst nach Olympia wieder eine Option. Aktuell kann er also in Vollzeit als Sportler aktiv sein, was optimal für seine Vorbereitung auf die Olympischen Spiele ist. Denn momentan haben die deutschen Männer noch keinen Quotenplatz. Sollten sie aber noch einen oder sogar mehrere Plätze für sich gewinnen, hat Max gute Chancen, in Tokio für das deutsche Team an den Start zu gehen.

Optimale Trainingsvoraussetzungen werden ihm von der Bundeswehr geboten, bei der er nur einmal im Monat in der Kaserne vor Ort sein muss. Die restliche Zeit steht ihm frei zur Verfügung, und er kann somit optimal seinen Trainingsplan abarbeiten. Solche Arbeitsplätze nennt man Sportförderstellen. Gerade die Bundeswehr zeigt sich als wichtiger Unterstützer von deutschen Sportlern. Spitzensport zeichnet sich vor allem durch einen hohen gesellschaftspolitischen Wert, aber auch in gesundheitlicher und sozialer Hinsicht aus. Deshalb hat es sich die Bundeswehr zum Ziel gemacht, dass Sportler und Sportlerinnen als Vorbilder und Botschafter ihrer Sportarten wahrgenommen werden.

Wer sich für die Förderung entscheidet, gilt als sogenannter Berufssoldat. Über 850 Stellen hat die Bundeswehr geschaffen, um Sportler zu unterstützen. Und die Zahlen sprechen für sich: Seit 1964 wurden 304 olympische Medaillen von Sportsoldaten errungen.

Ein wenig anders lief es für seine Kaderkollegin Kathi Bauer. Sie hat sich im Jahr 2015 für eine Ausbildung als Sozialversicherungsfachangestellte entschieden. Sie wählte dafür die Krankenkasse der DAK-Gesundheit aus. Während ihrer Ausbildungszeit musste sie mit dem aktiven Bogensport pausieren, da wegen des hohen zeitlichen Aufwands für Lernen und Berufsschule keine Zeit blieb. Dadurch schaffte sie es aber, ihre eigentliche Ausbildungsdauer zu verkürzen. Für sie war danach klar: Entweder kann sie sich mit ihrem Arbeitgeber einigen und eine Lösung finden, um neben der Arbeit als Sportlerin aktiv zu sein, oder sie muss sich einen anderen Job suchen. Sie suchte das Gespräch, und die Krankenkasse garantierte der jungen Bogenschützin volle Unterstützung.

Für Kathi Bauer wurde ein leistungssportfreundlicher Arbeitsplatz geschaffen, bei dem sie verkürzte und vor allem die benötigten flexiblen Arbeitszeiten bekommt, die sie braucht. So kann sie problemlos an Trainingslagern und Wettkämpfen teilnehmen. Zusätzlich ist sie frei von der Urlaubsplanung und kann, wie viele von uns, seit Covid-19 im Homeoffice arbeiten. Das kommt ihrem engen Tagesablauf nochmal zugute, denn sie spart sich den Weg zur Arbeit. Insgesamt arbeitet sie trotzdem etwa 25 bis 30 Stunden pro Woche neben ihrem intensiven Training zur Olympiavorbereitung.

Der Dritte im Bunde ist der Bundesligaschütze Lukas Winkelmeyer. Dieser ist seit einigen Jahren fester Bestandteil des Teams Sherwood BSC Herne, das in der 1. Bundesliga Nord an den Start geht. Sein Berufsweg unterscheidet sich stark von den bisherigen, da er kein Kaderathlet ist. Als Schütze in der 1. Bundesliga muss er aber dennoch, vor allem während der Hallensaison, viel trainieren, um gute Leistungen an den Wettkampftagen zu erzielen. Dabei muss er nicht das hohe wöchentliche Trainingspensum wie beispielsweise Bauer oder Weckmüller erfüllen, weshalb er mehr Zeit in seinen Job investieren kann. Lukas ist gelernter Koch und stellvertretender Betriebsleiter der Hauptmensa des Studierendenwerks Dortmund. Mittlerweile funktioniert das Zusammenspiel von Beruf und Job für ihn sehr gut, da seine Arbeitszeiten, täglich etwa acht Stunden, sich sehr familien- und hobbyfreundlich gestalten lassen. In seinem vorherigen Beruf in der freien Gastronomie war dies viel schwieriger, beinahe kaum umsetzbar. Bevor er in der Gastronomie arbeitete, war Winkelmeyer bei der Bundeswehr tätig. Allerdings handelte es sich nicht um eine Sportförderstelle, wie beispielsweise bei Max Weckmüller. Wegen der langen Arbeitszeiten, auch an Wochenenden, und Aufenthalten im Ausland, wie beispielsweise für 15 Monate auf Sardinien, war es zu dieser Zeit für ihn kaum möglich zu trainieren. Ebenso wenig konnte er an Turnieren teilnehmen. Für ihn kam der Wendepunkt mit seiner Entscheidung, seine Leidenschaft zum Kochen als Beruf auszuüben.

Foto: Volker Wiciok

Neben unserem täglichen Job wollen wir möglichst viel Zeit in unser geliebtes Hobby, den Bogensport, investieren. Daher verraten uns die Schützen ihre Geheimnisse, damit die Tagesplanung auch funktioniert.

1. Erfahrungen nutzen
Da Max Weckmüller bereits durch seinen Arbeitgeber viele Freiheiten hat, lautet sein entscheidender Tipp zur Planung, vor allem der des Trainings, sich nach seinem Gefühl zu orientieren. „Ich kann mich nach dem richten, was ich in den letzten Jahren gelernt habe“, sagte Max. Gerade durch gesammelte Erfahrungen weiß er, wann an welchen Aspekten im Training gearbeitet werden sollte. Wenn der Sportler einmal nicht weiter weiß, fragt er seinen Trainer um Rat. Ein weiterer Tipp von ihm ist Spontanität. Man sollte auf sich selbst hören und entscheiden, wie man sich an dem Tag fühlt. Hat man einen schlechten Tag, an dem nichts passt oder funktioniert, sollte man auch nichts erzwingen. Das kann zu Frustration führen. Erwischt man aber einen sehr guten Tag, an dem alles stimmt, kann man dies immer nutzen, um auch mal mehr zu machen, als man sich an diesem Tag ursprünglich vorgenommen hat.

2. Standortwahl
Auch von Lukas Winkelmeyer kommt ein Hinweis, den viele oft übersehen: die Standortwahl. Natürlich wissen wir alle, dass es nicht jeden Job mal eben an jeder Ecke gibt, aber trotzdem lohnt es sich, hier drüber nachzudenken. „Mein Arbeitsplatz liegt nur fünf Minuten von dem Trainingsplatz in Dortmund entfernt“, erzählt Lukas. Weil natürlich nicht jeder in dieser Position ist und sein kann, kann man sich aber trotzdem Gedanken darüber machen, ob man sich nicht eine Trainingsmöglichkeit zu Hause einrichten kann. Viele Schützen haben zu Hause eine Scheibe, was ihnen Flexibilität in ihrer Planung bietet. Auch wenn man sehr lange Strecken zu seinem Arbeitsplatz fahren muss, lohnt es sich, mal zu schauen, ob auf dem Weg nicht zufällig ein Verein mit Trainingsgelände liegt, bei dem man als Gastschütze ab und zu nach der Arbeit vorbeischauen kann. Darüber hinaus bieten auch einige Bogenläden die Möglichkeit, vor Ort zu trainieren. Es muss also nicht immer der eine, ganz bestimmte Ort sein.

3. Prioritäten setzen
Der dritte Ratschlag für eine gelungene Planung und Struktur im Alltag kommt von Kathi Bauer, denn sie plant bereits an Wochenenden ihre kommenden Wochen. Dabei spielen zum Beispiel Aspekte wie der Wetterbericht der kommenden Tage eine Rolle. Basierend auf ihren Vorhaben legt sie Prioritäten fest. Da sie mit einem festgelegten Trainingsplan trainiert, so wie Max, nimmt dieser natürlich auch einen großen Anteil ihrer Planung ein. Muss sie beispielsweise in der kommenden Woche viele Pfeile schießen, lautet Prio A: Schießen. Prio B wäre dann zum Beispiel Krafttraining, gefolgt von Ausdauertraining. Eine ganz wichtige Priorität von Katharina, die sich jeder zu Herzen nehmen sollte, ist „me-time“. Gerade in der heutigen Zeit dreht sich unser ganzer Tag um den Job, vielleicht auch um unsere Kinder, die Leute um uns herum, und bei all dem Trubel vergessen wir ganz oft die wichtigste Person: nämlich uns selbst. Eine bewusste Auszeit für sich selbst nehmen und diese so gestalten, dass man sich entspannen und Kraft tanken kann, wird von vielen unterschätzt und vernachlässigt. Das können zum Beispiel drei Stunden am Tag sein, die man sich bewusst nimmt, um ein Buch zu lesen. Katharina Bauer nennt als Beispiel, abends was mit Freunden zu unternehmen. „Wenn ich an drei Tagen als höchste Prio Schießen habe, nutze ich den vierten Tag für mich persönlich und plane als Prio me-time. Ich plane, mich abends mit Freunden zu treffen, und dementsprechend muss das Training bis dann auch fertig sein“, erklärte sie.

4. Bewusste Pausen
Vor allem durch die Corona-Pandemie wurde unser oft stressiger und hektischer Alltag schon entschleunigt, wenn auch ungewollt. Trotzdem zeigen Studien, dass viele Menschen zunehmend das Gefühl haben, zu wenig Zeit zu haben. Natürlich sollte man seine Ziele verfolgen und Zeit investieren, aber dennoch sollte man eine Balance finden. Bei vielen verschwimmen nämlich die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. Sei es dann mal der kleine Luxus, für eine Stunde sein Handy auszuschalten, nicht 24/7 erreichbar zu sein und sich eine Pause zu gönnen. Bei einigen löst das Wort „Pause“ oft schon eine Art Panik aus, denn sie haben ja doch noch so viel zu tun, und der Tag hat nur 24 Stunden. Aber: Pausen sind enorm wichtig. Verzichtet man auf sie, wird man unkonzentriert, und Fehler unterlaufen. Dies hat dann zur Folge, dass man noch mehr Zeit aufwenden muss, um die Fehler wieder zu korrigieren. Man erkennt einen deutlichen Teufelskreis. Dabei können bereits kleine Pausen, wie mal vom Schreibtisch aufstehen, um einen Kaffee zu kochen, oder zwischen Meetings und Terminen mal eine Runde um den Block gehen, helfen, um neue Kraft zu sammeln.

5. To-Do-Listen
Gerade für die, denen es schwerfällt, ihren Alltag, ihre Aufgaben und ihre Termine zu planen und zu koordinieren, oder für die, die damit anfangen wollen, noch ein alter, aber sehr bewährter Tipp von mir: To-Do-Listen. Und dazu gehört nicht nur, sich Gedanken zu machen über alles, was ansteht, was man erledigen will oder muss, sondern diese Gedanken auch wirklich aufzuschreiben. Das entlastet den Kopf, und man kann auch nichts vergessen. Größere Projekte sollte man in kleinere Schritte aufteilen, und auch die bereits angesprochene Zeit für sich selbst gehört unbedingt auf diese Liste. Man kann solche Listen auf dem Smartphone erstellen oder handschriftlich auf Zetteln, in Notizbüchern oder direkt im Kalender. Einen kleinen Vorteil bieten die analogen Listen nämlich: Man kann ganz bewusst abhaken oder durchstreichen, was man erledigt hat. Dadurch macht man seinen eigenen Fortschritt sichtbar, und gleichzeitig motiviert es einen, denn man bekommt das Gefühl vermittelt von „Ich habe etwas geschafft“. Beachten sollte man aber immer: realistische Ziele setzen. Nimmt man sich zu viel vor und scheitert dann daran, ist das viel schlechter für uns und unsere Stimmung, als wenn wir in kleinen Schritten nach und nach Erfolge erzielen.

Motivation sollte hier immer beachtet werden. Unsere Schützen liefern auch hier wertvolle Tipps zur Anregung.

1. Mit Freunden trainieren und gemeinsame Ziele verfolgen
Gerade für Lukas Winkelmeyer ist es motivierend, nach einem langen Arbeitstag nochmal zum Training zu fahren. „Nach der Arbeit ist es für mich definitiv Entspannung“, erzählt er, „gerade im Sommer in kurzer Hose die Sonne zu genießen ist einfach perfekt.“ Winkelmeyer beschreibt aber auch etwas, was viele von uns kennen, nämlich den Wechsel von der sonnigen Außensaison in die Hallensaison. „Gerade im Winter, der dunklen Jahreszeit, sieht das schon anders aus mit der Motivation.“ Hier ist es aber wichtig, persönliche Ziele zu setzen, wie er uns verrät. Bei Lukas ist das Ziel, das ihn in den Wintermonaten motiviert, die Bundesliga. Gerade im Team motivieren die Schützen sich gegenseitig. Er scherzt: „Gerade gegen ein schönes Training mit Carlo Schmitz kann man nichts sagen.“ Beide sind enge Freunde und vertreten zusammen Sherwood BSC Herne an der Schießlinie. Neben klaren Zielen, die man sich setzt, sind auch also die Leute, die einem dabei helfen, diese zu erreichen, wichtig. Vor allem Freundschaften im Sport wirken sich positiv auf unsere Motivation aus. Obwohl Bogensport ein Einzelsport ist, sollte man auch Phasen in sein Training einbauen, in denen man nicht nur alleine schießt, denn mit Gleichgesinnten überwindet man seinen inneren Schweinehund direkt viel besser.

2. Begeistert euch durch Abwechslung
„Spaß haben!“, lautet der eindeutige Tipp von Max Weckmüller. Gerade wenn man Probleme hat, sich zu motivieren, tut Abwechslung gut und fördert den Spaßfaktor. Als Beispiel nennt Max einen Wechsel der Bögen. Wenn man Recurve schießt, darauf aber einfach mal keine Lust hat, kann man im Training einfach mal für einen Tag zum Compoundbogen wechseln. Natürlich sofern man die Möglichkeit und die Mittel hat. Eine andere Art der Abwechslung wäre es auch mal, auf einem Parcours zu schießen oder auf andere Auflagen. Solche Kleinigkeiten verhelfen einem schon aus seinem Trott heraus. Die Motivation ergibt sich dann wieder von alleine, und man kann wieder an sein normales Training anknüpfen.

3. Sportkleidung
Ein Ratschlag von Kathi Bauer, bei dem ich ihr zu 100 Prozent zustimmen muss, ist es, gerade wenn man im Homeoffice ist, schon vorher Sportkleidung anzuziehen. Wenn man die Kleidung schon trägt, überwindet man sich viel leichter, sich nach der Arbeit nochmal sportlich zu betätigen. Gerade neue Sportkleidung schreit danach, „eingeweiht“ und benutzt zu werden.

4. Klare Ziele definieren und verfolgen
„Warum mache ich es denn?“, ist eine sehr gute Frage, die Kathi sich nach langen Arbeitstagen stellt. „Ich möchte ja auch was erreichen, und das erreiche ich natürlich nur, wenn ich viel mache oder mehr mache als die andern.“ Sich also immer mal wieder die eigenen Ziele verdeutlichen, regt neben dem eigenen Kampfgeist auch die Motivation an. Auch Max Weckmüller und Lukas Winkelmeyer stimmen diesem Punkt zu. „Wettkämpfe können langfristige Ziele für die eigene Trainingsgestaltung sein. Man hat ein klares Ziel, auf das man hinarbeiten kann“, fügt Max hinzu. Dabei variiert er mit seinen Zielen: Fühlt er sich an einem Tag richtig gut, setzt er sich ein höheres Ziel im Training, eine bestimmte Ringzahl, und solange diese nicht erreicht ist, kann er nicht nach Hause gehen. Er betont aber auch, dass gerade solche Ziele realistisch sein müssen. „Die Ziele sollten auch nicht zu leicht sein, dass man sie mal eben aus den Ärmeln geschüttelt schafft. Es muss schon was sein, wofür man arbeiten muss. Gerade dann bringen Ziele sehr viel Positives“, ergänzt er. Kathi Bauer hat noch ein richtig gutes Konzept, das jeder von uns im Training umsetzen kann: „Pro Woche setze ich gerne zwei kurzfristige Ziele. Erst ein etwas niedrigeres Ergebnis und das zweite höher, damit ich ein Erfolgserlebnis habe, wenn ich das eine schaffe und auf das zweite Ergebnis zusteuere.“

Mit diesem spannenden Einblick haben wir gesehen, wie Sportler Beruf und Sport vereinbaren können und was für tolle Förderkonzepte manche Arbeitgeber ermöglichen. So mancher Leser schafft es mit den Tipps und Tricks bestimmt auch, sich nach einem langen Tag nochmal für das Training zu begeistern.

Sehenswert: Die DAK-Gesundheit hat mit Kathi Bauer bereits mehrere Videos gedreht, eins davon zeigt ihr Leben zwischen Profisport und Karriere. Schaut doch direkt mal rein:
https://www.dak.de/dak/darum-zu-uns/bogenschuetzin-katharina-bauer-2380110.html#/

Randnotiz aus Tokio (Teil 2): Es ist doch alles so einfach, oder?

Von Andreas Lorenz |
Als „Mann vor Ort“ wirft Andreas Lorenz für das BSM einen Blick hinter die Kulissen

Die Olympischen Spiele in Tokyo haben begonnen, die ersten Medaillen wurden vergeben.

Die Pandemie bestimmt das tägliche Leben. Jeder muss sich täglich beim Gesundheitsamt (die sogenannte OCHA Applikation) melden und ist dadurch im COCOA Ortungssystem jederzeit aufspürbar, wegen eventueller Kreuzkontakte. So muss jeder ein Smartphone bei sich haben, wenn er Teil der Olympischen Spiele sein will.

Man ist jederzeit unter Kontrolle, so werden positive Fälle definitiv begrenzt. Bis nächsten Donnerstag lebe ich immer noch in einer Soft-Quarantäne, habe aber das Glück, dass mein Quartier direkt am Bogenplatz ist, meinem Arbeitsplatz. Ich muss deshalb kein Taxi nehmen, wie andere Kollegen: eine Person pro Taxi! Öffentliche Transportmittel sind nicht erlaubt für Athleten und Funktionäre. Da der Arbeitstag von sieben Uhr morgens bis meist 21.00 Uhr geht, wären bis zu einer Stunde pro Weg im Taxi doch eine Tortur. Soft-Quarantäne bedeutet im Prinzip nur, dass ich nichts ausserhalb der „Bogenmauern“ sehe.

Schlimm ist die eintönige Verpflegung. Seit zehn Tagen esse ich fast nur Bento-Boxen: Das sind vorgefertigte Essensboxen mit japanischen Spezialitäten, die man – im besten Fall – aufwärmen kann. Frühstück, Mittagessen und Abendessen – nur Bento-Boxen. Seit die Spiele begonnen haben, können wir auch die Lounge der VIP-Gäste besuchen, abends. Da gibt es immer ausreichend leckeres Essen, also eine kleine Verbesserung. Den Athleten im Olympischen Dorf geht es viel besser: Sie können fast rund um die Uhr in einem der zahlreichen Restaurants essen, mit Speisen aller Art.

Gestern und vorgestern gab es dann endlich die ersten Medaillen, sogar die Bronzemedaille für die deutschen Bogenmädels, und ich war dabei – wie immer im Bogensport. Ich habe auch unsere Schützinnen durch die Presse- und TV-Zone, die sogenannte Mixed-Zone, dann zur Siegerehrung und schlussendlich zur Pressekonferenz geführt. Nach Silber im Einzel in Rio, nun Bronze mit der Mannschaft!

Für mich war interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Maskenpflicht bei Interviews von Land zu Land gehandhabt wird. Im Olympischen Corona-Regelwerk wird generell die Maske vorgeschrieben, außer beim Essen, Trinken, Schlafen und Interviews im Freien mit mindestens 1,5 Meter Abstand. Der DOSB schreibt vor, die Interviews mit Maske durchzuführen, einige andere Nationalen Olympischen Komitees lassen es den Athleten frei, die meisten informieren ihre Athleten nicht einmal. So war es gestern ein riesiges Kuddelmuddel in der Mixed Zone und die meisten Athleten wussten nicht, was sie machen sollten und behielten im Zweifelsfall die Maske auf. Schade! Denn mit dem gegebenen Abstand sollte man ein Interview ohne Maske machen können. Und die paar Minuten Ruhm sollte man ohne Maske genießen können.

Ein letzter Splitter: Tokio erwartet im Laufe des Tages einen Wirbelsturm … – bin mal gespannt, wie dieser sich auswirken wird. Bogensport ist im Freien und ein Turnier kann – in der Regel – nur unterbrochen werden, wenn es blitzt. Aber es werden bis zu 140 km/h Wind erwartet… mal sehen!

Ich bin definitiv zu einem Schluss gekommen. Diese Spiele könnten von wenigen Ländern der Welt so gut organisiert werden, wie hier in Japan: Deren Mentalität, deren Bereitschaft zu arbeiten, deren Gastfreundschaft sind phänomenal.

Randnotiz aus Tokio (Teil 1): Absolute Kontrolle und doch ein Positiver?

Von Andreas Lorenz |
Als „Mann vor Ort“ wirft Andreas Lorenz für das BSM einen Blick hinter die Kulissen

Meine Olympische Reise nach Tokyo Haneda hat am Flughafen Frankfurt begonnen …. Obwohl, das stimmt so nicht!
Die Vorbereitungen waren umfangreich, denn dank CORONA-Maßnahmen waren zwei negative PCR Tests bei einem der wenigen deutschlandweiten zugelassenen Labore vor der Abreise nötig, maximal 96 und 72 Stunden alt!

Es war vorgegeben, sich in den zwei Tracking Apps zu registrieren: „OCHA“ für alle Einreisende und „COCOA“, für alle, die sich in Japan aufhalten. Tracking App und Pflicht: das wurde in Europa und Deutschland heiß diskutiert, ist in Asien aber völlig normal. Für mich kein Problem, denn jede Maßnahme ist meiner Ansicht nach gerechtfertigt, um die Pandemie einzudämmen.
„Ich bin voll geimpft!“ – Fehlanzeige, keine Erleichterungen!

Also ich fliege los und lande nach 11 Stunden in Haneda Airport. Einreiseformalitäten sind bestens organisiert: man wird durch die Olympische Einwanderung gelotst und vor Ort nochmals getestet. Es wird kontrolliert, ob die Tracking Apps laufen – abschalten bedeutet, dass man riskiert, des Landes verwiesen zu werden!

Die Prozedur dauert fast vier(!) Stunden. Dann geht es ins Quartier, direkt im Bogensportkomplex, eine Sportschule – mein Zuhause bis zum Ende des Events. Drei Tage in absoluter Quarantäne! Was das bedeutet? Fenster sind versiegelt, das Essen wird an die Tür geliefert – es wird geklopft und nach einer Minute darf ich öffnen und das Essen reinholen – KEIN Kontakt zu irgendwem! Und im Anschluss? – elf Tage in Quarantäne SOFT, das bedeutet, ich werde das Bogensportgelände erst nach 15 Tagen verlassen können.

Nun zu der in der Überschrift gestellten Frage: Wie kann es dennoch zu positiven Fällen kommen? Gestern ereilte auch mich die Nachricht, im Olympischen Dorf sei ein positiver Corona-Fall gemeldet worden, und zwar eines Funktionärs. In meinen Augen nicht nachvollziehbar! Denn auch das Olympische Dorf ist eine Blase: Wie kann also ein Positiver, der all das gemacht hat, was vorgeschrieben war, es ins Dorf schaffen? Genau das zeigt: auch die aufwändigsten Vorsorgemaßnahmen sind nicht 100% sicher. Trotzdem soll alles getan werden, um so nah wie möglich an die 100% zu kommen! Denn die Spiele müssen stattfinden und sie werden stattfinden.

 

Randnotiz aus Tokyo (Intro): Ein Erlebnis der anderen Art

Von Stefan Kech |

Zum fünften mal wird Andreas Lorenz bei Olympia dabei sein. Doch die Spiele in Tokyo werden auch für den erfahrenen Bogensport-Experten Neuland und vielleicht sogar zur Selbsterfahrung.

Und da sage noch mal einer, in Zeiten der Globalisierung gleiche sich das weltweite Geschehen an. Blickt man auf die sportlichen Großereignisse allein nur in diesen Wochen, so kann von Gleichheit keine Rede sein. In Wimbledon zeigte Novak Djokovic bei seinem Erfolg erneut, dass er im Tennis das Maß aller Dinge ist. Und das vor ziemlich vollen Zuschauerrängen. Und bei der Fußball-Europameisterschaft weinte ein fast ausverkauftes Wembley-Stadion nach der Niederlage der Engländer gegen die Italiener. Nach Schätzungen sollen es rund 75 000 Fans gewesen sein, die sich, teils mit Gewalt, Einlass in die ehrwürdige Arena verschafften.

Lange hielten sich die Hoffnungen, dass auch die Olympischen Spiele in Tokyo mit Zuschauern über die Bühne gehen können, doch vor wenigen Tagen folgte dann der finale Beschluss: Olympia findet statt, allerdings vor leeren Rängen. Auch keinen einheimischen Fans wird der Zutritt zu den Wettkämpfen gestattet.

Eine Entscheidung, die Andreas Lorenz nachvollziehen kann, die ihn dennoch betrübt. Zum fünften Mal wird er bei Olympischen Spielen für den Weltverband der Bogenschützen dabei sein, doch es wird kaum etwas sein, wie es bisher war. Japan hat sich strenge Corona-Regeln verordnet, die während der Spiele die Bewegungsfreiheit der Athleten und Funktionäre erheblich einschränkt. „Es bleibt nur das Leben in einer engen Blase“, sagt Lorenz, der sich am heutigen Mittwoch in Richtung Tokyo aufmacht.

Nach seiner Ankunft geht es für den ehemaligen Weltklasseschützen direkt vom Flughafen ins Domizil der Bogensportler. Hier, in einer Sportschule, folgt eine dreitägige Quarantäne, in der er das Zimmer nicht verlassen darf. „Auch in der Zeit danach bis zu meiner Abreise werde ich nur die Wettkampfstätte und Wohnanlage sehen“, berichtet Andreas Lorenz. Angesichts dieser, im wahrsten Sinne des Wortes, eingeschränkten Aussichten, ist der Fachmann froh, nicht zum ersten Mal bei Olympia dabei sein zu dürfen, denn vom viel gepriesenen Flair werde in diesem Jahr nicht allzu viel übrig bleiben.

Die Wettbewerbe der Bogensportler finden vom 23. bis 31. Juli statt, aber bereits am 18. Juli werden die Athleten anreisen. Bis dahin wird Andreas Lorenz mit seinen Mitstreitern das Feld bestellt haben. Bei den vergangenen Spielen betreute er die Athleten. „Ich war für den gesamten Fluss der Sportler verantwortlich“, sagt Lorenz und schiebt gleich noch das Beispiel Fußball als Erklärung hinterher. „So wie dort der Einmarsch der Spieler mit dem Schiedsrichter und dem Ball ins Stadion organisiert wird, müssen auch bei uns Schützen die Abläufe exakt koordiniert werden.“

In Tokyo hat sich sein Aufgabenfeld erweitert, wurde noch anspruchsvoller. Und so wird er als Technical official Supervisor ein gestrenges Auge über das gesamte Geschehen rund um die Wettkämpfe werfen. Vom Schuss selbst bis hin zur Siegerehrung und Dopingkontrolle. „Alle Zeitnehmer, Ergebnisdienste und Kampfrichter unterstehen mir“, skizziert der 49-Jährige die Bedeutung seines Amtes. Doch nicht nur das: Lorenz muss außerdem darauf achten, dass auch die Regeln abseits des Sports eingehalten werden. Und dazu gehören strenge Werbevorschriften. Wohl kaum ein Bereich wird bei Olympia restriktiver gehandhabt als dieser. Nicht weniger als 50 Seiten dick ist laut Andreas Lorenz die Kladde, in der alles fein säuberlich aufgelistet ist. „Kein Sportler darf seine eigenen Sponsoren präsentieren. Selbst die Größe der Logos ist vorgeschrieben.“

Jeweils 64 Frauen und Männer aus 40 Ländern werden in Tokyo die Scheiben ins Visier nehmen. Für Deutschland ist ein Damenteam und bei den Männern Einzelstarter Florian Unruh, der Mann von Lisa Unruh, Silbermedaillengewinnerin von Rio 2016, dabei. „Wir haben also drei von vier Medaillenchancen, in den beiden Einzelkonkurrenzen und im Mixed. Einzig der Teamwettbewerb wird ohne uns stattfinden“, so Lorenz. Seine Tage werden also prall gefüllt sein, doch angesichts der Quarantäne weiß Andreas Lorenz selbst noch nicht so genau, was er in seiner freien Zeit tun wird. Lange hat er gehofft, dass doch Zuschauer zugelassen werden, „zumal es in Tokyo sicherlich nicht so chaotisch zugegangen wäre wie nun gerade eben in Wembley beim Fußball.“ Weder singen, schreien noch Applaus wären in den olympischen Wettkampfstätten erlaubt gewesen.

Nun wird der Verkaufsleiter für Bogensport-Equipment auf leere Ränge im 10 000 Zuschauer fassenden Stadion blicken. „Angesichts der gesamten Konstellation kann ich mir nicht vorstellen, wie hier olympisches Feeling aufkommen soll“, stöhnt Andreas Lorenz. Der Austausch mit anderen Sportler, das Erlebnis, andere Disziplinen hautnah zu sehen, werde fehlen. Und dennoch: Er freut sich auf das Großereignis. „Ich bin zu 100 Prozent ein Befürworter der Spiele, selbst unter diesen Bedingungen“, stellt er klar, „denn ohne Olympia stirbt jede kleine Sporart.“ Die Verbände lebten von den Fernsehgeldern, und diese seien für Randsportarten fast nur bei Olympia zu generieren. Und das Wichtigste überhaupt: „Wir werden tollen Sport sehen.“ Auch die Athleten selbst sollten sich nicht betrübt in den Fernen Osten aufmachen oder sich gar entmutigen lassen. „Ich habe ihnen gesagt, sie hätten nicht nur für Tokyo trainiert, sondern dies sei ein Weg für die nächsten Spiele in Paris in drei Jahren.“

In Athen 2004 erlebte Andreas Lorenz zum ersten Mal Olympia vor Ort, damals noch als freiwilliger Helfer. Anschließend gehörte er bei den Spielen in Peking, London und Rio in offizieller Funktion dazu. Tokyo kennt er ebenfalls, viermal schon weilte er bei Weltcups oder aus geschäftlichen Gründen in der mit fast 38 Millionen Menschen größten Stadt der Welt.

Vor zwei Jahren erst reiste er zudem mit Sohn Leon in die Metropole, der sich wie einst der Vater als freiwilliger Helfer einbringen wollte. Es ging damals um die Planungen für Olympia 2020, das wegen Corona nun zu Olympia 2021 geworden ist. Die Reise wird der Vater nun allerdings allein antreten, denn wegen der Pandemie müsste der Sohn, der als „Freiwilliger“ Flug und Hotel selbst zu bezahlen hat, gleich auch noch zwei Wochen zusätzlichen (Quarantäne-)Urlaub nehmen. „Das wollte er nachvollziehbarerweise nicht, wie übrigens die meisten freiwilligen Helfer, die angesichts dieser Konstellation abgesagt haben“, erzählt der Dauchinger.

Auch wenn er sein Zimmer in der Sportschule wohl besser kennen lernen wird, als ihm eigentlich lieb ist, lässt sich Andreas Lorenz in seiner Liebe zu diesem Sport nicht bremsen, und so wird er nach seiner Rückkehr nur wenige Wochen später erneut nach Tokyo reisen. „Ich werde bei den Paralympics im August ebenfalls wieder in meiner Funktion dabei sein.“

Krüger-Champions nominiert für Tokio – Poster im Online-Shop

PRESSEMITTEILUNG: Wir freuen uns sehr, dass alle aktiven Sportler, die von Krüger unterstützt werden, ihren Weg zu den Olympischen Spielen in Tokio gemacht haben. Zu den Pistolenschützen Christian Reitz und Monika Karsch, deren Nominierung schon seit Wochen bekannt ist, wurde aktuell noch unser Bogen-Traumpaar Lisa und Florian Unruh für Tokio nominiert.
Wir drücken allen Sportlern des Deutschen Teams die Daumen und hoffen auf deren Erfolg.
Wer Lisa & Florian unterstützen will, findet sein Fan-Poster (70 x 50 cm) in unserem Onlineshop: www.krueger-scheiben.de

(Quelle: Pressemitteilung der Krüger Druck+Verlag GmbH & Co. KG)