Randnotiz aus Tokio (Teil 1): Absolute Kontrolle und doch ein Positiver?
Bogensport Magazin
Von Andreas Lorenz |
Als „Mann vor Ort“ wirft Andreas Lorenz für das BSM einen Blick hinter die Kulissen
Meine Olympische Reise nach Tokyo Haneda hat am Flughafen Frankfurt begonnen …. Obwohl, das stimmt so nicht!
Die Vorbereitungen waren umfangreich, denn dank CORONA-Maßnahmen waren zwei negative PCR Tests bei einem der wenigen deutschlandweiten zugelassenen Labore vor der Abreise nötig, maximal 96 und 72 Stunden alt!
Es war vorgegeben, sich in den zwei Tracking Apps zu registrieren: „OCHA“ für alle Einreisende und „COCOA“, für alle, die sich in Japan aufhalten. Tracking App und Pflicht: das wurde in Europa und Deutschland heiß diskutiert, ist in Asien aber völlig normal. Für mich kein Problem, denn jede Maßnahme ist meiner Ansicht nach gerechtfertigt, um die Pandemie einzudämmen.
„Ich bin voll geimpft!“ – Fehlanzeige, keine Erleichterungen!
Also ich fliege los und lande nach 11 Stunden in Haneda Airport. Einreiseformalitäten sind bestens organisiert: man wird durch die Olympische Einwanderung gelotst und vor Ort nochmals getestet. Es wird kontrolliert, ob die Tracking Apps laufen – abschalten bedeutet, dass man riskiert, des Landes verwiesen zu werden!
Die Prozedur dauert fast vier(!) Stunden. Dann geht es ins Quartier, direkt im Bogensportkomplex, eine Sportschule – mein Zuhause bis zum Ende des Events. Drei Tage in absoluter Quarantäne! Was das bedeutet? Fenster sind versiegelt, das Essen wird an die Tür geliefert – es wird geklopft und nach einer Minute darf ich öffnen und das Essen reinholen – KEIN Kontakt zu irgendwem! Und im Anschluss? – elf Tage in Quarantäne SOFT, das bedeutet, ich werde das Bogensportgelände erst nach 15 Tagen verlassen können.
Nun zu der in der Überschrift gestellten Frage: Wie kann es dennoch zu positiven Fällen kommen? Gestern ereilte auch mich die Nachricht, im Olympischen Dorf sei ein positiver Corona-Fall gemeldet worden, und zwar eines Funktionärs. In meinen Augen nicht nachvollziehbar! Denn auch das Olympische Dorf ist eine Blase: Wie kann also ein Positiver, der all das gemacht hat, was vorgeschrieben war, es ins Dorf schaffen? Genau das zeigt: auch die aufwändigsten Vorsorgemaßnahmen sind nicht 100% sicher. Trotzdem soll alles getan werden, um so nah wie möglich an die 100% zu kommen! Denn die Spiele müssen stattfinden und sie werden stattfinden.