Die diesjährige Hallensaison verspricht mit einem ganz besonders hervorragenden Highlight zu enden! Vom 8. bis zum 10. März findet die Deutsche Meisterschaft Halle in Sindelfingen statt. Das Bogensport Magazin hat Vorab mit Michael Pollok, Teil des Orga-Teams, gesprochen. Das ehrgeizige Ziel in diesem Jahr: aus dem bekannten Meisterschafts-Format ein unvergessliches Sportevent zu machen.
„Wir möchten den Bogensport in der Region bekannter machen und unterstützen. Bogenschießen ist eine tolle Sportart für körperliches und mentales Training, für Jung und Alt, für Leistung und Hobby – bei welcher Sportart kann man das alles haben? Gleichzeitig möchten wir auch den Bogenschützen in der Region das Highlight ermöglichen die besten Bogenschützen Deutschlands live zu erleben.“ Mit diesen Worten leitet Pollok in die außergewöhnliche Geschichte der diesjährigen DM Halle ein. Denn statt einfach „nur“ eine Deutsche Meisterschaft auszutragen, zerbrechen sich zahlreiche Bogensport-Enthusiasten seit etwa einem Jahr den Kopf, wie und was man an im Vergleich zu den letzten Jahren optimieren kann.
Doch wie schafft man es, einen richtigen Eventcharakter zu erzeugen? Eins ist klar: dafür braucht es ein motiviertes Team hinter den Kulissen. In diesem Jahr haben sich deshalb gleich drei Vereine an der Organisation und Ausrichtung beteiligt: der Bogen-Club Magstadt, der Schützenverein Weil im Schönbuch und der Bogensportclub Schömberg.
Der erste entscheidende Punkt, um das Ganze auf ein neues Level zu heben: der Austragungsort. Und hier darf man sich auf eine wirklich großartige Sportarena freuen! In diesem Jahr geht es für die Schützen in den Glaspalast in Sindelfingen. Und der Name ist definitiv Programm: die riesige lichtdurchflutete Halle kennt man eigentlich von anderen internationalen, aber auch nationalen sportlichen Events wie der Deutschen Hallenmeisterschaft des Leichtathletikverbands.
Doch trotzdem, oder gerade deshalb, sehen die Veranstalter hier großes Potenzial: „Vor Ort werden wir den Glaspalast in verschiedene Bereiche aufteilen: ein Wettkampffeld mit Qualifikation- und Finalbereich, einen Messebereich und natürlich einen Bereich für die kulinarische Verpflegung und so Teilnehmer und Zuschauer zum Verweilen und Erkunden einladen.“ Besonders bemerkenswert ist es, wie viel Liebe und Aufmerksamkeit in die vermeintlich kleinen Details geflossen ist, die am Ende aber eine ganze Menge ausmachen. Hier hat man sich auch an anderen größeren Sportevents orientiert und, den einen oder anderen Punkt, für sich selbst übernommen. Dabei stand vor allem auch im Fokus, allen teilnehmenden Schützen, Coaches, Begleitpersonen und Zuschauern ein ganz besonderes Wochenende zu bieten und eine unvergleichliche Atmosphäre zu schaffen.
Pollok erklärt begeistert: „Versetzen wir uns in einen Teilnehmer: wir haben die Qualifikation auf die DM geschafft und dürfen auf einen Wettkampf, auf dem die Besten aus ganz Deutschland gegeneinander antreten. Auf diese Leistung darf man stolz sein. Bei Ankunft am Glaspalast wird man von großen Bannern mit dem offiziellen Event-Logo in Empfang genommen und dann Betritt man diese phänomenale, lichtdurchflutete Sportarena. Auf zwei separaten Finalscheiben findet am Nachmittag beim Finale die absolute Hochspannung statt und man kann auf Tribünen und über Bildschirme nah am Geschehen dran sein. Das ist ein Event!“
Und jeder ist herzlich zu diesem Event eingeladen! Der Eintritt für Zuschauer ist frei und man kann jederzeit vorbei kommen, um die spannenden Wettkämpfe zu verfolgen, aber auch um regionalen Bogenhändlern auf dem Messebereich einen Besuch abzustatten. Dort wartet eine Vielzahl an spannenden Produkten und auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. „Wir rechnen mit 50 selbstgemachten Kuchen an dem ganzen Wochenende und sonntags wird es sogar frische Waffeln geben“.
In den verbleibenden Wochen zur Deutschen Meisterschaft wird das Bogensport Magazin noch mehr Details verraten, die versprechen, dass diese Meisterschaft ein überragendes Event wird.
Weitere Informationen zu der Deutschen Meisterschaft Halle finden sich auf der offiziellen Homepage: https://www.dm-bogen-halle.de
(Text: Anna Lena Gangluff / Bild: Michael Küsgen)
Editorial zur Ausgabe 1/2024Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wer kennt sie nicht, die Situationen, in denen der augenblickliche Gemütszustand so überhaupt nicht zu den Anforderungen passen will, die wir zu meistern haben. Mal kommen wir nicht „runter“, wenn Entspannung angesagt wäre, mal fehlt uns die Energie, wenn wir Leistung bringen müssen. Mentaltrainer und BSM-Autor Markus Wagner hat in seinem Bericht ein paar Tipps zusammengestellt, die – je nach Situation – dabei helfen können, rasch auf die nötige An- bzw. Entspannung umzuschalten. Dass es auch hierfür etwas Training braucht, ist nicht weiter überraschend. Dafür helfen die dann erprobten Techniken längst nicht nur beim Sport, sondern nahezu in allen Lebenslagen, wenn es darum geht, den optimalen Zustand zur richtigen Zeit abzurufen.
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Wir im Schwäbischen, wo sowohl das BSM als auch ich selbst zuhause sind, tendieren bisweilen dazu, Sachverhalte etwas „vorsichtig“ zu formulieren – selbst dann, wenn sie vollkommen zutreffend sind. Wenn ich also schreibe, „Horst Well ist in der Bogensport-Szene kein Unbekannter“, meine ich eigentlich: „Horst Well ist in der Szene so bekannt wie ein bunter Hund“ – was in diesem Fall unbedingt positiv konnotiert verstanden werden darf. Der Mensch Horst Well ist ebenso ein Original, wie die von ihm konzipierte, und somit auch nach ihm benannte Zielscheibe, die inzwischen an vielen Plätzen dieser Welt zum Einsatz kommt. So zum Beispiel in Rarotonga, von dem ich auch nicht wusste, dass es das gibt, aber wo ich unbedingt hinwill, seit ich es gegoogelt habe …. Unser Autor Tom Krenz hat Horst Well in seiner Werkstatt besucht und viel über den Menschen, seine Unternehmensphilosophie und natürlich auch über seine „ARCH-WELL-TARGET“ in Erfahrung bringen können. Auf Sie wartet eine durchweg lesenswerte Geschichte, die vor Authentizität geradezu strotzt.
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Manchmal gibt es Entscheidungen, die nicht getroffen werden können, ohne eine mehr oder weniger große Kröte schlucken zu müssen. Geschmeckt hat sie nicht wirklich, dennoch glauben wir, das Richtige getan zu haben. Vor einigen Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, das BSM aus dem Einzelverkauf zu nehmen – so gab es doch etliche Leserinnen und Leser, die sich über den Bahnhofsbuchhandel mit der jeweils aktuellen BSM-Ausgabe eingedeckt haben. Wie so vieles andere, ist inzwischen auch in dieser Hinsicht nichts mehr so, wie es einmal war: Wird das BSM – aus welchen Gründen auch immer – nur noch unregelmäßig gelesen, laden sich unsere Leser*innen heute zunehmend die ePaper-Ausgabe herunter oder bestellen das einzelne Heft über unsere Homepage. Beide Wege funktionieren und entsprechen wohl auch eher dem „State of the Art“. Die Konsequenz: Der Verkauf über den Einzelhandel hat sich für das BSM überholt und macht weder aus wirtschaftlicher noch aus ökologischer Sicht noch Sinn. Sofern Sie von dieser Entscheidung betroffen sind, hoffen wir auf Ihr Verständnis und natürlich auch darauf, dass auch Sie unser Magazin künftig auf die genannte Weise (www.ikiosk.de, www.bogensport.de) weiterbeziehen werden. Und wenn Sie sich vielleicht doch für ein Abonnement entscheiden können, wäre die Kröte am Ende richtig schmackhaft gewesen.
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Liebe Leserinnen und Leser, wir hoffen, Sie sind gut ins neue Jahr gestartet und wünschen Ihnen an dieser Stelle noch persönlich und sportlich alles Gute und den verdienten Erfolg. Seien Sie nicht allzu zerknirscht, wenn Sie Ihren erst kürzlich gefassten Vorsätzen schon wieder untreu geworden sind, denn für die meisten der Normalsterblichen gilt: „Kaum ein Weg auf Erden ist so weit, wie der vom guten Vorsatz zur Tat“ (Pearl S. Buck).
Herzlichst,
Ihr BSM-Team
Mathias Kramer im TrainingsprozessVon Günter Kuhr (Foto: BSM / M. Kramer)
Leseprobe aus dem BOGENSPORT MAGAZIN 6/2023
Im Oktober 2021 wurde Mathias Kramer in den Bundeskader berufen. 2023 gewann er in der Klasse U21 die Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft der Junioren. Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Schlosser wurde Mathias Kramer aufgrund einer Empfehlung des Bundestrainers im April 2023 Sportsoldat bei der Bundeswehr und ist dort aktuell Obergefreiter. Er tritt mit dem neuen Sportjahr im Herrenteam an und hat sich mit anderen Athleten des Bundeskaders das Ziel gesetzt, die Anzahl der Quotenplätze der Männer für die Olympischen Spiele 2024 von aktuell einem Startplatz auf drei zu erhöhen. Darauf richtet Mathias Kramer sein Training aus. Wir werden dieses Trainingsjahr hier im Bogensport Magazin für ein Jahr begleiten und damit einen Einblick in das Training im Leistungssport geben.
Mit seinem letzten Pfeil im Goldfinale der Junioren bei der Deutschen Meisterschaft im Freien 2023 holte sich Mathias Kramer sein DM-Gold. Dieser letzte Pfeil leitete für ihn auch das Ende der Freiluftsaison ein. Als Sportsoldat stand er bereits in der Grundausbildung bei der Bundeswehr, die für ihn im September 2023 in Hannover startete. Im Ausbildungszentrum der Bundeswehr verbrachte der Sportsoldat seine Regenerationsphase und ließ in dieser Zeit den Recurvebogen stehen. Die freien Wochenenden nutzte Mathias für ein entspanntes Training mit dem Compoundbogen auf dem Bogensportgelände seines Heimatvereins in Werlte. „Es war keine Regeneration mit Urlaub, wie es üblich wäre, und dennoch eine regenerative Zeit, um den Kopf freizubekommen vom hohen Trainingspensum im Bogenschießen. Insofern konnte ich die Zeit für die Regeneration nutzen“, sagte Mathias über die Zeit der Grundausbildung bei der Bundeswehr.
Mit der sportmedizinischen Untersuchung ins neue Sportjahr
Am 4. Oktober startete Mathias seine Wiederaufnahme des Trainings zunächst auf dem Bogensportgelände seines Heimatvereins, am 9. Oktober begann das offizielle Bundeskadertraining des neuen Sportjahres. Gleich zum Beginn der Wiederaufnahme des Trainings erfolgen erste Gespräche mit dem Bundestrainer sowie eine sportmedizinische Untersuchung am Institut für Angewandte Trainingswissenschaften (IAT) in Leipzig.
Zielstellungen
Das neue Sportjahr hat begonnen und damit auch eine Zielstellung für Mathias, die hier sehr allgemein dargestellt werden soll. In Bezug auf die Technikarbeit hat er sich das Ziel gesetzt, die Konstanz seiner Bewegungsausführung zu verbessern. Damit möchte er ein hohes Leistungsniveau stabilisieren und sich in das Team hineinarbeiten, das 2024 um die noch verfügbaren Quotenplätze für die Olympischen Spiele antreten wird. Für die kaderinternen Ausscheidungen visiert Mathias die Teilnahme an der Europameisterschaft und den Olympischen Spielen an.
Training in der Vorbereitungsperiode 1
Die Vorbereitungsperiode 1 (VP 1) startete zum Beginn des neuen Sportjahres im Oktober. Sie bestimmt die Trainingsinhalte und die Trainingsumfänge. Der Bundestrainer entwickelt für die Athleten die Trainingspläne. Angesetzt sind in der VP 1 rund 1000 bis 1500 Trainingspfeile pro Woche sowie 300 Minuten für das Athletiktraining. Dabei handelt es sich um Minimalwerte, die von den Athleten auch hochgesetzt werden können. Mathias kann als Sportsoldat ein höheres Pensum leisten und trainiert in dieser Trainingsperiode eher 1500 bis 2000 Pfeile in der Woche. Für das allgemeine Krafttraining nutzt Mathias überwiegend den naheliegenden Athletikraum am Olympiastützpunkt Berlin. Dieses Krafttraining hat bei den hohen Pfeilzahlen eine besondere Bedeutung, um unter anderem auch muskuläre Dysbalancen auszugleichen. Für das Lauftraining nutzt Mathias Laufstrecken an nahegelegenen Seen oder bei schlechtem Wetter das Laufband im Athletikraum.
Eines der Ziele in der VP 1 ist die Technikentwicklung unter Laborbedingungen, das heißt die Entwicklung einer optimalen Schießtechnik ohne Störeinflüsse, wie etwa durch Wind. Mathias nutzt diese Trainingsperiode für die Stabilisierung des Druckpunktes an der Griffschale sowie für die Umsetzung einer stabilen Kopfposition, da er in der Vergangenheit den Kopf während des Ankerns leicht nach oben bewegt hatte. Dadurch war der Kopf nicht immer in der gleichen Position. Beim Training setzt er Videotechnik ein, so dass er über die Delay-Funktion unmittelbar nach dem Schuss die Qualität seiner Bewegungsausführung eigenständig prüfen kann. Am Bundesstützpunkt steht für dieses Training eine Videostation bereit. Stützpunkttrainer Thomas Heinrich arbeitet in Berlin mit den Athleten zusammen. Hinzu kommen regelmäßige Stützpunkttrainings mit dem Bundestrainer Oliver Haidn. Diese Trainings am Bundesstützpunkt in Berlin werden etwa alle drei Wochen ergänzt durch Trainingsmaßnahmen in Antalya, die jeweils eine Woche dauern. Während das Training auf der olympischen 70-Meter-Distanz während der kalten Monate in Berlin aus Holzbaracken heraus erfolgt, kann in Antalya bei angenehmen Temperaturen im Freien trainiert werden.
Leistungsdiagnostik
Im Rahmen der Leistungsdiagnostik werden verschiedene Parameter erfasst. Dazu zählen neben Schießleistungen auch speziell entwickelte Kraft- und Ausdauertests. Zum Saisonbeginn wird beispielsweise auch der Startwert der speziellen Maximalkraft festgestellt (vgl. Abb. 4). Ein Messgerät wird dafür zwischen Mittelteil und Sehne eingehängt, während Mathias im Vollauszug
Bereits im Oktober schoss Mathias erste Leistungskontrollen zum Ende eines Trainingslehrganges in Antalya mit 72 Pfeilen auf 70 Meter.
Trainingsbestleistung im Oktober 2023 auf 70 Meter
36 Pfeile – 344 Ringe
72 Pfeile – 680 Ringe
Der Schwerpunkt des Trainings liegt deutlich auf der olympischen Distanz. Mathias wird während der Hallensaison die Bundesliga für den BSC Sherwood Herne schießen. Hier geht es dann um einen besonderen Spaßfaktor. Das Training auf die 18-Meter-Distanz absolviert er in der Regel einen Tag vor einem Bundesligawettkampf. An den anderen Trainingstagen steht dann wieder die 70 Meter-Distanz auf dem Programm. Damit endet hier der erste Teil aus dem Trainingsprozess von Mathias Kramer.
Ein typischer Trainingstag
Die Trainingsinhalte variieren je nach Wochentag. Beim Schießtraining stehen die vorgegebenen Pfeilzahlen im Fokus. Die Dauer des Schießtrainings kann variieren, je nachdem, in welcher Zeit die vorgegebenen Pfeilzahlen absolviert wurden. Das folgende Beispiel orientiert sich an einem Mittwoch im Oktober 2023. Die angegebenen Zeiten bleiben flexibel.
8:15 Uhr – Frühstück und anschließend Vorbereitung für den Trainingstag
9:00 Uhr – Bogenaufbau in der Bogenhalle
9:10 Uhr – Koordinationstraining
9:20 Uhr – Allgemeines Aufwärmen und Theraband-Programm
9:30 Uhr – Einschießen, wahlweise auf Kurzdistanz oder 70 Meter
10:00 Uhr – Schießtraining mit variablen Inhalten, wie etwa Techniktraining
12:30 Uhr – Mittag
13:00 Uhr – Schießtraining mit variablen Inhalten
17:00 Uhr – Athletiktraining im Kraftraum
18:30 Uhr – Physiotherapie (wenn Therapeut verfügbar)
Das allgemeine Krafttraining findet jeweils montags, mittwochs und freitags statt, das Ausdauertraining jeweils dienstags und donnerstags.
Sportsoldaten bei der Bundeswehr
Neben der Sportfördergruppe bei der Bundespolizei gibt es die Sportsoldaten der Bundeswehr. Die Plätze in diesen Gruppen sind begrenzt. Die Bundestrainer der verschiedenen Sportdisziplinen können Empfehlungen für die Aufnahme aussprechen, wenn für eine Athletin oder einen Athleten eine positive Prognose für internationale Wettkampferfolge bescheinigt werden kann. Aus dem DSB-Bundeskader der Bogensportler sind aktuell Florian Unruh, Maximilian Weckmüller, Clea Reisenweber, Moritz Wieser und Mathias Kramer im Pool der Sportsoldaten. Diese staatlichen Sportförderprogramme ermöglichen es den Athleten, ein intensives Training auf dem Niveau von Profis zu absolvieren. Parallel zum Trainings- und Wettkampfgeschehen durchlaufen die Sportsoldaten ihre Ausbildung bei der Bundeswehr.
Die Fortsetzung folgt in der kommenden Ausgabe des Bogensport Magazins (BSM 1/2024) am 7. Februar 2024.
Nach dem Motto „besser spät als nie“ haben wir Ihnen unseren BSM-Kalender zum Download auf die Homepage gestellt. Es freut uns sehr, dass der entsprechende Link sogar vermisst wurde. Vielen Dank für die freundliche Erinnerung – auf dass Sie uns das ganze Jahr über in guter Erinnerung behalten mögen.
Und HIER geht’s zum Download.
Editorial zur Ausgabe 6/2023Liebe Leserinnen, liebe Leser,
es ist ein hehres Ziel, das sich Mathias Kramer und seine Kollegen vom Bundeskader gesetzt haben. Es geht um nicht weniger, als die Anzahl der Quotenplätze für die kommenden Olympischen Spiele von derzeit einen auf drei zu erhöhen. Ob’s gelingt, werden wir sehen – sämtliche Daumen des BSM-Teams sind jedenfalls fest gedrückt (und ganz nebenbei glauben wir natürlich auch an den Erfolg). Dass sportliche Ziele in aller Regel mit einer Menge hartem Training verbunden sind, versteht sich von selbst, doch wie ein solches Training konkret aussieht, lässt sich meistens nur vermuten. Umso mehr freut es uns, dass wir Mathias in diesem Trainingsjahr begleiten dürfen und sicherlich hoch interessante Einblicke mit unseren Leserinnen und Lesern teilen können. Vielen Dank hierfür, lieber Mathias.
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Jedes noch so realistische Ziel droht in weite Ferne zu rücken, wenn die Sportlerinnen und Sportler nicht den Freiraum haben, so zu trainieren, wie es die Zielsetzung erfordert. Deshalb halte ich es für wichtig, immer wieder auf die immense Bedeutung der staatlichen Sportförderprogramme hinzuweisen, die es unseren Athlet*innen ermöglichen, sowohl ihren beruflichen als auch ihren sportlichen Werdegang zu verfolgen – und zwar so, ohne dass das eine hinter dem anderen zurückbleiben muss. Neben Mathias Kramer sind auch Florian Unruh, Maximilian Weckmüller, Moritz Wieser und Clea Reisenweber im Pool der Sportsoldaten, zu den prominenten Vertreterinnen der Sportfördergruppe der Bundespolizei gehören beispielsweise Elisa Tartler, Michelle Kroppen und Lisa Unruh. Ein Blick auf die Erfolge zeigt, dass das Modell funktioniert – höchste Zeit also, für ein dickes Lob!
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Um bei den Zielen zu bleiben: Sebastian Kollarek hat im August an den World Games des Internationalen Blindensportverbands (IBSA) in Birmingham teilgenommen und konnte sich dort als erster VI-Bogenschütze aus der Bundesrepublik für internationale Bogenwettkämpfe klassifizieren („VI“ steht für „Visual Impaired“). Bei den im Anschluss stattfindenden „British-Blind-Sports-Archery-Championships“ erreichte der Zwanzigjährige den dritten Platz. Ein großartiger Erfolg in Anbetracht der Tatsache, dass es Sebastians erste Teilnahme an einem internationalen Event im Ausland war. Kurzfristig möchte Sebastian an der Para-EM in Rom, mittelfristig auch an der Para-WM und den Paralympics teilnehmen. Im Gespräch mit BSM-Autorin Anna Lena Gangluff hat uns der sehbehinderte Sportler erzählt, wie es ihm in Birmingham ergangen ist. Wer nun eine Geschichte von den Mühen und Beschwerlichkeiten eines Behindertensportlers erwartet, liegt allerdings völlig daneben. Freuen Sie sich auf ein durchweg mutmachendes Interview mit einem positiv eingestellten, jungen Mann, der neugierig und motiviert die kommenden Herausforderungen angeht. Allein schon das macht die Geschichte lesenswert.
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Hand auf’s Herz: Wie weit sind Sie dieses Jahr mit der Besorgung Ihrer Weihnachtsgeschenke? Schon alles erledigt? Dann können Sie sich, im Gegensatz zu mir, ganz entspannt zurücklehnen und schauen, ob bei unseren Geschenke-Tipps vielleicht auch etwas für Sie selbst dabei ist. Wenn nicht, wird’s Zeit, und Sie widmen sich unseren Tipps vielleicht nicht ganz so entspannt … Wie dem auch sei: Wir hoffen, Sie werden (noch rechtzeitig) fündig.
Das BSM-Team wünscht Ihnen heute schon eine besinnliche und schöne Weihnachtszeit, kommen Sie gut und mit den „richtigen“ Vorsätzen ins neue Jahr und vor allem: bleiben Sie gesund.
Herzlichst,
Ihr BSM-Team
„Mein Fokus liegt immer auf dem folgenden Schuss“Von Günter Kuhr (Foto: Dean Alberga)
Leseprobe aus dem BOGENSPORT MAGAZIN 5/2023
Florian Unruh blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück. Bei den European Games gewann er die Goldmedaille im Einzel und sicherte zudem einen Quotenplatz für die Olympischen Spiele 2024. Bei der Weltmeisterschaft in Berlin folgte die Silbermedaille, die er zusammen mit Michelle Kroppen im Mixed Team-Wett-bewerb gewann. Als wir Ende August dieses Interview führten, lag Florian Unruh auf Platz drei der Weltrangliste. In diesem Interview gewährt der Sportsoldat einen Einblick in die bewegenden Momente der Saison, er spricht über seine Strategien, mit denen er Wettkämpfe bewältigt, über das Training und die Unterschiede von Leistungskontrollen sowie über seine Ziele nach den Olympischen Spielen 2024.
BSM: Du stehst nach einer erfolgreichen Saison aktuell auf Platz drei der Weltrangliste. Welchen Stellenwert hatte für dich diese Saison?
Florian Unruh: Insgesamt bin ich zufrieden, bessere Leistungen sind natürlich immer möglich. Schwierig ist der Vergleich zu vorherigen Jahren, doch die Saison 2023 zählt bei mir auf jeden Fall zu den guten. Es gab in dieser Saison Phasen, in denen ich so gut schoss wie nie zuvor. Eine höhere Leistungskonstanz wäre dennoch wünschenswert gewesen. Beispielsweise hätte ich mir ein besseres Ergebnis beim letzten World Cup in Paris gewünscht, doch insgesamt bin ich mit der Saison zufrieden.
BSM: Du bist Sieger der European Games 2023 und konntest damit einen Quotenplatz für die Olympischen Spiele 2024 sichern. Ist hier bereits Leistungsdruck abgefallen, so dass du entspannter in die Weltmeisterschaft gehen konntest?
Florian Unruh: Der Sieg bei den European Games war für mich überraschend, denn ich ging nicht davon aus, Gold zu gewinnen. Eher glaubte ich daran, dass wir mit dem Mixed Team den Quotenplatz holen. Der Sieg und der bereits gesicherte Quotenplatz im Einzel haben die WM tatsächlich entspannter gemacht, weil damit Druck abfiel. Im Olympiazyklus für Tokio hielt die Anspannung deutlich länger an, weil erst ziemlich zum Ende der Einzelquotenplatz gesichert werden konnte. Bei der WM in Berlin konnten wir uns deutlicher auf den Quotenplatz für das Team der Männer konzentrieren, auch wenn es letztendlich nicht gereicht hat.
BSM: Mit der Einstellung, die European Games nicht zu gewinnen, bist du sicher nicht nach Krakau gefahren?
Florian Unruh: Tatsächlich nicht. Ich fahre immer in einen Wettkampf, meine Leistung bestmöglich abzurufen. Wohin mich das dann im Wettkampf führt, hängt auch von den Leistungen der anderen Athleten ab, insbesondere in den Matches. Auf die Leistungen der Matchpartner habe ich keinen Einfluss. Ich kann mich nur darauf konzentrieren, was ich umsetze. Wichtiger finde ich es, sich im Klaren zu sein, wie weit es im Wettkampf gehen kann, wenn es gut läuft. Auf keinen Fall sollte man etwas ausschließen. Das heißt, ich bin auch bei der Weltmeisterschaft in Berlin mit dem Bewusstsein angetreten, dass ich Weltmeister werden kann, wenn alles gut läuft. Ich schließe das niemals aus, bin aber auf der anderen Seite auch Realist und wusste, dass der Sieg bei der WM nicht das wahrscheinlichste Szenario ist. Ich halte einfach alle Möglichkeiten offen.
BSM: Wo liegt dein Fokus während des Wettkampfes?
Florian Unruh: Mein Fokus liegt immer auf dem folgenden Schuss. Konkret konzentriere ich mich auf das Detail, das nach meiner Einschätzung in dem Moment wichtig ist, um den nächsten Pfeil gut zu schießen. An jedem Wettkampftag und in jeder Phase des Wettkampfes kann mein Fokus wechseln. Manchmal liegt mein Fokus mehr auf der rechten Seite, manchmal mehr auf der linken Seite. Mal geht es darum, locker zu sein, mal geht es darum, die Spannung zu erhöhen. Das kann innerhalb des Wettkampfes wechseln. Im Grunde genommen bin ich ständig auf der Suche danach, was ich machen muss, damit der folgende Schuss optimal wird. Diese Suche beginnt schon bei den Probepfeilen. Es geht immer darum, die Qualifikationsrunde und später die Matches bestmöglich abzuschließen. Wenn ich aber weiß, dass ein Satz eines Matches aufgrund der vorgelegten Ringzahl nicht mehr zu gewinnen ist, probiere ich mit dem folgenden Schuss auch mal Dinge aus, beispielsweise eine Korrektur an Details der Schießtechnik oder bei Wind einen anderen Anhaltepunkt auf der Scheibe. Das ist möglich, weil ich dann einen freien Schuss habe, bei dem die Ringzahl keine Rolle mehr spielt.
BSM: Du hast dich mit den Erfahrungen der letzten Jahre zu einem Routinier auf den internationalen Wettkampffeldern entwickelt. Wie hoch war dein Stresspegel beim Eintritt in das Goldfinale der European Games?
Florian Unruh: Als das Goldfinale begann, war der Quotenplatz für die Olympischen Spiele bereits gesichert, und so konnte ich recht gelassen in das Match gehen. Der Stresspegel auf einer Skala war geschätzt bei sechs von maximal zehn Punkten. Den maximalen Stresslevel hatte ich wohl im Jahre 2021 in Antalya bei dem Quotenplatzturnier im Rahmen der EM. Das letzte Match war entscheidend für einen Quotenplatz, und das hat den Stresslevel deutlich hochgesetzt. Damals lag ich sicher am Ende der Skala des Stresslevels. Im Goldfinale der European Games hingegen war die Chance auf den Sieg bei fünfzig Prozent, weil Miguel Alvarino Garcia und ich etwa auf dem gleichen Leistungslevel schießen. Ich wusste das und ging deshalb recht entspannt in das Goldfinale. Hinzu kommt eine Besonderheit der European Games. Die Matche, die ich an diesem Tag schoss, fanden alle auf dem gleichen Platz statt, und das reduziert den Stress ebenfalls.
BSM: Bei der Weltmeisterschaft in Berlin konntest du zusammen mit Michelle Kroppen die Silbermedaille der Mixed Teams gewinnen. War das Match gegen Südkorea eine Besonderheit?
Florian Unruh: Ja klar (lacht). Es ist klar, dass ein Match gegen Südkorea eine besondere Herausforderung ist. Aber auch vor einem solchen Match schließe ich nichts aus, so dass letztlich alles möglich bleibt. Es war eine knappe Entscheidung, denn wir waren mit den Ringzahlen der Sätze dicht dran an Korea. Letztlich hat es nicht gereicht für den Sieg, und die Silbermedaille ist ein gutes Resultat. Es gab unmittelbar vor dem Match eine besondere Situation. Die Koreanerin des Mixed Teams kam spät zum Goldfinale, denn sie hatte noch auf dem Maifeld trainiert. Sie hatte es gerade noch geschafft, ihren Zweitbogen aufzubauen, aber nicht mehr, auch nur einen Trainingspfeil auf dem Finalfeld zu schießen und eine vielleicht notwendige Korrektur am Visier vorzunehmen. Diese unvorbereitete Situation der Koreanerin hätte für uns einen Vorteil ergeben können. Als sie dann aber den ersten Pfeil in die Zehn schoss, war klar, dass sie sofort gut in das Finale reinkommen würde. Unsere bessere Vorbereitung brachte uns in diesem Fall keine Pluspunkte. Auf jeden Fall war es zum Ende ein schönes Match, das Spaß gemacht hat, vor allen Dingen vor dieser schönen Kulisse des Finalplatzes mit den vollen Zuschauerrängen.
BSM: Mit Lisa hatten wir in der Vergangenheit ein Interview über die Meditation gemacht. Meditierst du selbst auch, oder hast du andere mentale Werkzeuge, um die Herausforderungen des Wettkampfes zu bewältigen?
Florian Unruh: Ich meditiere nicht. Ich habe einfach ein Grundvertrauen, mit dem ich in die Wettkämpfe gehe. Mir hilft es, im Vorfeld die Chancen gedanklich zu analysieren und mit einer realistischen Erwartung in den Wettkampf zu gehen. Wenn ich in den Wettkampf gehe, weiß ich, was ich erwarten kann und was ich nicht erwarten kann. Das ist ein sehr abgeklärter Zustand. So werde ich nicht großartig überrascht, und alles bleibt letztlich im Bereich einer Möglichkeit.
BSM: Kannst du einen kurzen Abriss über die Vorbereitung auf die European Games und die Weltmeisterschaft geben?
Florian Unruh: Im Vorfeld waren wir wöchentlich oder zumindest zweiwöchentlich auf Wettkämpfen. Das Programm war dadurch vorgegeben. Diese Wettkämpfe bieten zwischen den Einsätzen immer auch die Möglichkeit, noch zu trainieren. Allerdings ist es nicht ganz einfach, die Balance zwischen dem Wettkampf, der Regeneration und dem Training zu finden. Das Training umfasst dann vielleicht noch 50 bis 100 Pfeile am Tag. Nach der Rückkehr von einem Wettkampf ging ich entspannter in den ersten Trainingstag mit einer eher niedrigen Pfeilzahl. An den anderen Tagen nutzte ich dann jeweils etwa fünf bis sieben Stunden für das Schießtraining, und es standen viele Leistungskontrollen auf dem Programm. Dabei haben wir am Bundesstützpunkt auch Matchtrainings mit den Teams gemacht. Diese Tage nutzte ich auch, um das Material zu prüfen und, wenn es erforderlich war, Anpassungen vorzunehmen. Vorbereitend auf die WM haben wir schon auf dem Maifeld trainiert, und das hat uns geholfen. Hier war das Mannschaftstraining ein Schwerpunkt.
BSM: Wie hoch ist dein Bedarf für das Techniktraining nach einer Wettkampfwoche?
Florian Unruh: Es kann schon sein, dass ich nach einem Wettkampf zurückfinden muss zur optimalen Technik. Das ist sehr unterschiedlich. Ist die Technik nach einem Wettkampf stabil, gehe ich sofort in die Leistungskontrollen. Es kann auch sein, dass ich die Leistungskontrolle nutze, um die Technik zu stabilisieren. Ist das nicht zielführend, arbeite ich erst an der Technik, bevor ich die nächste Leistungskontrolle schieße. Die Leistungskontrollen sind allerdings auch unterschiedlich. Manchmal schieße ich eine Leistungskontrolle, arbeite dabei an der Technik und notiere nebenbei die Ergebnisse, oder ich notiere die Ergebnisse in einer App, so dass ich die Gruppen analysieren kann. Dann gibt es aber auch Leistungskontrollen mit vorgegebenen Probepfeilen, in denen das volle Leistungspotenzial abgerufen wird. Leistungskontrollen unterscheiden sich also, und ich nutze sie teilweise für die Technikarbeit, wenn es erforderlich ist.
BSM: Vor den Olympischen Spielen in Paris liegt die Hallensaison. Wirst du Hallenwettkämpfe und die Bundesliga schießen, oder liegt der Fokus im folgenden Winter komplett auf den Vorbereitungen für die Spiele in Paris?
Florian Unruh: Das Training fokussiert sich tatsächlich auch im Winter überwiegend auf die 70 Meter, lediglich einen halben bis einen Tag in der Woche werde ich für das Training der 18 Meter-Distanz nutzen. Hallenwettkämpfe werde ich schießen. Die Bundesliga beispielsweise ist perfekt, um Erfahrungen und Routinen im Teamwettbewerb zu stärken. Außerdem macht die Bundesliga extrem viel Spaß und gibt Motivation und Energie, die ich mit in das Training nehmen kann. Gäbe es diese Hallenwettkämpfe nicht, hätte ich Probleme, die Motivation für das Training aufrecht zu halten. Auch die Wettkämpfe in Nîmes und in Las Vegas sind für mich wichtige Bestandteile der Saison. Das Training ist aber nicht auf die maximale Leistungsentwicklung bei den 18 Meter-Wettkämpfen ausgerichtet – hier geht es vor allem um Spaß und um den Erhalt der Motivation.
BSM: Wo konkret trainierst du während des Winters die 70 Meter-Distanz?
Florian Unruh: Am Bundesstützpunkt nutzen wir beheizte Holzbaracken, aus denen wir herausschießen auf die 70 Meter. Zudem steht uns eine Leichtathletikhalle zur Verfügung, in der wir mehrere Stunden in der Woche die 70 Meter trainieren können. Die Halle ist auch ein guter Ort, um Abstimmungen am Material vorzunehmen. Trainingslager des Bundeskaders in wärmeren Regionen ergänzen das Training auf die weiten Distanzen.
BSM: Wechselst du das Equipment, wenn du die Hallenwettkämpfe auf 18 Meter schießt?
Florian Unruh: Das weiß ich noch nicht. Ich habe das Glück, dass ich mehrere Bögen besitze. Sollte ich mich entscheiden, einen der Bögen auf Alupfeile abzustimmen, habe ich immer noch zwei Bögen, mit denen ich X10er auf 70 Meter schießen kann. Ob ich aber zur Hallensaison auf Alupfeile wechsle oder weiter die X10er schießen werde, kann ich heute noch nicht sagen.
BSM: Du schießt seit vielen Jahren Bögen von MK Archery. Was überzeugt dich an der Zusammenarbeit mit MK Archery und an den Bögen der Marke?
Florian Unruh: Als ich vor Jahren zu MK wechselte, war es ausschließlich die Qualität, die mich überzeugte. 2013 hatte ich bei meinem alten Bogen mehrmals Probleme mit defekten Wurfarmen, die verzogen waren. Mein Händler empfahl mir MK-Wurfarme, und ich kaufte zwei Paar davon. Die Messungen ergaben, dass beide Wurfarme exakt das gleiche Zuggewicht hatten. Die Seitenverstellung des Mittelteils stand in der Nullstellung, und beide Wurfarme waren exakt gerade. Mich überzeugte die Qualität, und ich entschied mich, diese Wurfarme zu schießen. 2014 schoss ich dann noch ein Hoyt-Mittelteil mit MK-Wurfarmen. MK kam dann auf mich zu und überzeugte mich für das Sponsoring durch die Marke. Seitdem schieße ich Mittelteile und Wurfarme von MK Archery. In dieser Zeit bekam ich immer perfektes Material in hoher Qualität. Diese Qualität konnte ich auch bei den MK-Bögen anderer Schützen feststellen, die ich auf Seminaren oder Wettkämpfen sah. Die MK-Bögen lassen sich einfach gut schießen, und in den letzten Jahren gab es immer wieder Weiterentwicklungen. Mein erster MK-Bogen beispielsweise lieferte zwar gute Ergebnisse, war aber im Abschuss noch ziemlich laut. Mit jeder neuen Generation der Bögen folgten Weiterentwicklungen, und dieses laute Abschussgeräusch gibt es heute nicht mehr. Der MK S, den ich heute schieße, ist mein absoluter Lieblingsbogen, und ich mag ihn mehr als alle anderen Bögen, die ich bisher geschossen hatte. Ich mag auch das Design der Bögen, auch wenn das natürlich immer eine Frage des persönlichen Geschmacks bleibt.
BSM: Nach Ende der Freiluftsaison folgt deine Regenerationsphase. Wirst du verreisen und die Zeit genießen, oder bist du dann als Sportsoldat in den Dienst bei der Bundeswehr eingebunden?
Florian Unruh: In diesem Jahr ist für mich kein Lehrgang bei der Bundeswehr angesetzt. Ich werde zunächst noch in die Feldbogensaison einsteigen und im September bei der Feldbogen-Europameisterschaft in Italien teilnehmen. Nach der EM werde ich zusammen mit Lisa in Italien bleiben und dort eine Zeit genießen.
BSM: Die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele in Paris werden nochmal ein Kraftakt. Hast du Pläne für die Zeit nach den Spielen in Paris?
Florian Unruh: Direkt nach Paris möchte ich an der Feldbogen-WM teilnehmen, wo die Quotenplätze für die World Games 2025 vergeben werden. Und natürlich werde ich bei einer Teilnahme an der Feldbogen-WM versuchen, diesen Quotenplatz zu sichern, um den Weg zu den World Games zu eröffnen. Meine Planungen gehen also über die Olympischen Spiele 2024 hinaus.
BSM: Deine Leidenschaft für das Bogenschießen ist also ungebremst!
Florian Unruh: Auf jeden Fall.
BSM: Herzlichen Dank Florian für diesen Einblick und weiterhin so viel Erfolg auf deinem Weg.
Berlin Open 2023 – Bogenschießen der Weltklasse im Herzen BerlinsVom 8. bis 10. Dezember 2023 findet die 12. Ausgabe der Berlin Open im Bogenschießen im Horst-Korber Sportzentrum, in unmittelbarer Nähe des historischen Olympiastadions, statt. Dieses prestigeträchtige Event zieht Bogenschützen aus der ganzen Welt an und steht in diesem Jahr erneut im Zeichen sportlicher Exzellenz und Inklusion.
Die Berlin Open 2023 kennzeichnet sich durch eine Vielzahl an Wettkampfklassen: Recurve Damen, Recurve Herren, Compound Damen, Compound Herren, sowie die inklusiven Klassen Recurve W1 & Open, Compound W1 & Open und Visual Impaired. Dies unterstreicht das Engagement des Veranstalters, Bogenschießen als einen Sport zu präsentieren, der Vielfalt und Chancengleichheit fördert.
Mit bereits 436 angemeldeten Teilnehmern aus 30 Ländern zeichnet sich die Berlin Open 2023 durch eine hohe internationale Beteiligung aus. Seit der Erstaustragung im Dezember 2010 hat sich das Turnier, trotz zweier Unterbrechungen in den Jahren 2017 und 2020, als fester Bestandteil im internationalen Bogenschießkalender etabliert.
Besonders hervorzuheben sind in diesem Jahr die Topstarter, die trotz der zeitgleichen Taipei Archery Open an den Berlin Open teilnehmen. Zu ihnen gehören Mathias Fullerton aus Dänemark (Compound) – Sieger des Weltcupfinales 2023 und Vizeweltmeister im Team 2023, sowie sein Landsmann Martin Damsbo, ebenfalls Compound-Schütze und Vizeweltmeister im Team. Aus Deutschland wird Michelle Kroppen im Recurve antreten, frisch gekrönt als Weltmeisterin im Team und Vizeweltmeisterin im Mixed. Weitere Topathleten sind Marie Horackova aus Tschechien (Recurve-Weltmeisterin 2023), Przemysław Konecki und Łukasz Przybylski aus Polen (Compound-Weltmeister im Team 2023), Jay Tjin-A-Djie aus den Niederlanden (3. Platz im Team bei der Weltmeisterschaft 2023) und Steve Wijler, ebenfalls aus den Niederlanden, der bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokyo im Recurce-Mixed die Silbermedaille gewann.
Bilder: BerlinOpen2022 / (c) Leon Rösler
Editorial zur Ausgabe 5/2023Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wissen Sie, welche Aufgaben ein „Scorer“ als Mitglied einer Field-Crew übernimmt? Ich gebe zu, ich hatte zwar eine Idee, aber sicher war ich mir nicht – zumal es da ja auch noch die „Runner“ gibt … Oder kennen Sie Natalie Maier? Immerhin war sie beim Finale der vergangenen Bogen-WM in Berlin mit von der Partie. Völlig egal, ob Sie diese Fragen nun mit einem Ja oder einem Nein beantworten können, empfehle ich Ihnen, sich das Interview unserer Autorin Anna Lena Gangluff mit eben jener Natalie Maier zu Gemüte zu führen. Natalie ist quasi ein Profi auf ihrem Gebiet: Sie war bereits bei fünf großen Wettkämpfen dabei, hat als „Volo“ ihren Teil dazu beigetragen, dass die Wettkämpfe reibungslos über die Bühne gegangen sind. Man spürt beim Lesen förmlich, dass „Bock auf Ehrenamt“ nicht nur ein Slogan sein muss, sondern dass der Job richtig Spaß machen kann – vorausgesetzt, die Ehrenamtlichen fühlen sich gut organisiert und aufgehoben. Wenn Sie zufällig mindestens einen dauerzockenden Heranwachsenden (m/w/d) zuhause beherbergen, lassen Sie den Artikel doch einfach mal zufällig auf dem Küchentisch liegen – und hoffen, so wie ich, auf die Entfaltung einer inspirierenden Wirkung. Eventuelle Erfolgsmeldungen nehmen wir gerne unter redaktion@bogensport.de entgegen.
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Gleicher Wettkampf, gleicher Ort, Bogen-WM Berlin. Nur wechseln wir in unserem nächsten Interview die Perspektive von der zweiten in die erste Reihe, was an dieser Stelle keinesfalls wertend missverstanden werden darf. Wer die WM im Internet (z. B. auf bogensport.de) aufmerksam verfolgt hat, weiß, dass der unglaubliche Erfolg unserer Recurve-Damen alles andere als ein Selbstläufer war. Die Einzel-Wettbewerbe liefen nicht wie erhofft, Fehlinformationen über die Zuteilung der Quotenplätze für Paris 2024 führten zu Irritationen, der bevorstehende Job-Wechsel des Trainers dürfte schon bekannt gewesen sein – all das sind Faktoren, die durchaus dazu geeignet scheinen, am Nervenkostüm eines „Normalsterblichen“ zu kratzen. Unsere drei Recurve-Damen haben sich damit arrangiert und am Ende reüssiert: Herzlichen Glückwunsch, liebe Kathi Bauer, Michelle Kroppen und Charline Schwarz – das gesamte BSM-Team gratuliert von Herzen. Nachdem sich die Wogen etwas geglättet haben, wollten wir von den Dreien wissen, wie sie die Heim-WM und das Drumherum erlebt haben.
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Zweifellos gibt es sie, die Probleme der Vereine mit ihren Trainingsstätten. Mal befinden sie sich in niemals enden wollenden Genehmigungsschleifen, mal werden seitens der Kommunen Pachtverträge aufgekündigt, ohne Alternativmöglichkeiten aufzuzeigen. Wer das Internet nach entsprechenden Meldungen durchforstet, wird schnell und reichlich bedient. Leider! Umso erfreulicher liest sich der Erfolgsbericht unseres Mitarbeiters Günter Kuhr, der am Beispiel des BSC Werlte aufzeigt, dass es auch ganz anders laufen kann. Im niedersächsischen Werlte wurde eine behindertengerechte Schießhalle realisiert, die Distanzen bis zu 90 Metern zulässt und vor allem, die finanziert war, bevor der erste Pfeil geflogen ist. Zugegeben: Dies hat nicht nur mit Engagement und Zielstrebigkeit zu tun, hierfür braucht es auch eine Menge Glück und Zufälle, die einem ausnahmsweise auch mal „in die Karten“ spielen. Ohne Initiator Hermann Nortmann, der als Parasportler nicht weniger als acht Olympische Medaillen nach Hause brachte, wäre es wohl schwierig geworden. Der absolut verdiente Prominentenstatus, wie auch etliche, eher idealistisch motivierte Helfer, haben sicherlich einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg geleistet. Es gibt sie also doch noch, diese wohltuenden und erfrischenden „Mutmacher-Geschichten“ mit Happy End. Wenn Sie auch so eine erzählen können, lassen Sie es uns gerne wissen.
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Soweit die Appetizer …. Dass wir, wie immer, mehr zu bieten haben, versteht sich von selbst. Beispiele gefällig? In unserem Expertengespräch mit Sebastian Rohrberg steht in dieser Ausgabe das Coaching im Mittelpunkt, Florian Unruh gewährt Einblicke in eine ebenso bewegende wie erfolgreiche Saison und BSM-Autor Tom Krenz lässt es mit seinen „Geschichten aus dem Leben“ wieder gehörig „menscheln“. Viel Spaß.
Herzlichst,
Ihr BSM-Team
Dr. Spot: Fragen an das BSM-Experten-TeamNach dem Motto „Sie fragen – wir antworten“ veröffentlicht das BSM regelmäßig hilfreiche Tipps rund ums Bogenschießen. Wenn Sie ebenfalls mal Rat & Hilfe unseres Experten-Teams benötigen, lassen Sie es uns gerne wissen: dr.spot@bogensport.de. Im Folgenden lesen Sie Fragen und Antworten aus unserer Ausgabe 4/2023.
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Frage an das Experten-Team:
„Weshalb richten einige/viele Top-Bogenschützinnen (z.B. An San, Penny Healey) vor/in der „Zugposition“ ihren Bogen/Pfeil gen Himmel? So wie Penny Healey auf dem Titelblatt der Ausgabe Juni/Juli 2023. Ich beobachte diese „Zugposition“ nur bei den Damen, nicht bei den Herren, weshalb? Auch konnte ich in der Literatur bisher keinen Grund für diese Zugposition gen Himmel finden.“
Antwort von Günter Kuhr:
Zunächst muss darauf hingewiesen werden, dass die Technikausführung mit dem extrem hoch ausgerichteten Bogen in der „Vorspannposition“ (mit entsprechender Vorspannung) nach der DSB-Sportordnung in Deutschland nicht regelkonform ist, hingegen verstößt diese Technikvariante nicht gegen das internationale Regelwerk. Daher ist diese Technikausführung gelegentlich bei Athletinnen und Athleten anderer Nationen zu sehen. Im Hinblick auf die Schießtechnik kann eine erhöhte Position des Bogens in der Vorspannposition genutzt werden, um die Bogenschulter in einer tiefen Position zu halten. Dazu ein kurzer Ausflug in die Biomechanik: Wenn nach dem Erreichen der Vorspannposition das Laden (Auszug des Bogens) erfolgt, wirken die sich aufbauenden Kräfte bei erhöhter Position des Bogens/Bogenhand über den Bogenarm von oben herab auf die Bogenschulter und unterstützen so eine tiefe Position der Schulter. Die Technik entlastet während des Ladens die beteiligten Muskelgruppen, die am Tiefhalten der Bogenschulter mitwirken. Kinder, Jugendliche und Frauen, die im Vergleich zu Männern über weniger Muskelmasse verfügen, profitieren im besonderen Maße von dieser Technik der erhöhten Position des Bogens in der Vorspannposition. Aber auch Männer mit höheren Zuggewichten können diesen Effekt nutzen. Letztlich ist dafür diese zum Teil extrem hohe Position des Bogens in der Vorspannposition nicht erforderlich, sondern eher der Individualität in der Technikausführung zuzuordnen. Um diese Kräfte zur Unterstützung einer tiefen Bogenschulter zu nutzen, genügt es, die Bogen- und Zughand parallel anzuheben, so dass sie in der Vorspannposition etwa auf Augenhöhe stehen. Beim Einleiten des Ladens entsteht der gewünschte Effekt, bei dem die zunehmenden Kräfte den Bogenarm von oben herab drücken und die tiefe Position der Bogenschulter unterstützen.
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Frage an das Experten-Team:
„Mich würde interessieren, wie hoch in Deutschland der Bogen gehalten werden darf. Was wäre gemäß der DSB-Sportordnung regelkonform?
Antwort von Sabrina Steffens:
Die Sportordnung sagt Folgendes: „Ein Schütze, der beim Ausziehen des Bogens eine Technik verwendet, durch die nach Ansicht der Kampfrichter ein unbeabsichtigt ausgelöster Pfeil über die Sicherheitszone oder die Sicherheitsvorkehrungen hinausfliegen kann, und der diese Technik nach einem entsprechenden Hinweis eines Kampfrichters trotzdem weiter anwendet, ist sofort zu disqualifizieren.“
Anhand von Fotos kann man nicht eindeutig feststellen, ob es sich um einen sogenannten „High Draw/Hohen Auszug“ handelt. Man muss den gesamten Auszug ansehen, um beurteilen zu können, ob der Schütze wirklich zu hoch auszieht, denn maßgebend ist nicht die Position des Bogens, sondern an welchem Punkt der Schütze anfängt, die Sehne auszuziehen und wann er im Vollauszug steht. Wenn wir das Titelbild des BSM Ausgabe Juni/Juli 2023 betrachten, hebt diese Schützin zwar den Bogen sehr hoch, hat aber noch gar nicht mit ihrem Auszug angefangen. Würde sie also die Sehne jetzt loslassen und so den Pfeil lösen, würde dieser höchstens ein paar Meter vor ihr auf den Boden fallen, was keinerlei Gefahr darstellt. Auch auf der Weltmeisterschaft in Berlin wurden Fotos von einer Recurve-Schützin gemacht und veröffentlicht, die ihren Bogen sehr weit in Richtung Himmel hält, jedoch ohne die Sehne auszuziehen. Beim Recurvebogen entfaltet sich die volle Wurfkraft erst im Vollauszug; das ist der Moment, in dem der Pfeil nach dem Lösen am weitesten fliegen würde. Würde also die Schützin auf dem Foto in dieser Position im Vollauszug oder fast im Vollauszug stehen, wäre dies sicherlich ein High Draw, so jedoch nicht. Beim Compoundbogen sieht es etwas anders aus. Hier ist bereits bei weniger Auszug ausreichend Wurfkraft vorhanden, um den Pfeil weit nach vorne zu schießen, da es sich beim Compound ja um ein Flaschenzugsystem handelt. Die Sportordnung beruft sich auf die „Ansicht der Kampfrichter“. Eine derartige Entscheidung trifft nie ein Kampfrichter allein. Wenn ein Kampfrichter der Ansicht ist, dass ein Schütze den Bogen zu hoch auszieht, zieht er einen Kampfrichter hinzu und anschließend noch den Leitenden Kampfrichter. Dann erst wird die Entscheidung getroffen. Wenn jedoch ein Schütze derart entsprechend wurde, muss er diese Technik sofort ändern, ansonsten wird er vom Wettkampf ausgeschlossen, da dies ein Sicherheitsrisiko darstellt.
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Frage an das Experten-Team:
„Ich suche ein ideales Fernglas, insbesondere für die Freiluftsaison. Welche Vergrößerung nutzen die Profis?“
Antwort von Maximilian Weckmüller:
Ferngläser sind ein ganz eigenes Thema, da kommt es sehr auf die Verwendung an. Wenn es auch um Feld- und 3D-Schießen geht, würde ich immer eine etwas höhere Vergrößerung wie 12-fach oder sogar 15-fach empfehlen. Die Grenze ist dabei das ruhige Halten. Wenn man die Möglichkeit hat, das Fernglas am oberen Wurfarm oder Cam abzulegen, geht 12-fach oder sogar 15-fach gut. Allerdings, wenn man es mit einer Hand ohne Auflegen benutzen muss, spürt man eher sogar Nachteile gegenüber einem 10-fach-Glas. Von einer 18-fachen Vergrößerung würde ich persönlich abraten, da die minimalen Vorteile den Preis nicht rechtfertigen und man ein eher wackliges Bild hat.
Was die Öffnung vorne betrifft kommt es ebenfalls auf die Verwendung an: Bei sonnigen Momenten reicht ein „10 x 42“ locker aus, im Wald oder in der Dämmerung ist dann das hellere Bild des „10 x 50“ ein Gewinn. Für normale WA-Runden habe ich bisher nur 10-fach und 12-fach benutzt, das reicht auf jeden Fall. Mittlerweile benutze ich aber lieber ein Spektiv als ein Fernglas.
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Frage an das Experten-Team:
„In meinem Verein habe ich gelernt, dass ich bei meinem Recurvebogen die Sehne am besten mit einer Spannschnur aufsetze. Mein Trainer sagte, dass sich sonst die Wurfarme beziehen können. Bei der Weltmeisterschaft in Berlin habe ich gesehen, dass dort auch Bögen ohne Spannschnur gespannt werden. Ist der Hinweis meines Trainers falsch?“
Antwort von Felix Wieser:
Das Aufspannen mit einer Spannschnur ist die sicherste, einfachste und schonendste Art für den Bogen. Es besteht so gut wie keine Gefahr, dass die Wurfarme beim Spannen aus der Wurfarmtasche rutschen und jemanden verletzten. Auch ist es mit Abstand die einfachste Methode und so gut wie jeder kann jeden Bogen spannen. Somit ist es auch für Anfänger leichter zu lernen. Hinzu kommt, dass bei dieser Technik kein Verdrehen der Wurfarme vorkommt, wodurch diese nicht krumm werden können. Der Hinweis Deines Trainers ist somit definitiv nicht falsch. Warum viele Profis dennoch keine Spannschnur verwenden liegt daran, dass es deutlich unkomplizierter und schneller ohne geht. Wenn man weiß, worauf man achten muss, kann auch der Wurfarm nicht rausrutschen oder sich verdrehen. Dann dauert das Aufspannen ca. 5sek und man kann weitermachen mit dem Aufbauen/Aufwärmen. Ich hoffe ich konnte Dir helfen und wenn Du oder Deine Freunde weitere Fragen habt, könnt ihr euch gerne jederzeit an Dr. Spot wenden. Sicher haben andere die gleichen Probleme.
Ist die Zeit reif für Compounder bei den Olympischen Spielen?Von Guille Garcia (Foto: Dean Alberga)
Leseprobe aus dem BOGENSPORT MAGAZIN 4/2023
Der Weltverband World Archery beantragte, das Compound-Bogenschießen in das Sportprogramm der Olympischen Spiele LA28 aufzunehmen. Der Antrag wäre nicht gestellt worden, wenn es keine guten Aussichten auf eine Aufnahme gegeben hätte. Die Entscheidung liegt allerdings allein beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Warum ist die Zeit reif für die Aufnahme des Compound-Sports in das größte Sportereignis von allen?
1. Große Trainer wechseln die Nationen
Korea hat vor kurzem seinen ersten internationalen Trainer für das Compound-Bogenschießen verpflichtet. Reo Wilde, der frühere Weltmeister im Bogenschießen, wurde Anfang des Jahres als Cheftrainer für Compound in den Kader aufgenommen. Das Land ist seit langem die führende Recurve-Nation und hat die olympischen Wettkämpfe lange Zeit dominiert. Das koreanische Compound-Programm ist relativ neu, erst etwa ein Jahrzehnt alt. Der Schritt, den 49-jährigen Wilde, der als einer der besten Compoundschützen der letzten zwei Jahrzehnte gilt, zu verpflichten und damit ausländisches Fachwissen einzubringen, ist eine klare Willensbekundung. Und Korea ist nicht das einzige große Team, das im Ausland nach Hilfe sucht. Sergio Pagni trainiert 2023 das Team in Indien. Bei zwei Weltmeisterschaften hat das Team bereits zwei Sieger hervorgebracht.
2. Hohes Niveau bei Frauen und Männern
Beim Compound-Bogenschießen geht es im Kern darum, absolute Perfektion zu erreichen. Es geht um die vollständige Kontrolle von Körper und Geist, um unter Druck Spitzenleistungen zu erbringen. Die Geschichte des Compound-Bogenschießens war früher aus Gründen, die nichts mit der Sportart selbst zu tun haben, eher von Männern als von Frauen geprägt. Aber in den letzten zehn Jahren haben sich das Niveau und die Zahl der weiblichen Eliteathleten drastisch erhöht. Angeführt wurde dieser Leistungsschub von Sara Lopez. Sie hat den Weltrekord von Reo Wilde bei den Compound-Männern von 150 Ringen mit zwölf Pfeilen im Xer-Ring beim Finale in Medellín im letzten Jahr eingestellt. Sie schaffte das, obwohl sie nicht mehr die dominierende Kraft von vor sieben Jahren ist. Die Compound-Damen-Kategorie ist derzeit wahrscheinlich die aufregendste und die am meisten umkämpfte auf der internationalen Bühne.
3. Beliebtheit
Der Compoundbogen wurde in den 1960er Jahren in den USA erfunden – als eine mechanisch effizientere Form des Bogenschießens. In den USA ist er bis heute weit verbreitet. Die internationale Anerkennung kam etwas später: 1995 wurde der Bogen bei den Weltmeisterschaften im Bogenschießen zugelassen, und in den folgenden drei Jahrzehnten etablierte sich der Bogen nach und nach in anderen Ländern. Von den fast 100 Ländern, die diesen Sommer bei den Hyundai World Archery Championships in Berlin antreten werden, schicken mehr als 70 Prozent Compound-Bogenschützen ins Rennen. Der Bogenstil ist heute international beliebt. Das gilt im Besonderen auch für die USA, wo die Olympischen Spiele 2028 stattfinden werden. Von den 3911 Bogenschützen, die sich für das weltberühmte Vegas Shoot 2023 angemeldet hatten, schießen 60 Prozent mit einem Compoundbogen. Und was ist mit dem Hauptereignis … jetzt stell dir das dramatische Finale in Las Vegas vor, aber mit dem Prestige der Olympischen Spiele im Rücken!
4. Die Kontinente
Compound-Bogenschießen ist jetzt auch bei den großen kontinentalen Multisportveranstaltungen vertreten. Bei den Europaspielen in Polen wurden zum zweiten Mal Compound-Meister in Einzel- und Mixed Team-Wettbewerben gekürt – ebenso wie bei den Panamerikanischen Spielen, die in diesem Jahr in Chile stattfinden. Bei den Asienspielen in Hangzhou gibt es zum ersten Mal ein komplettes internationales Wettkampfprogramm. 2014 wurde der Compound-Einzel- und 2018 der Compound-Mannschaftstitel vergeben. Bei der kommenden Ausgabe werden fünf Compound-Medaillen vergeben, die den fünf Medaillen in der Recurve-Disziplin entsprechen: Herren-Einzel, Damen-Einzel, Herren-Mannschaft, Damen-Mannschaft und Mixed Team. Für große Teams wie Indien, Korea und China sind diese Titel wichtige Vorboten für die Olympischen Spiele.
5. Format
Die Struktur der Wettbewerbe mit dem Recurve bei den Olympischen Spielen ist seit so langer Zeit (seit der Einführung des Kopf-an-Kopf-Wettbewerbs in Barcelona 1992) weitgehend gleichgeblieben. Die Umstellung auf die Matchplays sollte erreichen, dass der Sport innovativ ist, aber auch sicherstellen, dass die Veranstaltungen einen Mehrwert für das Programm bieten. Ist die Zeit also reif für Compound? Vielleicht – denn der vorgeschlagene 18-Meter-Hallenwettbewerb ist bei den Olympischen Spielen neu und anders – und alles passt. Die Teams nehmen den Compound-Wettbewerb ernst, mit professionellen Kadern und (manchmal ausländischen) Spitzentrainern. Die Disziplin ist weltweit beliebt, auf allen Kontinenten und in einigen der größten aufstrebenden Sportländer. Das Niveau der Weltbesten ist elitär und mit einem geringen Leistungsunterschied zwischen den besten Männern und Frauen an der Schießlinie. Und das Wichtigste in LA ist, dass der Compoundbogen zu seinen Wurzeln zurückkehren könnte, nämlich in die USA, wo dieser Bogenstil nach wie vor unglaublich beliebt ist. Ein olympischer Wettbewerb im Compound-Bogenschießen könnte die Millionen Menschen im ganzen Land ansprechen, die bereits selbst trainieren, und viele weitere dazu ermutigen, es sich einmal anzusehen.