Fünf Fragen an Holger Hertkorn

Zum Start des European Youth Cup in Sofia, Bulgarien, haben wir mit Holger Hertkorn gesprochen – dem Disziplinverantwortlichen für Compound. Thema war neben dem aktuellen Event auch der Compound-Mixed-Team-Wettbewerb, der ab 2028 Teil der Olympischen Spiele sein wird.

BSM: In gut einer Woche geht es los mit dem European Youth Cup in Sofia. Wie habt ihr euch mit dem Nachwuchsteam auf diesen wichtigen internationalen Wettkampf vorbereitet – und worauf lag euer Fokus in den letzten Wochen?
Holger Hertkorn: Wir hattten bisher zwei Lehrgänge, in denen wir zum einen das Material für die Freiluftsaison optimiert und uns mit wettkampfnahem Training auf die kommenden Wetkämpfe vorbereitet haben. Im wesentlichen bereiten sich die Athletinnen und Athleten jedoch individuell vor oder treffen sich in kleinen Gruppen zum gemeinsamen Training.
BSM: Der Youth Cup ist oft das Sprungbrett für kommende Talente – was sind deine Erwartungen und sportlichen Ziele für Sofia? Und worauf achtest du besonders bei jungen Schützinnen und Schützen in solchen Wettbewerben?
Holger Hertkorn: Für einige Sportler wird der Youth Cup das erste internationale Turnier sein. Mein Hauptaugenmerk liegt darauf, das Team bestmöglich zu unterstützen, so dass sie die gezeigten guten Trainingsleistungen, im Wettkampf umsetzen können. Hier wird sich zeigen, ob technische Anpassungen bereits verinnerlicht sind. Mit Noah Nuber haben wir aktuell einen Leistungsträger, der im letzten Jahr mit einer Goldmedaille beim Youth Cup und der EM-Silbermedaille gezeigt hat, dass er vorne mitmischen kann. Ich würde mich freuen, wenn er dieses Jahr daran anknüpfen kann und das gesamte Team mitzieht. Grundsätzlich ist es jedoch am wichtigsten Wettkampfpraxis zu sammeln, insbesondere im Hinblick auf die kommende WM in Canada.
BSM: Themenwechsel: Ab 2028 ist der Compound-Mixed Wettbewerb offiziell olympisch. Was bedeutet das für dich persönlich – und was war dein erster Gedanke, als du davon erfahren hast?
Holger Hertkorn: Natürlich habe ich mich über die Entscheidung sehr gefreut. Nicht nur wir, sondern weltweit haben Viele dazu beigetragen, unsere Disziplin populärer zu machen und diese Entscheidung herbeizuführen. Nachdem im letzten Jahr erst eine Absage kam, war das gesamte Team sichtlich enttäuscht. Nun sind natürlich Alle voller Erwartung, was nun kommt. Für mich persönlich ändert sich erst mal nichts. Es ehrt mich natürlich, nun der erste Verantwortliche dieser neuen olympischen Disziplin zu sein. Dementsprechend werde ich mich auch weiterhin voll reinhängen. Wir haben uns bereits im letzten Jahr so aufgestellt sowie einige Umstellungen vorgenommen, um im Rahmen der Möglichkeiten unser Bestes zu tun, entweder die Qualifikation zu den Olympischen Spielen zu schaffen, oder bei den World Games 2029 erfolgreich zu sein. Am diesjährigen Plan wird sich vorerst ebenfalls nichts ändern. Trotz stark gestiegener Kosten können wir die geplanten Maßnahmen durchführen.
BSM: Wird sich durch diese Entscheidung auch etwas an der langfristigen Trainingsplanung ändern? Und wie stark beeinflusst die neue Olympia-Perspektive bereits jetzt die Arbeit mit deinen Kadern?
Holger Hertkorn: Wir schauen nicht mehr von Jahr zu Jahr, was wir so machen, sondern planen langfristig. Unsere Planung ist bereits auf eventuelle Spiele bzw. World Games 2029 im eigenen Land ausgerichtet. Wir haben einige junge aufstrebende Athletinnen und Athleten im Team, die genau im richtigen Alter sind und bereits gute Leistungen abliefern und den Älteren zeigen, wo es lang geht. Das Trainerteam wurde verstärkt und wir versuchen das gemeinsame Training auszubauen. Vieles wird jedoch von Entscheidungen abhängen, die nicht in den nächsten Wochen und Monaten erfolgen werden. Wie werden wir zukünftig beim DOSB und BMI eingestuft. Gibt es zusätzliche Förderung oder nicht. Können professionelle Strukturen aufgebaut werden, unter anderem mit einem Bundesstützpunkt für Compound. Einiges ist bereits angedacht und in Planung. Aber bei aller Euphorie sollte man sich jedoch bewusst sein, dass es um eine Medaillenentscheidung geht. Sicherlich werden uns daher zukünftig nicht die Mittel zur Verfügung stehen, wie anderen Disziplinen, bei denen es um mehr Medaillen geht.
BSM: Was sind deine persönlichen Highlights und sportlichen Ziele für die nun beginnende Außensaison – national wie international?

Holger Hertkorn: Natürlich die Junioren-WM in Canada und die WM in Korea, dem Heimatland des modernen Bogenschießens. Wir arbeiten daran, mit starken Teams teilzunehmen. Diese Heighlights sind gerade für die deutschen Compounder wichtig, die aktuell noch nicht das gesamte internationale Programm absovieren können. An den WMs nehmen wirklich alle hochkarätigen Athlethinnen und Athleten der Welt teil. Hier wird sich zeigen, wie man im Vergleich zur internationalen Spitze steht und man kann natürlich viel viel lernen. National wird sicherlich die DM in Wiesbaden wieder der Top-Event des Jahres sein. Leider werden die besten Damen und Herren und auch Ich nicht dabei sein können, da zeitgleich die WM in Korea stattfindet.

Vielen Dank für das Gespräch!

(Foto: DSB)

Fünf Fragen an Nico Wiener

Diese Woche startet der erste World Cup der Saison in Florida, USA. Passend dazu haben wir mit Nico Wiener gesprochen. Der österreichische Compoundschütze gewann im März das Indoor World Series Finale in Las Vegas und holte im vergangenen Jahr beim ersten Weltcup der Saison in Shanghai die Goldmedaille. Aktuell liegt er auf Platz drei der Weltrangliste.

BSM: Im März hast du das Finale der Indoor World Series in Las Vegas gewonnen – Gratulation nochmal! Hattest du seither genug Zeit, dich auf die Outdoorsaison vorzubereiten?
Nico: Leider nicht so viel Zeit wie gewünscht, weil das Wetter einfach nicht so toll war, als dass man sehr viel Zeit mit Schießen hätte verbringen können.

BSM: Gab es in der Vorbereitung auf die Outdoorsaison bestimmte Schwerpunkte oder Veränderungen – sei es im Training oder beim Equipment?
Nico: Weil die Zeit so kurz war: einfach mal schießen – sodass man wieder rein kommt. Weil es ist doch ein bisschen was anders als Indoor 😉

BSM: Du liegst aktuell auf Platz drei im World Ranking – wie stark fließt diese Platzierung in deine Saisonplanung ein, und welche persönlichen Ziele und Highlights hast du dir für den weiteren Verlauf der Outdoor-Saison gesetzt?
Nico: Saisonziele habe ich nicht wirklich. Ich möchte bei jedem Turnier, an dem ich teilnehme, mein Bestes geben und Spaß dran haben. Werde die ganzen World Cups schießen, die World Games, wenn ich einen Quotenplatz bekomme, WM Outdoor und die Europameisterschaften WA Feld und 3D voraussichtlich.

BSM: Im vergangenen Jahr fand der erste World Cup in Shanghai statt – und du hast Gold geholt! Was ist dein Ziel für den ersten World Cup 2025 in Florida – gehst du mit einer klaren Strategie in den Wettkampf oder eher „Pfeil für Pfeil“?
Nico: Ich versuche nur auf mich zu schauen und auf mich zu konzentrieren, es Pfeil für Pfeil zu nehmen und Spaß dran haben!

BSM: Du bist diesmal als einziger Starter aus Österreich an der Schießlinie – wie gehst du mit dieser besonderen Situation um?
Nico: Es ist ein bisschen schwierig, wenn man alleine dort ist. Dennoch bin ich meinem Verband sehr dankbar, dass ich daran teilnehmen kann.

BSM: Wir wünschen dir viel Erfolg für den World Cup und eine starke Saison – danke fürs Gespräch, Nico!

(Foto: World Archery)

Korea schreibt Geschichte in Paris!

Am 28. und 29. Juli wurden die Team Wettbewerbe der Damen und Herren bei den Olympischen Spielen ausgetragen.

Damen Team:
Der große Traum von einer weiteren Medaille für das deutsche Damen-Trio platze leider früh. Im 1/8 Finale am Vormittag präsentierten sich Katharina Bauer, Michelle Kroppen und Charline Schwarz stark und besiegten Großbritannien mit 6:0. Doch im Viertelfinale mussten die Weltmeisterinnen sich geschlagen geben: mit 1:5 verloren sie gegen ein konstanteres und stabileres Team aus Mexiko. Trotz schwieriger Windverhältnisse, mit denen alle Teams, selbst Korea, stark zu kämpfen hatten, fand das mexikanische Trio schneller in seinen Rhythmus. Schwarz und Kroppen gewannen 2021 in Tokio noch Bronze, damals mit Lisa Unruh, und nach den großartigen Erfolgen des Teams mit Bauer war eine Medaille ganz klar das Ziel, doch es sollte, trotz einer wirklich beachtlichen Leistung, nicht sein. Sie landeten am Ende auf Rang 6. Die Mexikanerinnen hingegen durften sich später über Bronze freuen. Sie gewannen mit 6:2 gegen die Niederlande.
Im Goldfinale trafen China und Korea aufeinander. Für die Koreanerinnen ein ganz besonderes Match: seit den Spielen 1988 in Seoul hat das koreanische Damenteam jedes Mal Gold gewonnen bei Olympia – es ging um den 10. Titel in Folge. Bereits im Vorfeld wurde ein extrem großer Druck von Medien aufgebaut, dem die Koreanerinnen, aber auch ihr Trainer, ausgeliefert waren. Man sah es ihnen an, man merkte, dass sie nicht so leicht und befreit schießen wie sonst. Trotz einiger Ausreißer schafften sie es in Goldfinale, doch das chinesische Trio wollte auch ganz oben auf dem Treppchen stehen. Und obwohl Korea bereits mit 4:0 führte und nur noch einen Satz gebraucht hätte, schafften die Chinesinnen den Ausgleich. 4:4. Stechen. Zuschauer waren verwundert, so hatte man die dominaten Koreanerinnen schon lange nicht mehr schwächeln sehen. Doch im Stechen bewiesen sie, wie nervenstark sie sind und gewannen mit 29-27. Der 10. Titel in Folge!

Herren Team:
Korea, Frankreich und Indien gingen nach der Qualifikation als Favoriten ins Rennen. Im Viertelfinale schied Indien aber aus. Mit 2:6 gewann das türkische Team um Olympiagewinner Mete Gazoz und zog statt Indien ins Halbfinale ein. Dort lieferten sie sich ein unfassbar enges Kopf-an-Kopf Rennen mit dem französisches Trio, welches nach vier Sätzen in einem Gleichstand endete. Auch hier hieß es also: Stechen. Es ging kaum spannender, beide Teams erzielten 27 Ringe, doch die Franzosen hatten den besseren Pfeil und durften sich über den Einzug ins Goldfinale freuen. Das türkische Team konnte somit zwar nur noch um Bronze schießen, doch diese Chance ließen sie sich nicht entgehen und gewannen gegen China mit 6:2. Im großen Finale trafen mit Korea und Frankreich die beiden Spitzenreiter der Qualifikationsrunde aufeinander. Frankreich kämpfte stark (57, 58, 56) und machte kaum Fehler, doch Korea schoss ein beinahe perfektes Finale (57, 59, 59) und ließ nur fünf Ringe in drei Sätzen liegen. Damit sicherten sie sich, wie auch die koreanischen Damen am Vortag, die Goldmedaille.

Weiter geht es mit den 1/32 und 1/16 Finals vom 30. Juli – 1. August, bevor der Mixed Wettbewerb am 2. August ausgetragen wird.

(Foto: worldarchery)

Olympia Tippspiel für Zuhause

Es wird spannend!

Die Olympischen Spiele sind in vollem Gange und für die Bogenschützen geht es um die Medaillen. Passend zu diesen spannenden Wettkämpfen haben wir Tippspielvorlagen erstellt, mit denen man ganz einfach von zuhause vorab mitraten kann oder einfach, um den Wettkampf zu verfolgen.

Die Daten stehen zum Download und Druck bereit. Die Matchpläne der Einzelwettkämpfe sind auf A4 angelegt – einfach drucken, alle vier Teile zusammenkleben und im Großformat Olympia verfolgen.

Viel Spaß beim Raten und Tippen!

DamenTeam_Matchplan
HerrenTeam_Matchplan
MixedTeam_Matchplan

HerrenEinzel_Matchplan
DamenEinzel_Matchplan

Bogen-EM Essen: Jetzt als Volunteer bewerben

Nach der Bogen-EM 2022 in München und der -WM 2023 in Berlin steht das nächste internationale Bogen-Highlight in Deutschland vor der Tür: die Bogen-Europameisterschaft in Essen (5. bis 12. Mai 2024). Wer nicht nur dabei, sondern mittendrin sein möchte, kann sich als Volunteer bewerben.

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(Quelle: www.dsb.de / Bild: Eckhard Frerichs)

Bogensport international: World Archery-Ehrenpräsident Jim Easton verstorben

Die internationale Bogensportgemeinde trauert um James L. („Jim“) Easton. Der frühere Präsident des Bogenweltverbandes FITA starb am Montag, 4. Dezember 2023, im Alter von 88 Jahren in Los Angeles. Easton galt als einer der einflussreichsten Sportfunktionäre an der Wende des 20. zum 21. Jahrhundert.

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(Quelle: www.dsb.de)

Von „Mister Perfect“ zur Legende – Schloesser ist die „600er Maschine“

Als Mike Schloesser vergangene Woche in Taipeh seine perfekte 600-Punkte-Qualifikationsrunde absolvierte, war es vielleicht am außergewöhnlichsten, dass absolut niemand in der Arena überrascht war. Es war das vierte Mal in seiner Karriere, dass er dieses Kunststück bei einem internationalen Wettbewerb vollbrachte.

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(Quelle Text/Bild: www.worldarchery.sport)

Bogen-EM Essen: Dienstleister für Saison-Höhepunkt gesucht

Nach Bogen-EM 2022 in München und Bogen-WM 2023 in Berlin findet auch im nächsten Jahr ein Bogensport-Höhepunkt statt: Vom 5. bis 12. Mai 2024 empfängt die Stadt Essen die europäische Bogenelite zur Europameisterschaft.

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(Quelle: www.dsb.de / Bild: Eckhard Frerichs)