19.09.2017

Die beste Hilfe bei Schulterschmerzen

Bogenschießen ist ein gesunder Sport, der kaum Verletzungsrisiken kennt. Doch den Schultermuskeln kommt eine besondere Bedeutung zu: Sie werden beim Bogenschießen stark gefordert. Weit verbreitet ist zum Beispiel die hoch gezogene Schulter – eine klare Fehlbelastung der beteiligten Muskeln.

Das Problem: Die Schulter ist für übermäßige Belastungen gar nicht ausgelegt. Als Kugelgelenk ist das Schultergelenk etwas anders aufgebaut als andere Gelenke im Körper: Die Gelenkpfanne des Schultergelenks ist deutlich kleiner als der Gelenkkopf (4:1). Dadurch besteht nur eine geringe Kontaktfläche und es kann leicht zu einer Instabilität kommen. Der Vorteil dieser Konstruktion ist, dass die Schulter eine große Mobilität besitzt – in einem Kreis von 360 Grad kann sie bewegt werden.

Damit die Schulter stabil bleibt, umgibt ein kräftiger Muskelmantel das Gelenk. Vier Muskeln umspannen wie eine Manschette von hinten nach vorne den ganzen Oberarmkopf und werden unter dem Begriff Rotatorenmanschette zusammengefasst. Die vier Muskeln, die die Rotatorenmanschette bilden sind: Musculus subscapularis, Musculus supraspinatus, Musculus infraspinatus und Musculus teres minor. Da die Sehnen dieser vier Muskeln alle am Oberarmkopf ansetzen wird oft vereinfacht von „der Rotatorenmanschette“ gesprochen, obwohl es sich um mehrere Muskeln handelt.

Dr. Ansgar Ilg, Orthopäde im Orthocentrum Hamburg und Chefarzt der Parkklinik Manhagen: „Chronische Überlastung ist die häufigste Ursache für Schulterschmerzen bei Bogenschützen. Dies führt zu Abnutzungserscheinungen an Knochen, Gelenken, Muskeln und Sehnen.“ Durch eine falsche Technik oder einseitiges Training kann dieser negative Prozess weiter beschleunigt werden.

Häufige Ursachen für Schulterschmerzen bei Bogenschützen:

Tendinopathie

Zu den häufigsten Ursachen für Schulterschmerzen bei Bogenschützen zählen Erkrankungen der Sehnen, medizinisch Tendinopathien genannt. Sehnen verbinden die Muskeln mit den Knochen beziehungsweise den Gelenken. Die Kraftübertragung eines Muskels erfolgt stets über die zugehörige Sehne. Dr. Ilg: „Die Sehnen sind das schwächste Glied in der Kette. Muskeln passen sich einem neuen Trainingsplan schnell an, Sehnen brauchen Zeit.“ Zusätzlich problematisch: Es gibt nur wenige Blutgefäße in den Sehnen. Darum können sie sich schlecht regenerieren und heilen sehr schlecht. Eine langandauernde Überlastung führt oft zu Mikrotraumen (Kleinstrisse) in der Sehne, eine Entzündung entsteht. Dadurch wird die Sehne schlechter durchblutet, kaum mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und verschleißt immer mehr. Mitunter reißt die Sehne sogar. „Eine vorgeschädigte Sehne kann schon bei leichter Anstrengung reißen“, weiß Dr. Ilg. Vor allem die Supraspinatussehne gilt als sehr anfällig. Sie bildet den oberen Anteil der Rotatorenmanschette unter dem Schulterdach und trägt wesentlich zur Schulterzentrierung bei.

 

Muskuläre Verkürzungen

Manche Bogenschützen trainieren zu einseitig. Viele Muskeln werden aber kürzer, wenn sie einseitig bewegt und nicht regelmäßig gedehnt werden. Beim Bogenschießen sind es die Brust-, Rücken- und Schultermuskeln, die sich bei unausgewogenem Training verkürzen können. Das hat große Folgen für das gesamte Schultergelenk: Die verkürzten Muskeln verursachen nun stärkere Zugkräfte auf die jeweiligen Knochen, zwischen denen die Muskeln liegen. Da das Skelett den neuen Kräfteverhältnissen folgt, verändert sich nach und nach die Schulter selbst. Diese veränderte Gelenkstellung führt wiederum oft zu muskulären Fehlfunktionen (muskuläre Dysbalance), die zusätzlich Veränderungen im Spannungszustand der Muskulatur (Muskelhypertonus) verursachen können.

 

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