04.06.2025

Fünf Fragen an Holger Hertkorn

Zum Start des European Youth Cup in Sofia, Bulgarien, haben wir mit Holger Hertkorn gesprochen – dem Disziplinverantwortlichen für Compound. Thema war neben dem aktuellen Event auch der Compound-Mixed-Team-Wettbewerb, der ab 2028 Teil der Olympischen Spiele sein wird.

BSM: In gut einer Woche geht es los mit dem European Youth Cup in Sofia. Wie habt ihr euch mit dem Nachwuchsteam auf diesen wichtigen internationalen Wettkampf vorbereitet – und worauf lag euer Fokus in den letzten Wochen?
Holger Hertkorn: Wir hattten bisher zwei Lehrgänge, in denen wir zum einen das Material für die Freiluftsaison optimiert und uns mit wettkampfnahem Training auf die kommenden Wetkämpfe vorbereitet haben. Im wesentlichen bereiten sich die Athletinnen und Athleten jedoch individuell vor oder treffen sich in kleinen Gruppen zum gemeinsamen Training.
BSM: Der Youth Cup ist oft das Sprungbrett für kommende Talente – was sind deine Erwartungen und sportlichen Ziele für Sofia? Und worauf achtest du besonders bei jungen Schützinnen und Schützen in solchen Wettbewerben?
Holger Hertkorn: Für einige Sportler wird der Youth Cup das erste internationale Turnier sein. Mein Hauptaugenmerk liegt darauf, das Team bestmöglich zu unterstützen, so dass sie die gezeigten guten Trainingsleistungen, im Wettkampf umsetzen können. Hier wird sich zeigen, ob technische Anpassungen bereits verinnerlicht sind. Mit Noah Nuber haben wir aktuell einen Leistungsträger, der im letzten Jahr mit einer Goldmedaille beim Youth Cup und der EM-Silbermedaille gezeigt hat, dass er vorne mitmischen kann. Ich würde mich freuen, wenn er dieses Jahr daran anknüpfen kann und das gesamte Team mitzieht. Grundsätzlich ist es jedoch am wichtigsten Wettkampfpraxis zu sammeln, insbesondere im Hinblick auf die kommende WM in Canada.
BSM: Themenwechsel: Ab 2028 ist der Compound-Mixed Wettbewerb offiziell olympisch. Was bedeutet das für dich persönlich – und was war dein erster Gedanke, als du davon erfahren hast?
Holger Hertkorn: Natürlich habe ich mich über die Entscheidung sehr gefreut. Nicht nur wir, sondern weltweit haben Viele dazu beigetragen, unsere Disziplin populärer zu machen und diese Entscheidung herbeizuführen. Nachdem im letzten Jahr erst eine Absage kam, war das gesamte Team sichtlich enttäuscht. Nun sind natürlich Alle voller Erwartung, was nun kommt. Für mich persönlich ändert sich erst mal nichts. Es ehrt mich natürlich, nun der erste Verantwortliche dieser neuen olympischen Disziplin zu sein. Dementsprechend werde ich mich auch weiterhin voll reinhängen. Wir haben uns bereits im letzten Jahr so aufgestellt sowie einige Umstellungen vorgenommen, um im Rahmen der Möglichkeiten unser Bestes zu tun, entweder die Qualifikation zu den Olympischen Spielen zu schaffen, oder bei den World Games 2029 erfolgreich zu sein. Am diesjährigen Plan wird sich vorerst ebenfalls nichts ändern. Trotz stark gestiegener Kosten können wir die geplanten Maßnahmen durchführen.
BSM: Wird sich durch diese Entscheidung auch etwas an der langfristigen Trainingsplanung ändern? Und wie stark beeinflusst die neue Olympia-Perspektive bereits jetzt die Arbeit mit deinen Kadern?
Holger Hertkorn: Wir schauen nicht mehr von Jahr zu Jahr, was wir so machen, sondern planen langfristig. Unsere Planung ist bereits auf eventuelle Spiele bzw. World Games 2029 im eigenen Land ausgerichtet. Wir haben einige junge aufstrebende Athletinnen und Athleten im Team, die genau im richtigen Alter sind und bereits gute Leistungen abliefern und den Älteren zeigen, wo es lang geht. Das Trainerteam wurde verstärkt und wir versuchen das gemeinsame Training auszubauen. Vieles wird jedoch von Entscheidungen abhängen, die nicht in den nächsten Wochen und Monaten erfolgen werden. Wie werden wir zukünftig beim DOSB und BMI eingestuft. Gibt es zusätzliche Förderung oder nicht. Können professionelle Strukturen aufgebaut werden, unter anderem mit einem Bundesstützpunkt für Compound. Einiges ist bereits angedacht und in Planung. Aber bei aller Euphorie sollte man sich jedoch bewusst sein, dass es um eine Medaillenentscheidung geht. Sicherlich werden uns daher zukünftig nicht die Mittel zur Verfügung stehen, wie anderen Disziplinen, bei denen es um mehr Medaillen geht.
BSM: Was sind deine persönlichen Highlights und sportlichen Ziele für die nun beginnende Außensaison – national wie international?

Holger Hertkorn: Natürlich die Junioren-WM in Canada und die WM in Korea, dem Heimatland des modernen Bogenschießens. Wir arbeiten daran, mit starken Teams teilzunehmen. Diese Heighlights sind gerade für die deutschen Compounder wichtig, die aktuell noch nicht das gesamte internationale Programm absovieren können. An den WMs nehmen wirklich alle hochkarätigen Athlethinnen und Athleten der Welt teil. Hier wird sich zeigen, wie man im Vergleich zur internationalen Spitze steht und man kann natürlich viel viel lernen. National wird sicherlich die DM in Wiesbaden wieder der Top-Event des Jahres sein. Leider werden die besten Damen und Herren und auch Ich nicht dabei sein können, da zeitgleich die WM in Korea stattfindet.

Vielen Dank für das Gespräch!

(Foto: DSB)