Für die 18-jährige Casey Kaufhold aus den USA wurden Träume wahr, als sie bei der dritten Station des Hyundai-Archery-Weltcups 2022 zusammen mit Brady Ellison Gold im Recurve-Mixed-Team gewann. Chinesisch-Taipeh holte Gold bei den Recurve-Damen und die koreanischen Männer belegten den ersten Platz in ihrer Disziplin.
Zum Beitrag «“Goofy“ Kaufhold und Ellison holen Gold in Paris»
(Quelle Text/Bild: worldarchery.sport)
Der Finaltag bei Die Finals 2022 in Berlin brachte nochmals hochklassigen Bogensport und die ersten Deutschen Meister in den Mixed-Wettbewerben.
Zum Beitrag «Die Finals Berlin: Clea Reisenweber zweifache Deutsche Meisterin»
(Quelle Text/Bild: www.dsb.de)
Von Stefan Kech
Die ukrainische Nationalmannschaft im Bogenschießen hat sich auf einen längeren Aufenthalt in Dauchingen eingestellt. Neben dem Sport steht nun auch das Deutsch-Lernen auf der Agenda. Unterstützt durch den Lions Club Schwenningen.
Normalerweise stehen sie mit durchgedrücktem Rücken Seite an Seite und nehmen ihr Ziel ins Visier. Kaum einer spricht, denn nichts soll die Konzentration stören, wenn der Bogen gespannt und der Pfeil schließlich in Richtung Scheibe losgeschickt wird. Doch an diesem Dienstagnachmittag zeigt sich ein ganz anderes Bild im Trainingszentrum der Firma Beiter in Dauchingen.
Zunächst einmal ist es alles andere als ruhig, vor allem eine Stimme ist sehr präsent, jene von Julia. Klar artikuliert sie jede einzelne Silbe – auf Deutsch. Ihr gegenüber sitzen die Frauen des ukrainischen Bogenschützenteams und hören aufmerksam zu. „Wie geht es dir?“, fragt Julia, und nach einem kurzen Überlegen hallt es ihr „Mir geht es gut“ entgegen. Mir geht es gut – es ist schön, einen solchen Satz aus dem Mund von Menschen zu hören, die unter Lebensgefahr aus ihrer Heimat fliehen und dabei fast alles zurück lassen mussten. Natürlich handelt es sich dabei um einen Übungssatz der gerade wegen seiner Einfachheit ausgesprochen wird.
Doch es ist auch zu spüren, dass die Frauen bei all dem Schmerz, der in ihnen bohren muss, ihre aktuelle Situation zu schätzen wissen. Seit rund sieben Wochen leben sie nun schon in Dauchingen (wir berichteten), und die nachvollziehbare Hoffnung, schon bald wieder in die Ukraine zurückkehren zu können, ist mittlerweile jener realistischen Einschätzung gewichen, längerfristig in Deutschland leben zu müssen, aber auch zu dürfen. Eine andere Bewertung der Lage lässt der russische Angriffskrieg nicht zu. Die Grundvoraussetzung schlechthin, um sich in einem fremden Land zurecht zu finden, ist die Sprache. Das dachte auch und gerade Andreas Lorenz, Vertriebsleiter der Firma Beiter, der es dank seiner internationalen Verbindungen im Bogensport und mit Unterstützung vieler Helfer der 20-köpfigen Gruppe aus der Ukraine ermöglichte, in Dauchingen einen neuen Lebensmittelpunkt zu finden. „Wenn diese Menschen eine möglichst weitreichende Selbstständigkeit erreichen sollen, müssen wir die Sprachbarriere abbauen“, betont der umtriebige Organisator. Und so fragte er bei seinen Mitstreitern des Lions Club Schwenningen nach, ob aus diesen Reihen eine finanzielle Unterstützung für einen Sprachkurs denkbar wäre. „Die Zusage kam sofort“, freut sich Lorenz. Das bestätigt auch Lions-Präsident und Verleger des BOGENSPORT MAGAZIN Axel Ziegler: „Es war schnell klar, dass wir hier helfen werden.“ Ziegler ließ es sich auch nicht nehmen, die ukrainische Gruppe in Dauchingen zu besuchen und die Verbundenheit zu betonen. „Es freut uns, wenn wir ihnen helfen können, wir tun das gerne.“ Und mit Blick in die Zukunft fügte er an: „Ich wünsche ihnen und ihrem Land nur das Beste.“ Ziegler und Lorenz sprachen auf Englisch zur kleinen Schar, denn noch reichen deren Deutschkenntnisse nicht aus, um derart flüssig vorgetragene und wortreiche Sätze verstehen zu können. Dafür muss noch fleißig gebüffelt werden. Genau deshalb kommt Julia zweimal pro Woche vorbei. Sie selbst musste mir ihrem Kleinkind ebenfalls aus der Ukraine fliehen, dort arbeitete sie als Deutschlehrerin am Goetheinstitut. Nun lebt sie in Schwenningen und ist ein gutes Beispiel für rasche Integration. Diesen Weg wollen auch die Ukrainer in Dauchingen gehen, und peu à peu gelingt es ihnen. „Eine Kampfrichterin hat bereits eine Arbeit gefunden“, erzählt Andreas Lorenz. Die Athletinnen und Athleten selbst allerdings konzentrieren sich auf ihren Sport und damit auf ihren Beruf. Damit ist ihr Tag gut ausgefüllt, denn bis zu acht Stunden Training stehen auf dem Programm. Dieser Fleiß hat sich jüngst bereits ausgezahlt, beim Weltcup in Antalia belegten die Männer den ausgezeichneten vierten Rang. „Nur ganz unglücklich schrammten sie an der Bronzemedaille vorbei“, sagt Lorenz. Ganz so gut lief es bei den Frauen nicht, doch es gab für das gesamte Team eine sehr erfreuliche Erfahrung: Sie wurden von ihren Kollegen aus den anderen Nationen fast rundweg positiv aufgenommen. „Sie waren sich im Vorfeld nicht sicher, wie andere Schützen reagieren würden“, weiß Andreas Lorenz. Zumindest Befürchtungen auf diesem Feld können nun zu den Akten gelegt werden, was ganz offensichtlich auch am Auftreten des ukrainischen Nationalteams lag. Lorenz: „Tom Dielen, der Generalssekretär des Weltverbandes, hat mir berichtet, wie sehr alle angetan waren vom Auftreten der Mannschaft.“
Anfang Juni steht mit der Europameisterschaft in München der Höhepunkt an, bis dahin wollen sich die ukrainischen Bogenschützen in Topform gebracht haben. Aktuell befinden sie sich bereits auf der Münchner EM- Anlage, um dort das interne Ausscheidungsschießen, es können immer nur je vier Männer und Frauen antreten, zu absolvieren. Eingeladen hat sie der Deutsche Bogenschützenverband. Auch hier hat Andreas Lorenz seine engmaschiges Verbindungsnetz genutzt. „Neben der finanziellen Unterstützung braucht es Dienstleistungen wie Erlass der Startgebühren oder die Bereitstellung von preiswerten Hotels“, betont er. Die Unterstützungskampagne nehme immer mehr Fahrt auf, mittlerweile sind nach seinen Angaben ein Drittel der 50 000 Euro eingegangen, die für den Lebensunterhalt der Gruppe bis Ende Juni vorgesehen sind. Dann, mit dem letzten Weltcup auf europäischem Terrain, endet dieser erste offizielle Abschnitt, doch weitere sollen folgen. „Sie wollen so lange wie notwendig hier bleiben. Wo sollten sie auch hin, gerade im Osten ist alles zerbombt, natürlich auch die Sportstätten“, sagt Lorenz. Bisher lebten 18 Erwachsene und zwei Kinder in Dauchingen, nun gibt es eine weitere Zusammenführung einer Familie. „Einer der Trainer hat seine Frau und die beiden Kinder nach Kriegsbeginn zunächst zu Bekannten nach Israel geschickt, doch nachdem dort der Gazastreifen ebenfalls beschossen wurde, werden sie nun hierher kommen“, so Lorenz. „Welch ein Wahnsinn auf dieser Welt!“ Bei all der gewährten Hilfe ist Andreas Lorenz eines wichtig zu betonen: „Wir helfen, aber es ist kein überprivilegiertes Dasein. Es geht um ein menschenwürdiges Leben.“ Dazu gehört auch, nicht nur zwischen Wohnung und Trainingszentrum zu pendeln. Mehr und mehr sollen die Menschen, die alles aufgeben mussten, in ihrer neuen Heimat ankommen. Auch das scheint zu gelingen, denn laut Lorenz besuchten sie am vergangenen Wochenende das traditionelle „Schopfelenfest“ in Dauchingen. Dort konnten sie dann auch ihre neuen Deutschkenntnisse anwenden. Nirgends lernt es sich besser als im direkten Aufeinandertreffen mit anderen Menschen.
Zwischen Angst und HoffnungVon Stefan Kech
Mitten in den Schrecken des Krieges fand die ukrainische Nationalmannschaft im Bogenschießen in Dauchingen einen Ort der Sicherheit. Dank Andreas Lorenz und weiterer Helfer, die sich mit großem Einsatz für die 20-köpfige Gruppe einsetzen.
Wie beruhigend muss das beschauliche Städtchen Dauchingen auf diese Menschen wirken. Wie beruhigend muss es für sie sein, im Trainingsareal der Firma Beiter üben zu können. Und wie beruhigend muss das Gefühl sein, sich hier in Sicherheit zu wissen. Es herrscht eine leise Atmosphäre in der lang gezogenen Halle, konzentriert spannen die jungen Athletinnen und Athleten ihre Bögen und feuern ihre Pfeile ins Ziel. Diese Ruhe gehört typischerweise zu einer Trainingseinheit in diesem Sport dazu, doch es ist der geradezu familiäre Eindruck, der einem besonders auffällt. Beispielsweise wenn Olena Sadovnycha, ehemalige Medaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen und heutige Generalsekretärin des ukrainischen Bogensportverbandes, mit dem vierjährigen Sohn einer Schützin Deutsch lernt.
Manchmal ist sogar ein herzliches Lachen zu hören. Dann allerdings blickt man wieder in traurig-nachdenkliche Gesichter. Vielleicht bildet man sich das auch nur ein, in dem Wissen, was diese Menschen durchgemacht haben und durchmachen müssen. „Wir erleben einen Albtraum. Es ist einfach nicht zu verstehen, wie so etwas geschehen konnte“, sagt Olena Sadovnycha. Ihre Dankbarkeit ist mit Händen zu greifen, wenn sie neben Andreas Lorenz sitzt; sie sind in Sicherheit vor den Gräueln des Krieges.
Aber da ist eben diese schier unerträgliche Sorge um die Verwandten, die immer noch in der Ukraine sind. „Die täglichen Bilder bereiten uns allen große Schmerzen“, sagt sie mit zitternder Stimme. Man lebe nur von Tag zu Tag, Gedanken an die Zukunft gebe es im Moment keine. Und wenn doch einmal ein solcher aufkommt, dann ist er mit Angst behaftet.
Und dennoch: Auch in Dauchingen, weit ab der Heimat, ist dieser unglaubliche Widerstandswille zu erkennen, der die Ukrainer im Krieg gegen Russland auszeichnet. Er verbindet sich mit dem einem ultimativen Wunsch: „Wir wollen wieder heimkehren und in unseren Häusern leben. Wir werden das schaffen, denn wir werden gewinnen!“ So sehr zu hoffen ist, dass sich dieser Wunsch erfüllt, so sehr dürfte feststehen, dass der Weg dorthin lange und beschwerlich wird. Damit haben sich die Sportler und Funktionäre mittlerweile abgefunden. Spätestens nach Butscha. „Bis dahin gingen sie davon aus, schon nach wenigen Wochen wieder in ihre Heimat gehen zu können, doch nach den dortigen Massakern an der Zivilbevölkerung war klar, dass sie längerfristig in Deutschland bleiben“, sagt Andreas Lorenz.
Auch der Vertriebschef der Firma Beiter kann nur ungläubig mit dem Kopf schütteln, wenn er auf die vergangenen Wochen zurückblickt. Vor allem ein Ereignis hat sich ihm tief eingebrannt. „Nach dem Sieg der ukrainischen Frauenmannschaft bei der Europameisterschaft in Slowenien feierten wir alle gemeinsam – Ukrainer, Russen, Weißrussen. Und vier Tage später herrschte Krieg.“ Gerade aus Erfahrungen wie dieser ist ihm eine Unterscheidung wichtig: „Wir dürfen die Menschen eines Landes nicht mit dem Regime gleichsetzen.“ Und wir dürfen nicht tatenlos zusehen, könnte man eine weitere Maxime anfügen, nach der sich Andreas Lorenz zu richten scheint. Nachdem er die ersten Bilder des russischen Einmarsches gesehen hatte, wurde ihm schnell klar, handeln zu müssen. In einem Bereich, den er kannte. Und so knüpfte Lorenz, ehedem selbst Weltklasseschütze für Italien und seit vielen Jahren bei fast allen großen Wettbewerben im Bogensport in verschiedenen Funktionen dabei, Kontakt zur Technischen Leiterin des ukrainischen Verbandes, Natalia Rodionova. Sie war gerade als Kampfrichterin in Dubai, konnte nach dem Ausbruch des Krieges nicht mehr in die Ukraine reisen und hielt sich in Polen auf. Und damit weit ab von ihrer Tochter, die ebenfalls zum Nationalkader gehört.
Zunächst wollte aus dem Schützenteam niemand fliehen, alle dachten, der russische Einmarsch werde irgendwie ein schnelles Ende finden. „Sie befürchteten zudem, als Sportsoldaten ihr Anrecht auf den Sold zu verlieren“, erinnert sich Andreas Lorenz an diese Diskussionen. Doch als die Bomben gezielt auch in die Wohngebiete fielen, drehte sich diese Einschätzung schnell. Mit Verpflegung, Kleidern, Papieren und ein wenig Geld machten sich zunächst sechs Personen in drei Autos auf die lange und gefährliche Reise. Russische Panzer blockierten die eigentlich für die Zivilbevölkerung vorgesehenen Korridore. Drei Tage dauerte die Flucht, ehe sie im im westlich gelegenen Chernowitz ankamen In der Zwischenzeit setzte sich Lorenz mit den deutschen Behörden und Einrichtungen in Verbindung. „Das Landratsamt, die Gemeinde Dauchingen mit Bürgermeister Torben Dorn haben sich unheimlich engagiert“, lobt Lorenz, der selbst im Gemeinderat sitzt, die Zusammenarbeit. Sein Telefon stand zu dieser Zeit kaum still, schließlich musste er auch beim Weltverband und in der Ukraine die entscheidenden Stellen kontaktieren. Eine wichtige Rolle sollte dabei der ehemalige Olympiasieger im Stabhochsprung und jetzige NOK-Chef, Sergey Bubka, spielen. „Bubka hat sich persönlich dafür eingesetzt, dass die ukrainische Mannschaft ausreisen durfte“, betont Andreas Lorenz.
Nun leben fünf Schützinnen, fünf Schützen, drei Trainer und sieben Familienangehörige, darunter zwei Kinder, in Dauchingen. Sie sind in vier Häusern untergebracht. „Hier können sie bleiben, so lange der Krieg dauert“, betont Lorenz, der gleichzeitig die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung lobt. Außerdem seien die eng geknüpften Netzwerke wichtig, beispielsweise über den Lions Club. Dazu hat Lorenz im Internet die Seite „Archers helping Ukrainian Archers“ eingerichtet, um Spenden zu sammeln. Die Flucht aus der Ukraine dürfe nicht als bloße Flucht vor dem Krieg gesehen werden, sagt Lorenz. „Als Spitzensportler repräsentieren sie ihr Land – auf dem Sportfeld, nicht auf dem Schlachtfeld.“ Dafür trainiert die Riege bis zu acht Stunden täglich und mit klaren sportlichen Zielen vor Augen. In zwei Wochen steigt der nächste Weltcup in Antalya, vom 5. bis 12. Juni findet die EM in München statt, und wiederum nur zwei Wochen später gibt es mit einem weiteren Weltcup in Paris das Saisonfinale. Ihre Zeit in Dauchingen allerdings endet noch (lange) nicht. Das wissen auch die Ukrainer und Ukrainerinnen, daher ist ihnen eine möglichst rasche und gute Integration wichtig. „Sie lernen bereits Deutsch und bewältigen ihren Alltag immer selbstständiger“, freut sich Andreas Lorenz. Bei allem Heimweh erleben die Menschen ihr Dauchinger Domizil als Hort der Ruhe. „Es ist mittlerweile wie eine zweite Heimat“, sagt Andreas Lorenz. Die Hilfsbereitschaft „innerhalb der großen Bogensportfamilie“ (Lorenz) wird dauerhaft halten müssen. „Wir werden weiter gerne helfen, aber wie schön wäre es, wenn man die Zeit zurückdrehen könnte. Auf die Zeit vor dem 24. Februar, als wir alle gemeinsam zusammensaßen und feierten.
Messe Wels: Bogensport Messe 2022 abgesagt!Die Messe Wels hat sich nach intensiven Überlegungen und zahlreichen Gesprächen mit Partnern und Ausstellern dazu entschlossen, das für 12. und 13. März 2022 geplante Messetrio nicht durchzuführen.
Der Grund hierfür ist, dass es in den letzten Wochen keine gesetzlichen Rahmenbedingungen für das Abhalten von Veranstaltung ohne fix zugewiesene Sitzplätze gab. Damit konnte den Ausstellern nicht die notwendige Planungssicherheit gegeben werden und die Messe Wels ist daher damit konfrontiert, aufgrund fehlender Anmeldungen und Stornierungen, das Messetrio nicht erfolgsversprechend durchführen zu können.
Die diese Woche in Kraft tretende Verordnung ermöglicht aufgrund des strikten Konsumationsverbots ebenfalls nicht, den Charakter des „Festivals“ zu wahren, bei dem es in erster Linie um Erlebnis und Leidenschaft in Verbindung mit Freizeitgestaltung und Hobby geht. Weitere Lockerungen sind frühestens 3 Wochen vor Messebeginn zu erwarten, was für die Organisation der Messe zu kurzfristig und unsicher ist.
Das nächste Messetrio – Fishing Festival, Bike Festival, Bogensportmesse – findet am 11. und 12. Februar 2023 statt. Mehr Infos unter www.messe-wels.at
BOGENSPORT MAGAZIN 1/2022Wer die Olympischen Spiele mitverfolgt hat, dem dürfte die grandiose Leistung der Südkoreanerin An San nicht entgangen sein: drei Goldmedaillen sollten eigentlich für sich sprechen. Doch statt Stolz, Bewunderung und Anerkennung zu erfahren, musste sich die 20-jährige Spitzensportlerin auch mit „Bashing“, „Mobbing“ und „Hatespeech“ auseinandersetzen. Und weswegen? Es ist kaum zu glauben, aber An San wurde von Teilen der koreanischen Männerwelt wegen ihrer Kurzhaarfrisur angefeindet. Dass die oben genannten Anglizismen mittlerweile auch in der deutschen Sprache angekommen sind, ist leider weder eine Modeerscheinung noch ein Zufall, sondern ist schlicht und ergreifend der Allgegenwärtigkeit dieses Problems geschuldet. Von den „sozialen“ Medien getragen und multipliziert, werden persönliche Angriffe, Beleidigungen und Verunglimpfungen immer mehr zu einem Problem unserer Zeit. BSM-Autorin Anna Lena Gangluff hat sich ausführlich mit dem Thema beschäftigt und zeigt am Beispiel dreier Bogenschützinnen, wie vielschichtig und hinterlistig die Attacken mitunter ausfallen können.
Bogensport hat viele Facetten – und die BSM-Redaktion hat sich zur Aufgabe gemacht, diese im Magazin auch abzubilden. Nachdem wir in der letzten Ausgabe schon über den Europa-Cup im Bogenlaufen berichtet hatten, geht unsere Autorin Sandra Szulc in der aktuellen Ausgabe auf die Geschichte der noch jungen Disziplin, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut, ein. Dass die Kunst des Bogenschießens auch hoch zu Ross ausgeübt werden kann, ist ebenfalls kein Geheimnis mehr und fasziniert jedes Mal aufs Neue: Immerhin müssen sich bei dieser Disziplin zwei Lebewesen voll und ganz im Griff haben und dabei gleichzeitig harmonieren – klingt anspruchsvoll, ist anspruchsvoll. Anne Dohrmann, unsere Expertin für das berittene Bogenschießen, geht in ihrem aktuellen Bericht speziell auf die unterschiedlichen Reiterbögen ein, beschreibt die Grundlagen und die historischen wie geografischen Wurzeln.
Natürlich kommt auch in dieser Ausgabe das aktuelle Turniergeschehen nicht zu kurz – immerhin standen im Dezember traditionsgemäß die Berlin Open auf dem Programm, die nach coronabedingter Absage im Vorjahr endlich wieder stattfinden durften. Als besondere Auszeichnung seitens des Weltverbandes darf gewertet werden, dass das Turnier erstmalig in die Indoor Archery World Series aufgenommen wurde. Sicherlich auch eine wichtige und berechtigte Wertschätzung für das ehrenamtlich arbeitende Orga-Team, das die Veranstaltung, die vor vier Jahren noch vor dem Ende stand, wieder zu einer festen Größe gemacht hat. Herzlichen Glückwunsch!
Aus dem Inhalt:
Wettkampf
– Neue strategische Ausrichtung für World Archery
– Rückblick Yankton – US-Stadt empfing Schütz*innen mit offenen Armen
– Mackenzie Brown wechselt von Recurve zu Compound
– Virtuelle Wettkämpfe zur Leistungssteigerung
– World-Cup-Serie 2022: Größter Preisfonds aller Zeiten
– Berlin Open 2021
Training
– 5 häufige Fehler beim Bogenschießen
– Videoanalysen im Breitensport
– Allgemeingültigkeit von Mentaltraining
Stories
– Negativpresse und Hasskommentare im Bogensport
– Die kurze Geschichte des Bogenlaufens
– Grundlagenwissen zum Reiterbogen
– Andreas Blaschke über die Bundesliga Bogen
Material
– Die Compound-Pfeilauflage
Die Ausgabe 1/2022 des BOGENSPORT MAGAZINS erhalten Sie ab heute im gut sortierten Zeitschriftenhandel (insbesondere im Bahnhofsbuchhandel), als ePaper iKiosk, als Einzelheftbestellung und selbstverständlich auch im Abonnement.
Homestory – ein Nachmittag mit Nico und Wolfgang WienerVon Herwig Haunschmid, Präsident des Österreichischen Bogensportverbands
Nico Wiener hat 2021 in Yankton / USA die Goldmedaille bei der Weltmeisterschaft Outdoor gewonnen und nun in allen drei Disziplinen einen Weltmeistertitel erzielt: 3D 2015, Feld 2016 und Outdoor 2021. Einige weitere WM Silber- und Bronzemedaillen und Goldmedaillen bei Europameisterschaften komplettieren die Medaillenvitrinen im Wohnzimmer des Elternhauses im Burgenland.
Ich habe mich aus zwei Gründen sehr auf das Gespräch mit Nico und Wolfgang Wiener gefreut, erstens da Nico der erfolgreichste aktive Bogensportler des Österreichischen Bogensportverbands ist. Zweitens hat Nico nach meinem 3D WM Sieg 2011 und einem kurzen Intermezzo von Dave Cousins / USA 2013 bei der übernächsten WM 2015 wieder Gold nach Österreich geholt.
Aber wie hat es für Nico und Wolfgang begonnen, wie sind sie so rasch an die Spitze gekommen?
Bei einer Geburtstagfeier 2008 konnten sie Instinctive Recurves ausprobieren, waren aber bald von der „coolen“ Compoundmaschine begeistert. Sie suchten sich einen Verein in der Nähe und besuchten die ersten lokalen Turniere. Der Anspruch an die Turniere wuchs und so konzentrierten sich die Beiden mehr auf Sternturniere, Landes- und Staatsmeisterschaften. Bei der österreichischen Staatsmeisterschaft 3D in Stuhlfelden 2012 war ich mit Wolfgang in der Gruppe und konnte mich vom Talent und Können überzeugen.
Von Erfolgen bei lokalen Turnieren zum Sieg bei einer Weltmeisterschaft ist es üblicherweise ein weiter Weg, der nur sehr wenigen Sportlern gelingt. Was ist das Erfolgsrezept der Beiden? Wolfgang’s erfrischendes Kommentar dazu: „Von Nix kummt Nix!“ und Nico stellt fest: „Die Familie muss dahinter stehen!“
Nico und Wolfgang zeichnet trotz ihrer großartigen Erfolge eine bodenständige Bescheidenheit aus. Bei näherem Nachfragen stellt sich schon heraus, dass viele Elemente und Details sehr wichtig für ihren Erfolg sind:
Die sportliche Orientierung der gesamten Familie ist sicher einer der wesentlichsten Erfolgsfaktoren. Während unseres Gesprächs gehen Mutter, Schwester und Bruder laufen. Vater Wolfgang testet und probiert viel und gibt die funktionierenden Rezepte dann an Nico weiter. Wolfgang ist ein exzellenter Schütze, der ebenfalls an internationalen Events teilgenommen hat und so manches Finale bei Staatsmeisterschaften gegen Nico auch mal für sich entschieden hat.
Beide üben einen technischen Beruf aus und haben ein hohes technisches Verständnis, das beim perfekten Tuning der Bögen sehr hilfreich ist. Die Bogenwerkstatt (Foto) ist schon beeindruckend, wobei der Zugang zum Tuning sehr klar und einfach ist und nach einem Grundsetup hauptsächlich auf klassischem Ausschießen der horizontalen und vertikalen Feineinstellung auf 50m beruht. Das geht natürlich nur, wenn man über einen so exakt wiederholbaren Schuss verfügt wie die Beiden. Wolfgang meint über ein Trainings- und Tuningwochenende scherzhaft: „Am Freitag schießt der Bogen noch mit mir, am Sonntag schieße ich mit dem Bogen.“
Durch die vielen internationalen Kontakte und Freundschaften zu anderen Top-Schützen und Trainern, durch Beobachten und Gespräche haben Nico und Wolfgang ein extrem hohes, aktuelles Wissen über die beste Abstimmung. Beide Sportler haben auch mit ihrer Größe und Auszugslänge eine spezielle Herausforderung, die sie mit längeren Wurfarmen und angepassten Sehnen zum Hoyt Bogen gelöst haben.
Bei der Schießtechnik hilft einerseits das Verständnis, wie sich ein Bogen mit unterschiedlichen Cams und Wurfarmen verhält und wie die Dynamic des Schusses darauf abgestimmt werden muss. Andererseits haben beide eine gut ausgeprägte Muskulatur für einen soliden Stand und Kraft im Oberkörper für einen stabilen Bogenarm und ein dynamisches Release. Im Training wird gezielt an einzelnen Elementen des Schusses gearbeitet, wie zum Beispiel am Release. Ein großer Vorteil ist, dass Wolfgang und Nico gleich neben dem Haus auf 50m testen und trainieren können und somit mehr Trainingszeit gewinnen.
Nico‘s Arbeitgeber freut sich ebenso über die Erfolge und gibt ihm eine hohe Flexibilität für Training und Wettkämpfe.
So plant Nico für 2022 wieder die Teilnahme an den Großevents aller Disziplinen: die WM im 3D, die WM im Feld, EM und Weltcups im Outdoor und natürlich die World Games, für die sich Nico qualifiziert hat.
Nico ist einer der sehr wenigen Top-Schützen, die in allen Disziplinen so erfolgreich sind. Auf die Frage der Wertigkeit der Disziplinen stellt Nico fest, dass im Outdoor die Leistungsdichte über die größere Anzahl der Teilnehmer zwar höher ist, aber das Niveau an der Spitze in allen drei Bereichen vergleichbar hoch ist – durch seine Top-Leistung in allen drei Disziplinen wird das Niveau der Spitze ja auch von ihm definiert.
Diese Feststellung freut auch mich als Präsident sehr, da der ÖBSV alle Formen des Bogensports schätzt und fördert. Das Gespräch mit Nico und Wolfgang habe ich sehr genossen. Es ist eine Freude, zu sehen mit welchem Einsatz, Professionalität, aber auch Natürlichkeit die beiden den Bogensport betreiben. Ich habe 2015 schon mit Stolz zur Bundessportorganisation gesagt: „Nico wird uns und sich noch viel Freude machen!“, kann das auch heute wiederholen und wünsche ihm auf dem gemeinsamen Weg alles Gute.
SeenlandCup 2022: Hallenturnier auf 70 und 50 MeterVom 23. bis zum 24. April richtet der SV Glückauf Kleinleipisch e.V. zusammen mit dem Brandenburger Bogensportverband (BBSV) den SeenlandCup 2022 aus. Bei diesem Hallenwettkampf in Senftenberg stehen die Scheiben auf 70 Meter (Recurve) sowie 50 Meter (Compound und Blankbogen). Die Qualifikationsrunde startet am 23. April. Im Finalschießen kämpfen die jeweils 16 besten Schützen der Bogenklassen am 24. April um Preisgelder, die an die Top-3 mit bis zu 500 Euro ausgeschüttet werden. Der Brandenburger Bogenschützenverband nutzt diesen Wettbewerb für ein längst überfälliges Jubiläum und schreibt dazu: „Der BBSV hatte im Jahr 2020 sein 30-jähriges Jubiläum, das aufgrund der Ereignisse nie gefeiert werden konnte. Nun – zwei Jahre später – lassen wir uns mit einem Jubiläumsturnier in Form eines einzigartigen, noch nie in Brandenburg dagewesenen Wettkampf hochleben.“ Anreisende Bogensportler können dieses Wochenende für einen Ausflug in wunderschöne Landschaften mit einem künstlich angelegten Seengebiet nutzen. Die Startplätze des Wettkampfes sind begrenzt. Details zum Wettkampf und zur Anmeldung finden Sie auf der Website des BBSV unter www.bbsv-bogensportweb.de, die Ausschreibung können Sie unter diesem Link herunterladen.
Schützenverein von 1708 Radevormwald: Erfolgreiche Förderung im SchützenhausDer Schützenverein hat 64.000 Euro aus dem Programm „Moderne Sportstätten 2022“ erhalten. Die Umsetzung der Maßnahmen ist im Endspurt. Ein großer Teil der Förderung fließt in die Digitalisierung des Schießstandes.
Zum Beitrag «Schützenverein von 1708 Radevormwald: Erfolgreiche Förderung im Schützenhaus»
(Quelle Text/Bild: rp-online.de)
Die legendäre internationale Bogenschützin Park Sung-Hyun, die 2004 die Olympischen Spiele gewann, wird 2022 wieder in den koreanischen Kader aufgenommen – diesmal jedoch als Mitarbeiterin. Sie war eine von sechs Trainern, die vor dem Wintertraining in das Team berufen wurden, das Anfang dieser Woche im nationalen Trainingszentrum in Jincheon die Arbeit aufgenommen hat. Park wird für die Damenmannschaft verantwortlich sein und wird voraussichtlich bei internationalen Turnieren dabei sein, um ihre Athletinnen im Wettkampf zu unterstützen.
Zum Beitrag «Olympiasiegerin Park Sung-Hyun verstärkt 2022 den Trainerstab Koreas»
(Quelle Text/Bild: worldarchery.sport)